Edelmetalle: Der langfristige Einfluss von Notenbanken und Hedgern
16.02.2010 | Thorsten Proettel
Preisdruck in den 1990er Jahren ...
In den letzten Monaten haben verschiedene Notenbanken mit der Aufstockung ihrer Goldreserven für Schlagzeilen gesorgt (siehe auch Wochenkommentar). 2009 dürfte ihre Nachfrage per Saldo 10 Tonnen ausgemacht haben. Die Bedeutung der Goldverkäufe durch die Notenbanken wird auch bei längerfristigen Betrachtungen und unter Berücksichtigung der Hedging-Aktivitäten der Goldminen deutlich. In den 1990er Jahren veräußerten die Währungshüter meist unabgesprochen größere Mengen am Markt. Gleichzeitig sicherten viele Minengesellschaften ihre Förderung gegen sinkende Preise ab, womit letztendlich ebenfalls Gold verkauft wurde. Ein Weg des Hedgings besteht nämlich darin, sich Gold zu leihen, es an der Börse zu verkaufen und den Goldkredit mit der zukünftigen Fördermenge wieder zu begleichen. Die Summe aus den Notenbank- und den Hedging-Aktivitäten führte somit zu einem zusätzlichen Goldangebot in Höhe von durchschnittlich 550 Tonnen pro Jahr. Der Preis sank in diesem Zeitraum und es ist vielleicht kein Zufall, dass die Notierungen ausgerechnet 1999 ihren Tiefstand erreichten, als der Einfluss beider Größen am stärksten war.
... aber positiver Einfluss im lezten Jahrzehnt
Danach änderte sich das Bild. Zwar verkauften die Zentralbanken sogar größere Mengen Edelmetall als vorher. Die Verkäufe wurden aber seit Ende 1999 durch das Goldabkommen der Notenbanken weitestgehend gedeckelt und koordiniert. Außerdem gingen die Minengesellschaften dazu über, ihre Hedges aufzulösen, so dass dem Markt über die Rückführung der geliehenen Goldmengen Edelmetall entzogen wurde. In dem Zeitraum von 1999 bis 2009 neutralisierte dies die Notenbankverkäufe somit teilweise. Die Summe aus beiden Aktivitäten als Gradmesser für den Einfluss sank allmählich und rutschte aufgrund der gefallenen Veräußerungen der Notenbanken zuletzt sogar in den positiven Bereich. Die Goldhausse seit 2001 dürfte deshalb zu einem Teil auf die geschilderte Entwicklung zurückzuführen sein.
Für die kommenden Jahre ist schon heute absehbar, dass De-Hedging keinen wesentlichen Einfluss mehr ausüben kann, da die globale Netto-Hedge-Position der Minen bereits überwiegend abgebaut wurde. Aber selbst wenn die Bergbaukonzerne angesichts des hohen Preises wieder Terminsicherungsgeschäfte betreiben sollten, dann könnte der Gesamteffekt für das Angebot negativ bleiben, sofern die Notenbanken weiterhin auf der Käuferseite des Marktes stehen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
In den letzten Monaten haben verschiedene Notenbanken mit der Aufstockung ihrer Goldreserven für Schlagzeilen gesorgt (siehe auch Wochenkommentar). 2009 dürfte ihre Nachfrage per Saldo 10 Tonnen ausgemacht haben. Die Bedeutung der Goldverkäufe durch die Notenbanken wird auch bei längerfristigen Betrachtungen und unter Berücksichtigung der Hedging-Aktivitäten der Goldminen deutlich. In den 1990er Jahren veräußerten die Währungshüter meist unabgesprochen größere Mengen am Markt. Gleichzeitig sicherten viele Minengesellschaften ihre Förderung gegen sinkende Preise ab, womit letztendlich ebenfalls Gold verkauft wurde. Ein Weg des Hedgings besteht nämlich darin, sich Gold zu leihen, es an der Börse zu verkaufen und den Goldkredit mit der zukünftigen Fördermenge wieder zu begleichen. Die Summe aus den Notenbank- und den Hedging-Aktivitäten führte somit zu einem zusätzlichen Goldangebot in Höhe von durchschnittlich 550 Tonnen pro Jahr. Der Preis sank in diesem Zeitraum und es ist vielleicht kein Zufall, dass die Notierungen ausgerechnet 1999 ihren Tiefstand erreichten, als der Einfluss beider Größen am stärksten war.
... aber positiver Einfluss im lezten Jahrzehnt
Danach änderte sich das Bild. Zwar verkauften die Zentralbanken sogar größere Mengen Edelmetall als vorher. Die Verkäufe wurden aber seit Ende 1999 durch das Goldabkommen der Notenbanken weitestgehend gedeckelt und koordiniert. Außerdem gingen die Minengesellschaften dazu über, ihre Hedges aufzulösen, so dass dem Markt über die Rückführung der geliehenen Goldmengen Edelmetall entzogen wurde. In dem Zeitraum von 1999 bis 2009 neutralisierte dies die Notenbankverkäufe somit teilweise. Die Summe aus beiden Aktivitäten als Gradmesser für den Einfluss sank allmählich und rutschte aufgrund der gefallenen Veräußerungen der Notenbanken zuletzt sogar in den positiven Bereich. Die Goldhausse seit 2001 dürfte deshalb zu einem Teil auf die geschilderte Entwicklung zurückzuführen sein.
Für die kommenden Jahre ist schon heute absehbar, dass De-Hedging keinen wesentlichen Einfluss mehr ausüben kann, da die globale Netto-Hedge-Position der Minen bereits überwiegend abgebaut wurde. Aber selbst wenn die Bergbaukonzerne angesichts des hohen Preises wieder Terminsicherungsgeschäfte betreiben sollten, dann könnte der Gesamteffekt für das Angebot negativ bleiben, sofern die Notenbanken weiterhin auf der Käuferseite des Marktes stehen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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