Fair ist fair
23.02.2012 | Theodore Butler
Im Dezember veröffentlichte ich einen Artikel, in dem es um die Short-Positionen im großen Silber-ETF, SLV, ging. Damals belief sich diese Short-Position im SLV auf über 25 Millionen Anteile und wuchs dann bis Mitte Januar auf 26,6 Millionen Anteile an. Ich bleibe dabei, dass der Leerverkauf von SLV-Anteilen Betrug an den Anteileignern des SLV ist und auch den Silberpreis manipuliert. Denn die leerverkauften SLV-Anteile schlagen sich nicht in physischem Silber nieder, das im Trust deponiert wird und das den Trust verlässt; im Grunde sind dann alle SLV-Anteile im Umfang der leerverkauften Anteile nicht durch Metall gedeckt. (Laut Prospekt muss eine Unze Silber für jeden emittierten Anteil deponiert werden, und mit Leerverkäufen wird diese Vorgabe umgangen.)
Wenn das physische Silber nicht gekauft und für die leerverkauften SLV-Anteile hinterlegt wird, wird auch die normale Preisrückkopplung am Silbermarkt - ausgelöst durch steigende physische Nachfrage - unterbunden. Somit liegt Preismanipulation vor. www.goldseiten.de/artikel/18249--Exzessive-Short-Position-im-Silber-ETF.html
Da so viele von Ihnen dem Sponsor des SLV, BlackRock, geschrieben hatten, zog man dort auch eine Reihe von Konsequenzen. Zum Beispiel wurde ich nur wenige Tage nach Erscheinen des Artikels von Anwälten im Namen BlackRocks unmissverständlich aufgefordert, ich solle das unterlassen, was ihrer Darstellung nach einer Verleumdung ihres Auftraggebers gleichkomme. Ich wurde zudem aufgefordert, von der Veröffentlichung der Email-Adressen führender Mitarbeiter des Unternehmens abzusehen.
Die viel wichtigere Konsequenz ist aber folgende: Wie die Veröffentlichung der Leerverkaufsdaten vom 31. Januar 2012 zeigt, hat sich scheinbar etwas getan. Wie aus dem neuen Bericht hervorgeht, sank die Short-Position im SLV rapide um 35%, oder um mehr als 9,4 Millionen Anteile - von zuvor 26,6 Millionen auf unter 17,2 Millionen. Das ist die niedrigste Zahl leerverkaufter SLV-Anteile seit fast einem Jahr. Die Gesamtmenge der leerverkauften SLV-Anteile ist aber mit 5,3% der ausstehenden Anteile immer noch zu hoch, letzten Frühling hatten wir allerdings noch Rekordstände bei den leerverkauften SLV-Anteilen; die Short-Position lag damals bei mehr als 12% aller ausgegebenen Anteile. www.shortsqueeze.com/?symbol=slv&submit=Short+Quote%99
Mit Blick auf die zeitliche Abfolge der Ereignisse ist die bislang plausibelste Erklärung folgende: BlackRock oder jemand, der Einfluss auf die SLV-Shorts hat, machte seinen Einfluss geltend, und sorgte dafür, dass die SLV-Shorts ihre Leerverkaufsposition reduzierten. Der plötzliche Abbau der Short-Positionen fand zu einer Zeit statt, als die Preise deutlich stiegen - was es so noch nie gegeben hatte und wiederum auf Einwirkung von außen hindeutet. Sollte die Short-Position jedoch in Zukunft wieder deutlich ansteigen, darf folgende Erklärung als widerlegt gelten: Blackrock sah ein, dass es vorteilhafter wäre, den Vorwürfen nachzugehen und den Leerverkauf von SLV-Anteilen schließlich einzuschränken. Zumindest sieht es bislang tatsächlich so aus, als wären die leerverkauften SLV-Anteile glattgestellt worden, weil BackRock auf dieses Problem aufmerksam gemacht wurde und dementsprechend handelte. Danke an alle, die sich die Zeit nahmen, Blackrock zu schreiben.
Diese Leerverkäufe können enorme Auswirkungen für den Silbersektor. Unbegrenzte Leerverkäufe in physischen Metall-ETFs können den Silberpreis sehr negativ beeinflussen. Als die Silberpreise in den Jahren 2008 und 2011 zwei große Tops ausbildeten, hatten die Short-Positionen im SLV ebenfalls Rekordstände erreicht. Meiner Meinung nach hatten diese beiden Rekord-Short-Positionen im SLV einen starken Einfluss auf die schweren Einbrüche der Silberpreise gehabt. Sollten die exzessiven Short-Positionen im SLV in Zukunft komplett abgebaut und anschließend verhindert werden, gäbe es für die großen Short-Verkäufer keinen Anreiz mehr, die Preise zu drücken - zudem wäre sichergestellt, dass die SLV-Anteile endlich in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Emissionsprospekts ausgegeben werden - und durch echtes Metall gedeckt sind.
