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Gold, Geldflut und Antworten auf wichtige Anlegerfragen

26.02.2012  |  Manfred Gburek
Haben Sie sich in letzter Zeit nicht auch schon häufiger gefragt, warum die Edelmetallpreise wieder gestiegen sind, der Euro dem Dollar davonzieht, die deutschen Aktienkurse mit Unterbrechungen 7000 Dax-Punkte anpeilen und die amerikanischen gerade 13.000 Dow Jones-Punkte übersprungen haben, warum Banken mit Zinsen für Tagesgeld zwischen 2 und 3 Prozent wie wild um Kunden kämpfen und reiche Anleger nicht minder wild deutsche Wohnimmobilien kaufen? Die Antworten auf diese Fragen könnten zwar locker ein ganzes Buch füllen, aber zufriedenstellend wären sie dann immer noch nicht.

Deshalb folgt hier, ausgehend von der Perspektive der Geldanlage, ein anderer gedanklicher Ansatz: Nicht die Frage nach dem Warum führt zu abschließenden Antworten, sondern die nach dem Was und Wie: Was ist zum Beispiel Gold und wie verhält sich sein Preis, dto. Silber, Platin und Palladium? Was sind Euro und Dollar wirklich wert und wie misst man ihren Wert? Was steckt hinter Aktien und wie entstehen ihre Kurse? Was bleibt von den Tagesgeldzinsen unter dem Strich übrig und wie verhält sich Tagesgeld zu anderen Zinsanlagen, beispielsweise Anleihen, aber auch Aktien mit hoher Dividendenrendite? Was bedeutet ein Haus oder eine Wohnung und wie bewertet man sie?

Anleger sind gut beraten, möglichst viele von diesen Fragen für sich zu beantworten. Gehen wir zunächst vom Gold aus. Es bringt ebenso wie die anderen Edelmetalle keine Zinsen. Legt man jedoch die vergangenen elf Jahre zugrunde, war seine jährliche Wertsteigerung in Euro wie auch in Dollar prozentual zweistellig, und das sogar steuerfrei, unter dem Strich also weit über die Verzinsung von Tagesgeld, Bundesanleihen oder US-Treasuries hinaus. Dagegen waren Edelmetalle von 1980 bis 2001 eine miserable Anlage.

Die Zinslosigkeit von Gold, Silber & Co. hatte sich also 21 Jahre lang erst negativ ausgewirkt, während sie nach 2001 offensichtlich keine Rolle mehr spielte. Dafür rückten andere Merkmale in den Vordergrund. Nehmen wir wieder Gold als Beispiel: Zunächst lockte sein im historischen Vergleich niedriger Preis Anleger an und zog die Preise der anderen Edelmetalle mit nach oben. Gleichzeitig entdeckten Zentralbanken es nach langer Zeit wieder als Währungsreserve, indem sie - ausgehend vom Washington Agreement im Herbst 1999, das später verlängert wurde - ihre Goldverkäufe einschränkten. Danach trieben Anleger aus aller Welt, von Goldfonds bis zu neureichen Chinesen, die Edelmetallpreise in die Höhe. Motiv beim Gold: Sicherheit, Schutz vor Inflation und anderen Katastrophen.

Und jetzt? Nach dem Goldrausch vom vergangenen Sommer und der anschließenden Ernüchterung neigen vor allem Großanleger immer mehr dazu, Gold in das gesamte Spektrum der Anlagen einzubeziehen. Folglich vergleichen sie seinen potenziellen Wert mit dem des Silbers, indem sie das Gold-/Silberpreis-Verhältnis verfolgen, und mit dem der Aktien, indem sie immer auch ein Auge auf das Dow Jones-/Goldpreis-Verhältnis werfen. Diese beiden Vergleiche führen zurzeit allerdings zu keinen besonderen Erkenntnissen, weil die entsprechenden Kennzahlen irgendwo im Niemandsland zwischen hoch und niedrig vor sich hin dümpeln. Da bedarf es schon weiterer Kennzahlen, wie sie etwa Thorsten Schulte bei silberjunge.de veröffentlicht oder wie sie bei goldseiten.de und kitco.com zu finden sind.

