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Von der Gold-Bubble weit entfernt (Teil I)

13.03.2012  |  The Gold Report
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The Gold Report: Können Sie uns einige Eigenschaften jener Aktien nennen, die steigen und jener, die stagnieren oder an Wert verlieren werden?

Marc Faber: Mit Blick auf den Markt gibt es einige Aktien, die sich den Erwartungen nach besonders gut entwickeln sollten, und dann gibt es das entgegengesetzte Ende des Spektrums. Es hängt von fundamentalen Faktoren ab und von der Vorstellungskraft der Anleger. Ich würde nicht unbedingt bei steigenden Kursen kaufen, das heißt aber nicht, dass der Markt fallen wird. Vielleicht wird er noch weiter steigen. Aber ganz allgemein lässt sich sagen: Wenn Sie das Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung kaufen, werden Sie auch nicht viel Geld machen.


The Gold Report: Was regt die Fantasie der Investoren besonders an?

Marc Faber: Im Grunde eine Manie, die durch exzessive Liquidität befeuert wird - wenn immer mehr Menschen überzeugt sind, dass irgendetwas der Heilige Gral ist. Das war der NASDAQ im Jahr 2000, vorher Asien 1997, dann Immobilien von 2000 bis 2006/ 2007, und in letzter Zeit China. Was es dann aber sein wird, weiß ich nicht genau. Wenn sich ein Markt stark entwickelt, dann schreiben die Medien darüber und das zieht die Leute an. Dann schreiben ein paar unnütze Gelehrte Bücher darüber, warum Aktien- und Immobilienpreise ewig steigen werden und so weiter und so fort. Die Medien übernehmen das und immer Menschen wandern in den Sektor.


The Gold Report: Vor ein paar Wochen schrieb James Turk, er gehe davon aus, der Goldpreis hätte Anfang Januar schon seinen Tiefpunkt für 2012 erreicht. Warum denken Sie, dass er noch einmal fallen wird?

Marc Faber: Die große Rally brachte den Goldpreis am 6.September 2011 auf 1.922 $ pro Unze, und dann fiel er bis Jahresende, am 29.Dezember erreichte er 1.522 $ pro Unze. Dann erholte er sich und liegt jetzt wieder bei 1.700 $, aber ich glaube nicht, dass die Korrektur jetzt schon komplett abgeschlossen ist. Korrekturen von 40% sind nichts Ungewöhnliches in einem Bullenmarkt.

Als Anlageberater ist es meine Pflicht, die Menschen immer auch über die Investitionsrisiken zu informieren. Ich sage nicht, dass ich von einem Einbruch der Goldkurse ausgehe, aber wenn man den Menschen sagt, der Goldpreis wird steigen, dann führt das dazu, dass sie hebeln und spekulieren. Und wenn der Goldpreis dann 50 $ pro Unze fällt, sind sie weg vom Fenster. Ich sage nur: Meiner Meinung nach ist die Korrektur der Goldpreise noch nicht vollständig abgeschlossen. Ich sehe starke Unterstützung im Bereich von 1.500 $ pro Unze, aber es könnte auch darunter gehen. Das hängt von den globalen Liquiditätsmengen ab und davon, wie viel Geld die Zentralbanken drucken. Sollten die globalen Liquiditätsmengen schrumpfen oder kein Geld mehr gedruckt werden, würden wir eine große Korrektur bekommen.


The Gold Report: Hätten Sie eine Idee, in welchem Zeitrahmen sich diese Korrektur bewegen wird?

Marc Faber: In diesem Jahr wird der Goldpreis das 1.922 $-Hoch vom 6.September möglicherweise nicht überschreiten. Aber vielleicht doch. Ich bin kein Prophet. Ich erkläre immer nur, dass ich Gold kaufe und halte. Ich spekuliere nicht mit Gold. Wenn man Gold kauft, sollte man sich besser auch im Klaren darüber sein, dass die Kurse auch fallen können. Wer das nicht begreift, sollte nicht in Gold oder in egal was investieren.


The Gold Report: Auf Anlegermessen wird darüber geredet, dass Gold in einer dieser manischen Bubble-Phasen steckt, die Sie gerade beschrieben hatten, da es nun schon seit 11-12 Jahren steigt. Stimmen Sie zu?

Marc Faber: Nein. Gold steckt in keiner Bubble. Auch 1973 war es keine Bubble, aber dennoch korrigierte es damals um 40%. Ich glaube nicht, dass Gold auch nur ansatzweise in einer Bubble-Phase steckt. Eine Bubble-Phase zeichnet sich dadurch aus, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer direkt an den betreffenden Markt aktiv ist. 1979-1980 habe ich eine Bubble erlebt. Damals handelte die ganze Welt mit Gold, es wurde 24 Stunden am Tag auf der ganzen Welt gekauft und verkauft.


The Gold Report: Und seitdem nicht mehr?

Marc Faber: Nein. Wäre man 1989 auf eine Anlegermesse gegangen, hätten einem 90% der Anwesenden gesagt, sie besäßen Aktien japanischer Unternehmen. 2000 hätten 90% gesagt, sie besäßen NASDAQ-Aktien. Heute würden auf Anlegermessen ca. 5% der Teilnehmer sagen, sie besäßen Gold. Weltweit besitzen nur sehr wenige Menschen Gold.

Ich glaube nicht, dass wir uns da in einer Bubble befinden.


The Gold Report: Sollten diejenigen, die noch kein Gold haben oder ihre Positionen ausbauen wollen, am besten auf eine Korrektur warten?

Marc Faber: Ich habe in den letzten 12 Monaten immer wieder gesagt, Anleger sollten jeden Monat ein klein wenig Gold kaufen und es zur Seite legen, ohne sich Gedanken um Korrekturen zu machen. Wenn man gar kein Gold besitzt, dann sollte man gleich jetzt einen Teil kaufen, aber immer daran denken, dass es auch fallen kann.

In den letzten 40 Jahren habe ich in meinem Geschäftsfeld immer wieder Menschen gesehen, die Verluste machten, weil sie zu viel Geld in eine Sache gesteckt hatten, die dann fiel. Sie reagieren panisch und verkaufen, oder sie haben Terminkontrakte mit Nachschussforderungen - und verlieren Geld. Ich habe Gold. Und es ist die größte Position meines Lebens. Die Möglichkeit, dass der Goldpreis sinken könnte, macht mich nicht verrückt. Jeder Bullenmarkt hat seine Korrekturen.


The Gold Report: Was halten Sie von Silber als alternatives Edelmetall?

Marc Faber: Gold und Silber werden sich in dieselbe Richtung entwickeln - zusammen nach oben, zusammen nach unten. Manchmal wird Silber relativ betrachtet stärker sein als Gold, und dann wird sich Gold prozentual wieder stärker entwickeln. Mein Freund Eric Sprott denkt, Silber werde eine explosive Kursentwicklung vollziehen. Ich weiß es nicht. Ich besitze Gold.

Lesen sie weiter: Teil 2 ...


© Karen Roche
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 04. März 2012 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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