Es ist nicht mein erster Versuch, Einfluss auf die Arbeitsweise des SLV zu nehmen. Für mich als Silberanalyst ist der ETF ein wichtiger Faktor im Silbermarkt, da er die weltweit führende Einrichtung für Silberinvestitionen ist und zudem noch das größte Silberlager der Erde. Ihn zu ignorieren, wäre ein Fehler. Damals Ende 2007, nachdem der SLV schon anderthalb Jahre am Markt war, bat ich Sie, an Barclays (den damaligen Sponsor des Trusts) zu schreiben und das Unternehmen zu bitten, eine Liste der Seriennummern, Gewichte und Prägezeichen aller im Trust gelagerten Barren offenzulegen. Bis dahin hatte ich unermüdlich darauf hingewiesen, man möge sein Silber nur dann in einer professionellen Lagereinrichtung halten, wenn man auch die Seriennummern und die Gewichte eines jeden 1000 oz-Barrens ausgewiesen bekäme. So schien es nur fair, dass sich auch der SLV an denselben Standards messen lassen musste. www.goldseiten.de/artikel/5706--Eine-einfache-und-konstruktive-Loesung.html
Innerhalb weniger Monate (und das ist ihnen hoch anzurechnen) willigte Barclays ein, die komplette Barrenliste zu veröffentlichen und regelmäßig zu aktualisieren. Bis heute bin ich der Überzeugung, dass die zahlreichen Zuschriften ihrerseits und als auch der einfache und konstruktive Verbesserungsvorschlag dabei half, dass Barclays einer Auflistung der Barren schnell zustimmte. Gut für Barclays, gut für die SLV-Anteilseigner. www.goldseiten.de/artikel/6191--Das-Richtige-tun.html
Barclays wurde damals Respekt gezollt, nun sollte fairerweise auch BlackRock dafür Respekt erwiesen werden - sollten sie in irgendeiner Weise am Abbau der SLV-Short-Position beteiligt gewesen sein. Hoffen wir, dass es so bleibt. Und hoffen wir auch, dass die CFTC nachzieht und ihre Untersuchung des Silbersektors bald zu Ende bringt. In der Zwischenzeit ist es wichtig, anzuerkennen, dass wir ab und zu Erfolg haben, wenn wir Änderungen anstreben - und das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 16.02.2012 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.
Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.
Wenn das physische Silber nicht gekauft und für die leerverkauften SLV-Anteile hinterlegt wird, wird auch die normale Preisrückkopplung am Silbermarkt - ausgelöst durch steigende physische Nachfrage - unterbunden. Somit liegt Preismanipulation vor. www.goldseiten.de/artikel/18249--Exzessive-Short-Position-im-Silber-ETF.html
Da so viele von Ihnen dem Sponsor des SLV, BlackRock, geschrieben hatten, zog man dort auch eine Reihe von Konsequenzen. Zum Beispiel wurde ich nur wenige Tage nach Erscheinen des Artikels von Anwälten im Namen BlackRocks unmissverständlich aufgefordert, ich solle das unterlassen, was ihrer Darstellung nach einer Verleumdung ihres Auftraggebers gleichkomme. Ich wurde zudem aufgefordert, von der Veröffentlichung der Email-Adressen führender Mitarbeiter des Unternehmens abzusehen.
