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US-Notenbank: Drahtseilakt beginnt

19.02.2010  |  Heiko Aschoff
Hohe Zinsen sind bekanntlich Gift für die Aktienmärkte. Glücklicherweise sind wir davon noch weit entfernt (oder leider, wenn man sein Geld rentabel im klassischen Festgeldbereich anlegen möchte). Dennoch sollten Anleger hellhörig werden, wenn eine der mächtigsten Institutionen weltweit eine Kehrtwende in der Notenbankpolitik andeutet: die US-Notenbank hebt mit Wirkung von Freitag den Diskontsatz an und verteuert Notkredite für Banken.

Ein Signal an die Märkte, dass die massiven Rettungsmaßnahmen ihren Zweck erfüllt haben und es künftig schwieriger wird, die Notenbanken als Retter in der Not zu bemühen. Im Grunde handelt es sich um eine Normalisierung der vorangegangenen Ereignisse. Es fällt mir schwer, angesichts der Dramatik der Finanzmarktkrise von Normalisierung zu sprechen, aber letztendlich geht es darum, die üppigen Finanzmarktspritzen auf ein wirtschaftlich akzeptables Niveau zu reduzieren.

Was sich leicht schreiben lässt, ist in der Realität nicht so einfach. Die Notenbanken können aufgrund des Geldschöpfungsmultiplikators nur indirekt die Liquiditätsversorgung der Volkswirtschaft beeinflussen. Hinzu kommen psychologische Effekte. Schon die Erwartungshaltung bedeutender Marktteilnehmer kann zu irrationalen Reaktionen führen.

Der Drahtseilakt besteht darin, die Liquidität auf ein für uns erträgliches Maß zurückzuführen ohne eine Vollbremsung der Weltwirtschaft zu riskieren. Gelingt das, wird den Inflationsbefürchtungen der Wind aus den Segeln genommen. Bremsen die Notenbanken zu stark, kommt die Wirtschaft ins Trudeln. Kein leichtes Unterfangen.

Es besteht kein Grund zur Panik, aber Sorglosigkeit ist ebenfalls nicht angebracht getreu dem Motto "Vater Staat und die Notenbanken werden es schon richten". Wir befinden uns im größten wirtschaftlichen Experiment seit dem zweiten Weltkrieg. Es wäre vermessen zu glauben, die Konsequenzen unseres Wirkens in allen Facetten überblicken zu können. Anleger sind gut beraten, auf die Reaktion der Märkte zu achten - und die ist bisher recht gelassen.

Natürlich mache ich mir Gedanken über die zukünftige Entwicklung. Das berühmte große Bild. Wer macht das nicht? Die Wirklichkeit ist jedoch zu komplex, um sicher prognostiziert werden zu können. Prognosen sind eben nur Wahrscheinlichkeitsüberlegungen, die verknüpft mit einer "Wenn-dann-Logik" durchaus Sinn machen, aber nicht überbewertet werden sollten.

Deshalb richte ich mein wirtschaftliches Handeln an den Märkten aus. Zwar bekommt es dem eigenen Ego nicht immer gut, aber der Markt bestimmt letztendlich, was im Portemonnaie übrig bleibt. Daran kann keine Wirtschaftstheorie, kein akademisches Konstrukt oder anderes raffiniertes Denkmodell etwas ändern.


© Heiko Aschoff
www.trading4living.de
www.investment-ideen.de



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