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Super-Mario und die Märkte

03.03.2012  |  Heiko Aschoff
"Macht damit keine Inflation und gebt mir das Geld in drei Jahren zurück" könnte der EZB-Chef Mario Draghi gedacht haben, als er am Mittwoch zum zweiten Mal seine Geldgeschenke unter die europäischen Banken brachte. Über 529.500.000.000 Euro wurden in einem Drei-Jahres-Tender zum Billigzins von einem Prozent verteilt.

Traumhafte Konditionen

Von solchen Kreditkonditionen können wir Privatanleger nur träumen. Anscheinend gilt: Je schlechter die Bonität, desto großzügiger der Kredit. Jeder normale Kreditsachbearbeiter einer Bank wäre seinen Job los, wenn er so handelt. Die Notenbanken können das. Aber man darf Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Dahinter stehen wirtschafts- und stabilitätspolitische Überlegungen.


Notenbank als verlässlicher Partner

Hoffentlich. Ob einem die Vorgehensweise je nach wirtschaftspolitischer Couleur passt oder nicht, die Notenbank bemüht sich das verloren gegangene Vertrauen wiederzugewinnen. Die chaotisch anmutenden zahllosen Rettungsversuche seitens der Politik haben viel Porzellan zerschlagen. Die EZB löffelt die Suppe aus, die andere uns eingebrockt haben.


Möge es gelingen

Wir befinden uns im größten Finanzexperiment der Nachkriegsgeschichte. Das hier etwas Entscheidendes passiert, wird dem letzten Börsenabstinenzler klar. Die Schwankungen an den Märkten sind extrem, die Nachrichten voll von Krisenszenarien, der X-te Weltuntergang ist beschlossene Sache usw. – bei all den Schuldenproblemen in der westlichen Welt sollten wir drei Dinge nicht außer Acht lassen:

Wir sind nicht der Nabel der Welt. Milliarden von Menschen aus anderen Regionen sind hungrig nach Wohlstand, Gesundheit und Zufriedenheit. Dieses Wachstumspotential entfaltet sich langsam, aber stetig. Davon profitieren viele - auch wir.

"Diesmal ist alles anders“ ist ein beliebter Spruch. Jeder empfindet die Krise, die er gerade durchleben muss, als besonders dramatisch. Ein versöhnliches Ende scheint unmöglich. Ist das so? Dachten nicht zu anderen bewegten Zeiten die Betroffenen ähnlich - und es ging trotzdem weiter? Ich behaupte nicht, dass es leicht war, aber nicht unmöglich.

Die Menschheit ist mit gewichtigeren Problemen fertig geworden und hat überlebt. Strukturveränderungen sind schmerzhaft, aber führen in einem schöpferischen Prozess zu neuen Chancen. Es liegt in der eigenen Verantwortung, das Beste aus der Situation zu machen.


Droht der Liebesentzug?

Lässt man alle anderen kursbeeinflussenden Faktoren außer Acht, so hat die Geschichte gezeigt, dass Liquidität Treibstoff für die Märkte ist. Nach den üppigen Geldspritzen stellt sich die Frage, was passiert, wenn die Dosierung gesenkt wird? Spätestens in drei Jahren laufen die Tender aus.


Pivotereignis EZB-Wundertüte

Wie werden sich die Notenbanken in der Zwischenzeit positionieren? Diese Gedanken dürften sich Institutionelle verstärkt seit Mittwoch machen. Achten Sie auf das Jetzt. Was in drei Jahren und bis dahin alles passieren wird, wissen nur die Hellseher. Kann der Markt sein Niveau seit Mittwoch halten oder mündet die EZB-Intervention als willkommener Anlass in eine Marktkorrektur?

Was zunächst trivial klingt, bekommt durch den fixen Zeitpunkt eines Pivotereignisses einen Gradmesser, ob man sich vorsichtiger positionieren sollte oder man weiter in die Vollen geht. Viel Erfolg bei der Aktien-Jagd!


© Heiko Aschoff
www.investment-ideen.de



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