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Hedgen Sie doch Ihre Benzinkosten ab!

15.06.2005  |  Jochen Steffens
Der Dax tritt auf der Stelle, richten wir also unsere Aufmerksamkeit einmal auf Börse und das "reale Leben". Denn man soll es kaum glauben, aber die Börse kann hin und wieder auch sehr nützlich sein, abseits der wilden Spekulationen und des langen zehnjährigen kostelanischen Winterschlafes.

Sie als Investor UND Autofahrer haben einen riesigen Vorteil gegenüber anderen Autofahrern. Sie können sich gegen höhere Benzinpreise absichern (abhedgen). Der Ölpreis steigt und würde man die Dollarstärke rausrechnen, hätten wir so ungefähr die Tops wieder erreicht. Es hilft also alles nichts, wir müssen mit hohen Ölpreisen rechnen. Die "Driving Season" beginnt in den USA, die Trader gehen von höheren Ölpreisen aus und kaufen. Der Ölpreis steigt.

(Ein kleiner Einschub sei mir gegönnt: Kaum jemand redet davon, dass ein höherer Benzinpreis auch Auswirkung auf den Verbrauch während der Driving Season haben wird - Einschub Ende.)

Doch das ist nicht der einzige Grund, der den Ölpreis ansteigen lässt. Daneben sind gute Konjunkturdaten aus China Anstoß für leichte Nervosität am Ölmarkt. Zunächst die Nachricht, dass die Inflation eingedämmt werden konnte und es heute gute Zahlen zum Einzelhandel gibt. Chinas "Wachstumsdelle" scheint ein Ende zu finden. Der Ölhunger Chinas treibt weiter die Preise.

Da nun auch noch der Euro im Vergleich zum Dollar schwächer notiert, kriegen wir den aktuellen Preisanstieg direkt doppelt mit, nachdem die Preise im letzten Jahr durch den hohen Euro abgefedert wurden. Was macht ein geneigter Anleger UND Autofahrer? Er fragt sich, ob der Ölpreis noch weiter steigen kann. Denkt er, dass genau das passieren wird, hedged er sich "einfach" gegen steigende Ölpreise ab. Das geht wie folgt:

Rechnen Sie einfach mal so grob über den Daumen aus, was Sie im Jahr verbrauchen. Gehen wir davon aus, Sie fahren 40.000 km/Jahr. Ihr PKW verbraucht im Schnitt 8 Liter auf 100 km, dann brauchen Sie knappe 3200 Liter Sprit. Rechnen wir einmal mit einem Spritpreis von 1,20 €. Dann haben Sie Kosten von 3840 € / Jahr. Gehen wir weiterhin davon aus, dass Sie mit einem Anstieg der Öl- und damit der Benzinpreise von 10% rechnen. Dann müssten Sie eine Summe von 384 € abhedgen.

Dazu kaufen Sie ein Open-End Zertifikat auf den Brendt, nicht währungsbereinigt natürlich! Sie kaufen das so, dass Sie, sofern der Ölpreis um 10% ansteigt, 384 € Gewinn machen (ich gehe dabei davon aus, dass ein Ölpreisanstieg um 10% direkt auch einen Benzinpreisanstieg um 10% bewirkt, das stimmt so natürlich nicht, aber es gibt keine Zertifikate auf den Benzinpreis, leider).

Nun können Sie ruhig abwarten, was passiert. Sollte der Öl- und dann auch der Benzinpreis weiter steigen, dann haben Sie diese zusätzlichen Kosten durch die Gewinne des Zertifikates abgesichert, sollte er jedoch wieder fallen, dann werden Sie allerdings auch nicht davon profitieren. Sie ankern Ihren Benzinpreis (mehr oder weniger) mit dieser Aktion auf 1,20 € fest. Wenn Sie natürlich erkennen, dass der Ölpreis in sich zusammenbricht, können Sie auch früher als nach Jahresablauf verkaufen. Allerdings tragen Sie dann das Spekulationsrisiko!

Im Moment steht der Ölpreis wieder sehr hoch, deshalb würde ich nur einen Teil der Gesamtsumme abhedgen und warten, bis der Ölpreis noch einmal runter kommt. Dann erst einen zweiten Teil absichern. Je tiefer der Öl- und Benzinpreis steht, wenn Sie sich absichern, desto tiefer ist der Benzinpreis, den Sie ankern.

Sollten Sie alles richtig machen, werden sich zumindest alle wundern, warum Sie trotz der neuesten Benzinpreiserhöhungen lächeln, während Sie an der Zapfsäule stehen und die Euros in Ihrem Tank verschwinden.


© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor's Daily"



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