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Betrachtungen zum Investitionsgüterzyklus - Überraschungspotential per 2010/2011

12.02.2010  |  Folker Hellmeyer
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Während in den Industrienationen mit der erwähnenswerten Ausnahme der Eurozone (+6,8%) in der Phase 2006 - 2009 merkliche Rückgänge zu verzeichnen waren, lieferten China und Brasilien jeweils Zunahmen um 105,4%, respektive um 49,9%.

Innerhalb der Gruppe der Industrienationen ist die Entwicklung in den USA mit -31,9% als prekär einzustufen. Der Kapitalstock in den USA erodiert in einem erschreckendem Tempo mit negativen Wirkung für das Potentialwachstum. Die entscheidende Fragestellung bezieht sich jedoch nicht auf eine Vergangenheitsbetrachtung, sondern auf den Blick nach vorn.

Dabei blenden wir China aus. Die Maßnahmen sind zu maßgeblichen Teilen Folge der massiven fiskalischen Subventionierung und beziehen sich überwiegend auf Infrastrukturprojekte. Unser Fokus geht dagegen in Richtung der Investitionstätigkeit in den Unternehmen insbesondere in den Industrienationen, die für einen Anteil am Welt-BIP in Höhe von circa 53% stehen.

Nach den Fehlprognosen des IWF und der weiteren Elite der volkswirtschaftlichen Institute per Anfang 2008, als die Wachstumsprognosen aggressiv nach oben angepaßt wurden, ergab sich ab 2. Hälfte 2008 eine markante Ernüchterung, die zu einem aggressiven Abbau der Lagerbestände, Abbau der Beschäftigung und vor allen Dingen zu einem Einstampfen der Investitionspläne und damit der Investitionstätigkeit als auch einem Zurückfahren der Wartung der Maschinenparks führte, um Einsparpotentiale zu heben.

Bereits per 2. Quartal 2009 kam es zu einer von den Eliten der Volkswirtschaft nicht erwarteten Belebung des Auftragseingangs auf globaler Ebene. Die Lagerbestände, die aktuell auf extrem niedrigen Niveau liegen (siehe Chart. Lagerbestand USA), werden nur sukzessive, beinahe widerwillig, den aktuellen Gegebenheiten angepaßt. In vielen Schlüsselbranchen ergeben sich aktuell in der Folge Lieferengpässe.

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Die Investitionstätigkeit sprang 2009 nicht ansatzweise an. Im Gegenteil ergaben sich trotz Belebung der Auftragseingänge ab 2. Quartal 2009 massivste Einbrüche im Investitionssektor. Jüngste Einlassungen aus dem deutschen Maschinenbau sind diesbezüglich stichhaltiger anekdotischer Beleg. Diese Entwicklung impliziert im Sektor Investitionsplanung der Unternehmen einen Trendfolgemodus.

Vor diesem Hintergrund werfen wir einen Blick auf die Wachstumsprognosen des IWF für die Phase 2010 - 2011. Per 2010 hat der IWF im Januar die Prognose von zuvor +3,1% auf +3,9% angehoben. Diese Prognose liegt damit exakt auf dem Niveau unserer Jahresprognose 2010 (erstellt November 2009), die wir als konservativ klassifizieren. Im Klartext schließen wir per 2009 positives Überraschungspotential bis zu 4,5% nicht aus. Für 2011 unterstellt der IWF eine Fortsetzung des globalen Wachstums bei dann 4,3%. Damit nähern wir uns den Wachstumsclips von 2006 und 2007 bei gut 5% an.

An dieser Stelle muß die Frage gestellt werden, ob Unternehmen hinsichtlich der aktuellen Umstände eines aufgehellten globalen konjunkturellen Umfelds, das ausgehend von den Schwellenländern zu wachsenden Teilen selbsttragenden Charakter entwickelt, nach mehr als 1 ½ jähriger Abstinenz in den Fragen angemessener Wartung, Ersatzinvestition oder Neuinvestition weiterhin in Lethargie verharren werden?


Fazit:
  • Der Blick auf den aus den Tabellendaten abgeleiteten Chart impliziert, daß die Investitionstätigkeit in den Industrieländern mit dem globalen Wachstum korreliert sind.
  • Aus dieser Korrelation läßt sich ableiten, daß sich die Tendenz bei Investitionen zukünftig aufhellen wird.
  • Bezüglich der international obwaltenden Konjunkturskepsis ist mit einer Neuausrichtung in der 2. Hälfte 2010 zu rechnen.
  • Diese Neuausrichtung im Investitionsgüterzyklus ist bislang in den Prognosen weitgehend unberücksichtigt.
  • Daraus läßt sich per 2010/2011 positives konjunkturelles Überraschungspotential ableiten.

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Verantwortlich für den Inhalt: Financial Markets


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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