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Dollar-Bullen, nehmt Euch in Acht!

20.03.2010  |  Peter Schiff
Gegen Ende 2009 war der US-Dollar unterwegs zu einem Mehrjahrestief gegenüber den meisten Fremdwährungen, die großen Investmentakteure scharrten sich um Trades, mit denen der Greenback leerverkauft wurde. Kommentatoren merkten an, das Dollar-Momentum hätte sich selbstständig gemacht und bei diesem Geschäft gäbe es jetzt schon zu viele Trader. Es ist richtig, dass Märkte die hässliche Angewohnheit haben, gegen die Masse zu laufen. Wenn sich viele Trader für ein bestimmtes Geschäft entschieden haben, dann wird der entgegengesetzte Trend aller Wahrscheinlichkeit nach kurzfristig gewinnen.

Die 2008er US-Dollar-Erholung, die mit einer "Flucht in die Sicherheit" umschrieben wird, war ein absolut einmaliges Ereignis, das gewaltige Chancen für aggressive Währungshändler barg. Im Dezember 2008 toppte der Dollar aus, nachdem er innerhalb von fünf Monaten um 25% gestiegen war. Es gab viele Spekulanten, die etwas spät am Start waren aber auch viele andere, die den ganzen Weg nach oben beim Dollar blieben und nun auf gewaltigen, unrealisierten Gewinnen saßen.

Diese technischen Gründe - in Verbindung mit dem Wiedereinsetzen eines starken Wachstums in den Schwellenländern sowie solider Gewinne der überseeischen Unternehmen - sorgten dafür, dass die Investitionsflüsse aus dem Dollar abgeleitet wurden. 2009 wurde ein Jahr der Dollarschwäche, der Dollar gab fast die gesamten zuvor gemachten Gewinne wieder ab. An diesem Punkt kamen die meisten Leute zum logischen Schluss, dass dieser Verfall anhalten würde.

Und wie es so oft der Fall ist, kam es zu einem unvorhergesehenen Ereignis, das aus der gut durchdachten Konsensstrategie Hackfleisch machte. Als dann fiskale Zänkereien in der Eurozone Schlagzeilen bekamen, wurde die negative Stimmung, die sich beim Dollar aufgebaut hatte, auf den Euro umgeleitet. Katalysiert durch die griechische Schuldenkrise, schoss der Greenback innerhalb von 6 Wochen um 8% in die Höhe.

Ende 2009 hatte es aus technischer Sicht zu viele Teilnehmer beim Dollar-Short-Trade gegeben; aber aus fundamentaler Sicht, denke ich nicht, dass es jemals genug gewesen sind. Wie auch bei Aktien kann es keinen langfristigen Ersatz geben, um die fundamentale Lage eines Staates zu prüfen und den Wert seiner Währung festzulegen. Mit Blick auf die Fundamentaldaten sind immer noch viel zu viele Investoren viel zu zuversichtlich, was die fundamentale Lebensfähigkeit des Greenbacks angeht.

Genaugenommen denke ich, dass ich in meiner Berufslaufbahn noch nie einen so schnellen Stimmungswechsel gesehen habe. Die Masse hat sich voll und ganz auf die andere Seite geschlagen und wettet jetzt auf den Niedergang des Dollars. Das sieht ganz nach Juli 2008 aus und der Dollar scheint wieder bereit, seine übergroßen Gewinne abzugeben. Und denjenigen, die einen kühlen Kopf bewahren, bietet sich hier zudem eine gute Gelegenheit.

Meiner Meinung nach ist der Markt jetzt perfekt für einen massiven Dollar-Sell-Off aufgestellt. Die 2010-Fundamentaldaten des Dollars sind jetzt so viel schlimmer als im Jahr 2008, man kann sich also kaum einen Grund vorstellen kann, weshalb hier weiter gekauft wird, wenn in Europa ein Minimum an politischer und monetärer Stabilität hergestellt ist. Und der Euro konnte sich jüngst stabilisieren.

Mein Gefühl sagt mir, dass der Dollar-Sell-Off hart und schnell vonstatten gehen wird. Sobald der Dollar deutlich unter die Vorjahrestiefs fällt, werden jene Trader, die in der jüngsten Rally die Seiten wechselten, versuchen, ihre Positionen neu auszurichten. Das wird den Verfall des Dollars beschleunigen und die gesamte Aufmerksamkeit wieder auf die anhaltende Finanzkatastrophe in den Vereinigen Staaten richten.

Jeder Zweifel bezüglich der Zukunft des US-Dollars sollte mit folgender Ankündigung verstummen: Die Präsidentin der Fed von San Francisco, Janet Yellen, wurde für den Posten des Vizevorstandsvorsitzenden des Fed-Gouverneursrates nominiert - sie wäre somit eine Wahlberechtigte im siebenköpfigen Offenmarktkomitee, das die Zinssätze festlegt. Frau Yellen hat sich den Ruf einer der größten Inflationsbefürworter unter den Top-Akteuren der Fed verdient.

Es verwundert nicht, dass Präsident Obama, auf der Suche nach Verbündeten beim Stopfen der Budgetlöcher, diese Auswahl getroffen hat. Yellen hatte immer wieder die Gefahren von Inflation heruntergespielt und Aussagen getroffen, die darauf hinweisen, dass sie die Fed als einen verlängerten Arm des Arbeitsministeriums betrachtet - und weniger als Währungshüterin. Als sie im vergangenen Monat erörterte, inwieweit sie die Fed bei der Arbeitsbeschaffung in der Pflicht sah, meinte sie Folgendes: "Gäbe es die Möglichkeit, die Zinssätze in den negativen Bereich abzusenken, dann würde ich mich dafür aussprechen." Im Vergleich würde sie selbst Chairman Bernanke als Geizkragen dastehen lassen.

Man kann nur schätzen, welcher Funken das Dollar-Pulverfass in Brand setzen wird. Aus der Händlerperspektive würde eine scharfe Kehrtwende beim Dollar viele Investoren völlig unvorbereitet treffen. Diejenigen, die vom Dollar-Short-Zug absprangen, bleiben am Bahnsteig zurück, während der Zug wegdüst. Und denjenigen, die ihre Plätze nicht aufgeben wollten, steht jetzt ein Höllenritt bevor.

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© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 12.03.2010 auf www.safehaven.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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