Um das Goldthema zum Abschluss zu bringen, muss man sich fragen: Was wird Gold demnächst in erster Linie sein? Zweifellos weiterhin eine Währungsreserve der Zentralbanken und ein Katastrophenschutz für Anleger. In den Vordergrund rückt indes immer mehr die Funktion des Goldes als internationales Geld. Das bedeutet: Je mehr die Zentralbanken die Welt mit Euros, Dollars, Renminbis usw. fluten, desto stärker verlieren diese und andere Währungen im Verhältnis zum Gold an Wert und desto mehr übernimmt Gold neben der schon vorhandenen Geldfunktion als Wertaufbewahrungsmittel auch die beiden anderen Geldfunktionen: Wertmaßstab und Tauschmittel. Silber folgt ihm erfahrungsgemäß, wenngleich mit heftigeren Preisausschlägen.

Daraus Prognosen für die Edelmetallpreise in Euro, Dollar usw. abzuleiten, ist gewagt, denn konsequenterweise wäre der Himmel die Grenze. So weit werden es jedoch weder Zentralbanken noch Regierungen kommen lassen. Wobei man sich ernsthaft fragen muss, wie die Zentralbanken die Geldflut je eindämmen wollen. Eher schon werden Regierungen, besonders in den westlichen Ländern, Goldrestriktionen und andere Beschränkungen für Anleger einführen. Diese dürften dann ihr Heil im Silber suchen und hoffentlich auch finden.

Nun noch zu Aktien, Anleihen, Tagesgeld und Immobilien. Folgt man der These, wonach der Wert der Währungen, entsprechend dem Himmel als Preisgrenze für Gold, gegen Null sinkt, müsste der Wert von Anleihen und Tagesgeld ebenfalls gegen Null sinken, während Aktienkurse und Immobilienpreise als Gradmesser für die dahinter stehenden realen Werte irgendwann in den kommenden Jahren eigentlich kräftig steigen müssten. So weit die Theorie.

Doch Aktien verkörpern nicht nur reale Werte, sondern auch Erträge und Dividenden; bleiben diese aus, landen ihre Kurse dort, wo die von Solarworld, Q-Cells und andere Solaraktien schon jetzt sind: im Keller. Und die Preise von Immobilien sind nicht allein den Marktkräften unterworfen, sondern auch staatlichen Eingriffen; man denke nur an die Hauszinssteuer in den 20er Jahren oder an den Lastenausgleich nach dem 2. Weltkrieg.

Anleihen sind ein Kapitel für sich, Tagesgeld ebenfalls. Soll heißen: Anleihen höchster Bonität waren in den vergangenen drei Jahrzehnten hervorragende Anlagen, während sie heute wegen ihrer extrem niedrigen Zinsen nicht einmal die Inflation ausgleichen. Und wer in der fraglichen Zeit Tagesgeld immer wieder verlängert hat, ist nicht gerade schlecht gefahren; für seine aktuelle Verzinsung gilt dasselbe wie für Anleihen. Wobei zu bedenken ist, dass die gesetzliche Einlagensicherung nur bis 100.000 Euro pro Person und Bank gilt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Alle hier besprochenen Anlagen unterliegen dem Wandel. Das heißt, was sie sind und wie man sie bewertet, ändert sich im Lauf der Jahrzehnte immer wieder. Damit kommt es sehr auf das Timing an. Schlechtes Timing führt unwillkürlich zu Abstrichen am Gesamtertrag, gutes Timing erhöht ihn. Timing als besonders wichtiger Ertragsbestandteil, das ist die Herausforderung für die nächsten Jahre.

Folgt man der These, wonach der Wert der Währungen gegen Null tendiert, spricht das Timing gegen Anleihen (außer als vorübergehende Parkstation) und gegen Festgeld (dto.), für Edelmetalle (aber die Gefahr von Goldrestriktionen rückt immer näher), für Aktien (vorausgesetzt, man nimmt sich für sie täglich einige Stunden Zeit) und für selbst genutzte Wohnimmobilien (aber gegen vermietete wegen der Gefahr staatlicher Auflagen).


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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