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Goldcrash bei Zinserhöhungen?

26.01.2010  |  Thorsten Proettel
Notenbanken können Zinsen nur erhöhen

Als eine pauschale Erklärung für den derzeit vergleichsweise hohen Goldpreis wird gerne das niedrige Zinsniveau angeführt. Hierdurch bleiben die Opportunitätskosten für Goldanleger gering, denn mit einer alternativen Anlage in sichere Rentenpapiere oder mit einem Sparbuch ließen sich aktuell kaum Zinsen verdienen. Gleichzeitig schwimmen die Banken in Geld und auch Privatanleger sind auf der Suche nach lohnenden Anlagen, so dass die These von der liquiditätsgetriebenen Goldhausse plausibel erscheint. Bedeutet dies jedoch umgekehrt sinkende Goldnotierungen, wenn das Zinsniveau wieder ansteigt? Bekanntlich haben die großen Notenbanken ihre Leitzinsen als Reaktion auf die Bankenkrise und die folgende Rezession Ende 2008 bis Anfang 2009 auf Rekordtiefs von 1% in der Eurozone beziehungsweise von fast null in den USA gesenkt. Damit sollte klar sein, dass weitere Reduzierungen praktisch nicht möglich sind und die nächsten Zinsschritte der Notenbanken nach oben gehen. Die hierbei offene Frage ist lediglich, wann die Zinsanhebungen erfolgen.

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Einfluss der Zinsen wird überschätzt

Da der physische Goldhandel wie auch der Terminhandel auf US-Dollar-Basis erfolgt, ist die Zinsentwicklung in den USA entscheidend. Hier gab es seit der Freigabe des Goldpreises Anfang der 1970er Jahre insgesamt acht große Phasen mit steigenden Leitzinsen. Ein eindeutiges Muster ist nicht zu erkennen: Der Goldpreis ist während vier dieser Phasen gefallen aber auch vier mal angestiegen. Umgekehrt ergibt sich in Phasen sinkender Leitzinsen ebenfalls kein klares Bild: In fünf von acht Fällen ist der Goldpreis angestiegen, während er drei mal gefallen ist. Der Erklärungsansatz mit den Opportunitätskosten erscheint demnach wenig überzeugend und der Einfluss der Zinsen auf den Goldpreis dürfte allgemein überschätzt werden.

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Möglicherweise liegt das teilweise an den Handelsspannen für Goldmünzen und -barren. Eine Krügerrand-Münze eignet sich deshalb nicht zur kurzfristigen Gewinnerzielung und nur weil der Zinssatz für das Sparbuch um ein oder zwei Prozentpunkte angestiegen ist, dürfte sich in der Regel niemand von seinem Goldschatz trennen. Entsprechend sieht es mit Goldschmuck aus. Interessanterweise ist der Goldpreis in den 1970er Jahren sogar sehr deutlich im Gleichlauf mit den Zinsen angestiegen. Die Notenbanken drehten damals zur Bekämpfung der Inflation an der Zinsschraube, wobei Gold trotz hoher Opportunitätskosten aufgrund der Geldentwertung attraktiv erschien. Steigende Leitzinsen werden wahrscheinlich auch 2010 keinen Goldcrash auslösen.

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© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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