Ist Spekulation nur verwerflich?
12.03.2010 | Manfred Wolter
Der Aufruhr um Obamas Vorstoß zur Eindämmung spekulativer Trading Aktivitäten der Kreditinstitute ("Volcker-Rule") hat sich nach einigen Wochen wieder etwas gelegt. Aufgrund der komplexen Materie formiert sich allerdings inzwischen erster Widerstand im Senat. Auch in Deutschland gibt es Klagen über Spekulation. So verurteilte der Verband der Süßwarenindustrie BDSI jüngst, dass wegen der Finanzkrise Banken und Fonds spekulativ in Agrarrohstoffe investieren und damit z.B. den Kakaopreis extrem nach oben treiben würden.
Die aktuelle Emissionsflut von Long- und Shortprodukten für den Rohstoffsektor spricht jedoch dafür, dass das generelle Spekulationsinteresse eher steigt als fällt. Trotzdem gehört öffentliche Empörung über Spekulation zum guten Ton und die Wellen schlagen - verständlicherweise - besonders hoch, seit ausufernde Schieflagen mehrerer Kreditinstitute über Steuern und/oder die Konjunktur jeden einzelnen zu belasten drohen.
Wenn die Öffentlichkeit sich so klar von der Spekulation distanziert, müsste man von jedem Landwirt erwarten, dass er den zu erzielenden Preis zukünftiger "outright" Positionen (=Ernten) so gut wie möglich absichert - man sollte dann aber auch bei Verboten für die potenziellen Kontraktpartner Fingerspitzengefühl beweisen. In der Gesamtbetrachtung erscheint die Zusammenführung der Interessen auf jeden Fall sinnvoll, da sich Risikokomponenten zum Teil kostenlos kompensieren.
Zusätzlich liefern steigende Kurse als häufiges Ergebnis von Spekulation Anreize für Forschung und Entwicklung. Insbesondere im Agrarsektor sind wir auf dauerhaften Fortschritt im Bereich Produktivität, Anbaumöglichkeit und Resistenz gegen äußere Belastungen angewiesen, solange einerseits die Erde nicht wächst, aber andererseits der ethische Anspruch existiert, eine schnell steigende Weltbevölkerung auch langfristig ernähren zu wollen. Für Märkte mit stagnierenden oder gar fallenden Produktpreisen werden bestenfalls Bruchteile üblicher Budgets zur Verfügung gestellt.
© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Die aktuelle Emissionsflut von Long- und Shortprodukten für den Rohstoffsektor spricht jedoch dafür, dass das generelle Spekulationsinteresse eher steigt als fällt. Trotzdem gehört öffentliche Empörung über Spekulation zum guten Ton und die Wellen schlagen - verständlicherweise - besonders hoch, seit ausufernde Schieflagen mehrerer Kreditinstitute über Steuern und/oder die Konjunktur jeden einzelnen zu belasten drohen.
Wenn die Öffentlichkeit sich so klar von der Spekulation distanziert, müsste man von jedem Landwirt erwarten, dass er den zu erzielenden Preis zukünftiger "outright" Positionen (=Ernten) so gut wie möglich absichert - man sollte dann aber auch bei Verboten für die potenziellen Kontraktpartner Fingerspitzengefühl beweisen. In der Gesamtbetrachtung erscheint die Zusammenführung der Interessen auf jeden Fall sinnvoll, da sich Risikokomponenten zum Teil kostenlos kompensieren.
Zusätzlich liefern steigende Kurse als häufiges Ergebnis von Spekulation Anreize für Forschung und Entwicklung. Insbesondere im Agrarsektor sind wir auf dauerhaften Fortschritt im Bereich Produktivität, Anbaumöglichkeit und Resistenz gegen äußere Belastungen angewiesen, solange einerseits die Erde nicht wächst, aber andererseits der ethische Anspruch existiert, eine schnell steigende Weltbevölkerung auch langfristig ernähren zu wollen. Für Märkte mit stagnierenden oder gar fallenden Produktpreisen werden bestenfalls Bruchteile üblicher Budgets zur Verfügung gestellt.
© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.