Die viel wichtigere Konsequenz ist aber folgende: Wie die Veröffentlichung der Leerverkaufsdaten vom 31. Januar 2012 zeigt, hat sich scheinbar etwas getan. Wie aus dem neuen Bericht hervorgeht, sank die Short-Position im SLV rapide um 35%, oder um mehr als 9,4 Millionen Anteile - von zuvor 26,6 Millionen auf unter 17,2 Millionen. Das ist die niedrigste Zahl leerverkaufter SLV-Anteile seit fast einem Jahr. Die Gesamtmenge der leerverkauften SLV-Anteile ist aber mit 5,3% der ausstehenden Anteile immer noch zu hoch, letzten Frühling hatten wir allerdings noch Rekordstände bei den leerverkauften SLV-Anteilen; die Short-Position lag damals bei mehr als 12% aller ausgegebenen Anteile. www.shortsqueeze.com/?symbol=slv&submit=Short+Quote%99
Mit Blick auf die zeitliche Abfolge der Ereignisse ist die bislang plausibelste Erklärung folgende: BlackRock oder jemand, der Einfluss auf die SLV-Shorts hat, machte seinen Einfluss geltend, und sorgte dafür, dass die SLV-Shorts ihre Leerverkaufsposition reduzierten. Der plötzliche Abbau der Short-Positionen fand zu einer Zeit statt, als die Preise deutlich stiegen - was es so noch nie gegeben hatte und wiederum auf Einwirkung von außen hindeutet. Sollte die Short-Position jedoch in Zukunft wieder deutlich ansteigen, darf folgende Erklärung als widerlegt gelten: Blackrock sah ein, dass es vorteilhafter wäre, den Vorwürfen nachzugehen und den Leerverkauf von SLV-Anteilen schließlich einzuschränken. Zumindest sieht es bislang tatsächlich so aus, als wären die leerverkauften SLV-Anteile glattgestellt worden, weil BackRock auf dieses Problem aufmerksam gemacht wurde und dementsprechend handelte. Danke an alle, die sich die Zeit nahmen, Blackrock zu schreiben.
Diese Leerverkäufe können enorme Auswirkungen für den Silbersektor. Unbegrenzte Leerverkäufe in physischen Metall-ETFs können den Silberpreis sehr negativ beeinflussen. Als die Silberpreise in den Jahren 2008 und 2011 zwei große Tops ausbildeten, hatten die Short-Positionen im SLV ebenfalls Rekordstände erreicht. Meiner Meinung nach hatten diese beiden Rekord-Short-Positionen im SLV einen starken Einfluss auf die schweren Einbrüche der Silberpreise gehabt. Sollten die exzessiven Short-Positionen im SLV in Zukunft komplett abgebaut und anschließend verhindert werden, gäbe es für die großen Short-Verkäufer keinen Anreiz mehr, die Preise zu drücken - zudem wäre sichergestellt, dass die SLV-Anteile endlich in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Emissionsprospekts ausgegeben werden - und durch echtes Metall gedeckt sind.
Es ist nicht mein erster Versuch, Einfluss auf die Arbeitsweise des SLV zu nehmen. Für mich als Silberanalyst ist der ETF ein wichtiger Faktor im Silbermarkt, da er die weltweit führende Einrichtung für Silberinvestitionen ist und zudem noch das größte Silberlager der Erde. Ihn zu ignorieren, wäre ein Fehler. Damals Ende 2007, nachdem der SLV schon anderthalb Jahre am Markt war, bat ich Sie, an Barclays (den damaligen Sponsor des Trusts) zu schreiben und das Unternehmen zu bitten, eine Liste der Seriennummern, Gewichte und Prägezeichen aller im Trust gelagerten Barren offenzulegen. Bis dahin hatte ich unermüdlich darauf hingewiesen, man möge sein Silber nur dann in einer professionellen Lagereinrichtung halten, wenn man auch die Seriennummern und die Gewichte eines jeden 1000 oz-Barrens ausgewiesen bekäme. So schien es nur fair, dass sich auch der SLV an denselben Standards messen lassen musste. www.goldseiten.de/artikel/5706--Eine-einfache-und-konstruktive-Loesung.html
Innerhalb weniger Monate (und das ist ihnen hoch anzurechnen) willigte Barclays ein, die komplette Barrenliste zu veröffentlichen und regelmäßig zu aktualisieren. Bis heute bin ich der Überzeugung, dass die zahlreichen Zuschriften ihrerseits und als auch der einfache und konstruktive Verbesserungsvorschlag dabei half, dass Barclays einer Auflistung der Barren schnell zustimmte. Gut für Barclays, gut für die SLV-Anteilseigner. www.goldseiten.de/artikel/6191--Das-Richtige-tun.html
Barclays wurde damals Respekt gezollt, nun sollte fairerweise auch BlackRock dafür Respekt erwiesen werden - sollten sie in irgendeiner Weise am Abbau der SLV-Short-Position beteiligt gewesen sein. Hoffen wir, dass es so bleibt. Und hoffen wir auch, dass die CFTC nachzieht und ihre Untersuchung des Silbersektors bald zu Ende bringt. In der Zwischenzeit ist es wichtig, anzuerkennen, dass wir ab und zu Erfolg haben, wenn wir Änderungen anstreben - und das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 16.02.2012 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.
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