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Wie die restriktive Kreditgewährung der Banken einen Aufschwung ausbremst

03.03.2010  |  Andre Fischer
- Seite 2 -
Fazit: AIG gab CDS-Instrumente in Höhe von zig hunderten Milliarden USD heraus, wodurch die Banken ihre Bilanzen "frisieren" konnten. Die Finanzinstitute haben also ihre Kreditrisiken nicht etwa dadurch begrenzt, dass sie bessere und krisensichere Vermögenswerte besaßen, sondern einfach dadurch, dass sie CDS-Papiere von AIG erwarben.

Mit dem Besitz dieser Papiere wurde das Verlustrisiko auf den US-Konzern übertragen und in den Portfolios der Banken verschwanden die Risiken einfach. Angst, dass die AIG untergeht, brauchte man ebenfalls nicht zu haben. In diesem Fall (der dann ja auch eintrat) würde der Steuerzahler für die Ausfälle geradestehen.

Anmerkung hierzu: Es war der jetzige US-Finanzminister Timothy Geithner, der maßgeblich an der Entscheidung beteiligt gewesen war, Lehman den Bach hinunter gehen zu lassen - auf der anderen Seite erklärte Geithner, AIG sei "to big to fail" (zu groß, um bankrott zu gehen). Der Skandal besteht auch darin, dass Geithner damals entschieden hatte, Banken wie Goldman Sachs und der Deutschen Bank ihre CDS-Derivate nicht nur teilweise, sondern zu 100 Prozent zu ersetzen. Viele Finanzmarktexperten wiesen zu Recht darauf hin, dass die FED hätte verlangen müssen, dass die Geschäftsbanken den Wert ihrer Wertpapiere drastisch herabsetzen.


Der gestörte Multiplikationsprozess im Bankensektor

Kommen wir jetzt aber wieder zum Phänomen der weltweit fallenden Kreditvolumina zu sprechen. Frühere Zinssenkungen der Notenbanken lösten stets nachhaltige Konjunkturaufschwünge mit entsprechend mehr verauslagten Kreditvolumina der Banken aus. Mit Liquiditätsspritzen und niedrigen Zinsniveaus ließ sich die private Verschuldung immer wieder anschieben. Jetzt aber haben die privaten Wirtschaftssubjekte ihre Verschuldungsgrenze erreicht. Da sowohl die US-Verbraucher als auch die Europäer an ihre Maximalverschuldung herangekommen sind, muss ein immer größerer Einkommensanteil (der Unter- und Mittelschicht) für den Schuldendienst verwendet werden. Dieses Geld fehlt dann aber für den Kauf von Waren und Dienstleistungen und somit auch für eine Expansion der Realwirtschaft.

Ein weiterer Faktor: Immens hohe Beträge frisch geschaffenen ("gedrucktes"!) Zentralbankgeldes fließt den Banken zu, die es aber nicht weiter verleihen, sondern bei der Zentralbank parken. Der Multiplikationsprozess durch das Bankensystem ist somit gestört. Der größte Teil des neu geschaffenen Geldes erreicht die Realwirtschaft nicht und kann sich dort auch nicht stimulierend auswirken.


Wir können an dieser Stelle mehrere Schlussfolgerungen ziehen:

  • Jedes "Wachstum", was auf einem Hebeleffekt basiert ("Leverage") und von einem Anstieg der Vermögenspreise (Aktien, Anleihen, Immobilien) abhängig ist, ist kein echtes Wachstum.

  • Dramatisch fallende Preise der Anlageklassen ("Asset-Preise"; Beispiele hierzu: Preisentwicklung der Immobilien in Nordamerika, Großbritannien, Griechenland und Spanien) führen zu hohen Verlusten und zu einer Einschränkung des Konsums.

  • Die Verschuldungsgrenzen (Privathaushalte und Unternehmer) der westlichen Industrienationen sind erreicht; parallel hierzu sind die Staatsschulden in schwindelnde Höhe gestiegen.

  • Bankenzusammenbrüche führen mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu Staatsbankrotten.

  • Aufgrund der hohen Verschuldung der verschiedenen Wirtschaftssubjekte führen selbst extrem niedrige Zinsen nicht zu einem nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung.

  • Für die kommenden Monate ist das Risiko einer Schuldendeflation sehr groß (= kurzfristiger deflationärer Crash).

  • Die Weltbörsen haben durch ihren Kursanstieg seit März 2009 einen Vertrauensvorschuss auf konjunktureller Ebene eingepreist, der in naher Zukunft wie eine Seifenblase zerplatzen wird.

  • Wenn die Wirtschaft nicht ausreichend mit Krediten versorgt wird, wird die Gewinnentwicklung der börsennotierten Unternehmen in 2010 und 2011 sehr schlecht ausfallen. Die Aktienmärkte haben damit erhebliches Rückschlagspotenzial (DAX: Verfall auf 4.500, vielleicht sogar auf unter 4.000 Punkte). Insbesondere der Zeitraum Spätfrühling/ Frühsommer 2010 ist sehr gefährlich.



© Andre Fischer
Trendraketen.de



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