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Die Angst übernimmt

20.02.2010  |  Peter Schiff
Während der vergangenen drei oder vier Jahre hat sich ein ungewöhnliches Phänomen an den globalen Investment-Märkten entwickelt. Ungeachtet einiger Ausnahmen bewegen sich viele Anlageklassen, und hier besonders in- und ausländische Aktien, Rohstoffe sowie Fremdwährungen tagein tagaus in dieselbe Richtung. Diese Mega-Korrelation besteht nun schon seit so langer Zeit, dass die meisten sie als gegeben und selbstverständlich hinnehmen. Somit bleiben den Investoren relativ simple Wahlmöglichkeiten: Wann investiert man sein Geld ganz allgemein in den Märkten und wann parkt man es wieder in Cash und US-Staatsanleihen?

Viele vergessen jedoch, dass dieses Muster finanzgeschichtlich relativ neu ist. Und noch weniger Menschen werden den Grund für die derzeit bestehende Anomalie kennen. Die logischste Erklärung lautet aus meiner Sicht "Angst"; Angst, die global, tiefgreifend und beständig ist. Befürchten Investoren eine Inflation, kaufen sie traditionell Aktien, Rohstoffe, Gold und Fremdwährungen, und aus denselben Gründen verkaufen sie Dollars und US-Staatsanleihen. Befürchten Investoren eine Deflation, verkaufen sie Aktien, Rohstoffe, Gold und Fremdwährungen und kaufen Dollars sowie US-Staatsanleihen. Aktuell haben wir aber das Problem, dass keiner weiß, was er zu befürchten hat. Je nach Nachrichtenlage schwingt das Pendel von einem Extrem zum anderen und das täglich.

Die natürliche Folge eines inflationären Booms müsste eine deflationäre Krise sein. Den Boom haben wird gehabt, aber bisher haben wir den Großteil der Krise vermieden, oder zumindest den deflationären Part. Würde die Regierung eine solidere Geldpolitik verfolgen - eine, die den Märkten richtiges Funktionieren ermöglicht - würde sich das deflationäre Szenario auch entfalten. Auf lange Sicht betrachtet, wäre das zwar die beste Strategie, für Aktien, Rohstoffe und viele Fremdwährungen wäre ein solches Szenario hingegen sehr negativ. Wenn die Regierung die Rezession nun aber dadurch bekämpft, dass sie das Inflationspedal bis zum Bodenblech durchdrückt (und dafür haben sie sich ja eindeutig entschieden), dann sollten Investoren nach realen Vermögensanlagen und bestimmten Fremdwährungen Ausschau halten, um ihre Kaufkraft zu schützen. Aber eben das passiert größtenteils nicht.

Der Devisenmarkt scheint der Dreh- und Angelpunkt dieses Tauziehens um Inflation/ Deflation zu sein. Immerhin gilt: Cash is King, wenn die Preise für Vermögensanlagen fallen. Da der Dollar immer noch die Weltreservewährung ist, ist er der König unterm Cash und profitiert am meisten vom globalen Deflationsszenario. Steigt der Dollar, begeben sich auch die Staatsanleihen mit ihm auf die Reise, denn Investoren brauchen einen "sicheren" Platz, um ihn zu parken. Aber sollte die US-Regierung erneut eine jener erdrückenden Defizitprognosen vorlegen, so könnte die Inflationsangst schnell wieder da sein. Wir haben somit einen Markt ohne klare Richtung.

Manche betrachten diese Dynamik eher von Standpunkt des Risikolust aus und nicht der Angst. Sie behaupten, wenn Investoren Risiko suchen, dann kaufen sie risikoreiche Anlagen, wie zum Beispiel Aktien, wenn sie risikoscheu sind, dann suchen sie Sicherheit. Doch diejenigen, die Inflation befürchten, verkaufen Dollars und Staatsanleihen nicht, weil sie Risiko suchen, sondern weil sie es vermeiden möchten.

Hätten die Investoren aber das Gefühl, die Fed werde die Inflation mit offensiven Zinssatzerhöhungen bekämpfen, dann würde steigende Inflation auch als nachteilig für die Performance von Aktien angesehen werden. Aber es scheint auch fast jedem klar, dass es buchstäblich kein so virulentes Inflationsszenario gibt, welches Bernanke und seine Kollegen dazu bringen könnte, die Zinssätze wirklich anzuheben. Aber in Wirklichkeit sind die meistgefürchteten Möglichkeiten folgende: eine Inflation, die außer Kontrolle gerät oder eine Deflation, die die Anstrengungen der Fed zur Verhinderung einer solchen, zu Nichte macht.

Aus diesem Betrachtungswinkel, und ungeachtet der Richtung, in die der Aktienmarkt tendiert, werden dann Vermögensanlagen ganz einfach nur neu ausgepreist, um eine der zwei sehr unangenehmen Endfolgen widerzuspiegeln. Diejenigen, die steigende Aktienmarktpreise als einen Vorboten von Wirtschaftswachstum sehen, liegen daher falsch. Diese Bewegungen spiegeln mehr als wahrscheinlich die wachsende Angst unter den Investoren wider, welche befürchten, die Schuldenniveaus der USA werden den Dollar unter Wasser setzen.

In Anbetracht der fundamentalen Probleme, die der amerikanischen Wirtschaft zugrunde liegen und dem Ausmaß in welchem die Regierungspolitik diese Problem weiter verschlimmert, kann man kaum davon überzeugt sein, dass unsere Wirtschaft in näherer Zukunft zu nachhaltigem Wachstum zurückfinden wird. Deshalb ist es wohl viel sinnvoller, wenn man die Stärke an den Aktienmärkten mit Inflationsängsten in Verbindung bringt und sie nicht der wirtschaftlichen Stärke zuschreibt.

Zudem: Wären steigende Preise für US-Aktien Folge einer sich verbessernden Wirtschaftslage in den USA, so würde auch der Dollar zusammen mit den Aktien steigen. Aber jedes Mal, wenn die Aktienpreise steigen, sinkt der Dollar. Die beste Erklärung für diese Gegensätzlichkeit: Inflation und nicht Wachstum bewegt die Aktien und den Dollar. Somit sind steigende Aktienpreise nicht wirklich ein Indikator für einen Aktien-Bullenmarkt, sondern für einen Dollar-Bärenmarkt. Diejenigen, die beides nicht auseinanderhalten können, werden den Markt und die Wirtschaft auch weiterhin falsch lesen.

Für eine weiterführende Analyse unserer Finanzprobleme und der damit einhergehenden Gefahren für die US-Wirtschaft und die in US-Dollars angegebenen Investitionen, lesen Sie sein Buch "The Little Book of Bull Moves in Bear Markets" und auch seine jüngste Neuerscheinung "Crash Proof: How to Profit from the Coming Economic Collapse."

Noch wichtiger: Lassen Sie sich die großen Geschäfte nicht entgehen. Im seinem Spezialreport "Peter Schiff"s Five Favorite Investment Choices for the Next Five Years." bekommen Sie einen Einblick in die Strategien Peter Schiffs.

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© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 12.02.2010 auf www.safehaven.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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