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Über Gold, Währungen und Inflation

17.06.2005  |  Marco Feiten
Der Primärtreiber einer Gold- bzw. Edelmetallhausse ist der negative Realzins, d.h. ein Zinsniveau unterhalb der Inflationsrate. Dies ist auch logisch, denn Gold bietet eben keinen Zins. Folglich ist Gold nur dann interessant wenn sein relativer Wert gegenüber einer Währung steigt, d.h. wenn der in der Währung zu gewinnende Zins niedriger ist als der Prozentsatz den die Währung gegen reale Werte verliert.

Nun hat die US-Notenbank jedoch schon einige Zinsanhebungen durchgeführt und selbst wenn die Anleihen dies nicht nachvollzogen haben (was Herrn Greenspan ein "Rätsel" ist), so ist doch eben der reale Zins in den USA wieder positiv geworden:


Der Zusammenhang von Realzinsen und Gold

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Quelle: www.zealllc.com/2005/realgold8.htm


Die US-Notenbank hat bereits angekündigt dass sie die Zinsen weiter moderat anheben will. Gleichzeitig wird sich die US-Wirtschaft aus meiner Sicht ab dem dritten Quartal merklich abschwächen, sodass ich bis auf weiteres keinen Preisdruck heraufziehen sehe. Dies wäre der Fall hätten wir da nicht die indischen und chinesischen Arbeiter die global die Preise drücken. Jene kompensieren derzeit sogar das "hohe Ölpreisniveau" - wir sind nun mal inzwischen eher Dienstleistungsgesellschaften.

Dies war - neben dem Sentiment - auch ein wesentlicher Grund für mich schon ab Februar das temporäre Ende der US-Dollar-Talfahrt zu proklamieren. Ich nehme an dass sich die Erholung des US-Dollar noch eine Weile hinziehen kann - zumindest sollte es zunächst keine stärkeren nachhaltigen Verluste mehr gegen den Euro geben. Das Gold in US-Dollar sehe ich daher skeptisch, denn zumindest für die Dollar-Halter ist Gold gegenwärtig uninteressant.

Ich glaube zudem dass es viele größere Adressen gibt die den Goldpreis nochmals tiefer sehen wollen um sich günstiger langfristig positionieren zu können. Man darf nicht vergessen wie klein der Markt in Bezug zum Papiervermögen ist. Wann lässt es sich also besser kaufen als in einer Phase wo andere eben z.B. aufgrund offenkundiger Chartbrüche verkaufen?

Für uns Europäer sieht die Sache übrigens anders aus. Ironischerweise ist es nun Euroland welches ins das Terrain negativer Realzinsen abdriftet. Durch den jüngsten Euro-Einbruch sind gleich die Ölpreise hier angestiegen, d.h. die "Inflation hat einen Satz" gemacht. Gleichzeitig ist die wirtschaftliche Schwäche - insbesondere der Kernländer - offensichtlich, sodass noch niedrigere Zinsen gefordert werden. Es überrascht mich daher überhaupt nicht dass Gold nun jüngst in Euro nach oben ausgebrochen ist:


Gold in Euro - Ausbruch

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The Euro Gold Chart
Quelle: www.the-privateer.com/chart/eurogold.html


Wann wird Gold wieder in US-Dollar steigen? Das lässt sich nur schwerlich sagen, ich denke jedoch dass die US-Notenbank spätestens im zweiten Quartal 2006 wieder beginnen muss die Zinsen zu senken. Sollte sich der Ölpreis bis dahin nicht wesentlich abgeschwächt haben und sich in den USA weiterhin kein Gesinnungswandel hinsichtlich Haushaltspolitik und insbesondere dem kostspieligen Antiterrorfeldzug und "Irak-Engagement" ergeben haben dürfte spätestens dann Gold in US-Dollar seinen Anstieg von einem eher ermäßigten Niveau fortsetzen können.

Ich nehme zudem weiterhin an dass die Loslösung des Yuan vom US-Dollar nicht ohne Folgen bleiben wird (dazu sei auf einen Artikel von mir vom Sommer 2003 verwiesen: Der Zusammenbruch des US-Dollar-Standards) - und hier ist jede Zeitangabe reine Spekulation.

Für mich ist die aktuelle US-Dollar-Erholung ein "Dead Cat Bounce". Ich denke dass der US-Dollar irgendwann in den kommenden 10 Jahren zusammenbrechen, d.h. eine unfassbare Phase der Inflation (im Sinne von exorbitanten Preissteigerungen) das aktuelle Weltwährungssystem sprengen wird. Daran glaube ich so lange wie z.B. immer stärker verfälschte staatliche Statistiken oder die globale Schuldenproblematik nicht (welt)politisch diskutiert werden.



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