Gold zeigt relative Stärke auf
15.03.2010 | Eugen Weinberg
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Das weltweite Goldangebot stieg laut WGC im vergangenen Jahr um 11% auf 3.890 Tonnen. Damit übertraf das Angebot die Nachfrage um gut 500 Tonnen. Ausschlaggebend hierfür waren eine gestiegene Minenproduktion und eine Zunahme bei Altgold. Die Minenproduktion stieg im Jahresvergleich um 6% auf 2.554 Tonnen. Bei Preisen von mehr als 1.000 USD je Feinunze arbeiten derzeit selbst die kostenintensiveren Minen profitabel, welche Produktionskosten von 600-700 USD je Feinunze aufweisen. Der weltweit zweitgrößte Goldproduzent Australien rechnet für dieses Jahr mit einem Anstieg der Minenproduktion um weitere 10%.Das Angebot an Altgold legte aufgrund der hohen Preise sogar um 27% auf 1.549 Tonnen zu. Ohne die anhaltenden Goldrückkäufe der Goldproduzenten wäre das Goldangebot noch deutlich stärker gestiegen. So haben die Goldproduzenten im vergangenen Jahr erneut 257 Tonnen zuvor auf Termin veräußertes Gold zurückgekauft (Grafik 4). Die angebotsdämpfenden Impulse dürften in diesem Jahr geringer ausfallen. Laut World Gold Council haben die Goldproduzenten allein im vierten Quartal 126 Tonnen auf Termin verkauftes Gold zurückgekauft.
Laut Virtual Metals Group sollen Ende 2009 nur noch auf 245 Tonnen Gold in den Büchern der Goldproduzenten gestanden haben. Der weltgrößte Goldproduzent Barrick hat seine Rückkäufe bereits abgeschlossen. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Goldrückkäufe der Goldproduzenten in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen werden als in den vergangenen drei Jahren, als auf diese Weise insgesamt mehr als 1.000 Tonnen Gold vom Markt genommen wurden bzw. nicht auf den Markt gelangten.
Bislang war man davon ausgegangen, dass die Zentralbanken in diesem Jahr erstmals seit mindestens 20 Jahren zu einem Nettokäufer von Gold werden. Der IWF hat aber vor kurzem angekündigt, die verbleibenden 191 Tonnen des insgesamt zum Verkauf stehenden Goldes über den Markt veräußern zu wollen. Zwar will der IWF weiterhin den Zentralbanken die Möglichkeit einräumen, dieses Gold zu erwerben.
Wie es den Anschein hat, ist derzeit aber keine Zentralbank an einer außerbörslichen Transaktion interessiert, nachdem im Herbst Indien und zwei kleinere Zentralbanken 212 Tonnen Gold vom IWF abgenommen haben. Die Goldverkäufe des IWF über den Markt würden im Rahmen des Zentralbankgoldabkommens durchgeführt und erfasst. Daher könnten die Goldverkäufe des offiziellen Sektors in diesem Jahr höher ausfallen als im Jahr 2009, als die Zentralbanken per Saldo nur noch 44 Tonnen Gold veräußerten und damit 81% weniger als im Jahr zuvor (Grafik 5).
Allerdings könnten die Zentralbanken auch abwarten und das Gold bei niedrigeren Preisen über den Markt erwerben. Ein solches Kaufverhalten wird immer wieder China nachgesagt. Chinas Goldreserven sind gemessen an den gesamten Währungsreserven mit einem Anteil von 1,5% noch immer sehr gering. Von daher ist es sehr wahrscheinlich, dass China weiterhin als Käufer am und außerhalb des Marktes auftreten wird. Mit einem geschätzten jährlichen Produktionsvolumen von 290 Tonnen ist China mittlerweile der größte Goldproduzent weltweit, doch nur ein Teil davon dürfte überhaupt auf den Markt gelangen. Derartige Spekulationen dürften einem deutlichen Rückgang des Goldpreises entgegenstehen.
Auf einen Blick