Über die Korrelation von Aktien zu Gold
21.03.2012 | Dr. Jürgen Müller
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In Abb. 2 ist klar zu erkennen, dass vor 1913 (Zeitalter des Goldstandards) die Entwicklung des Dow Jones mit wenigen kleinen Ausreisern in dem grün dargestellten Trendkanal verläuft. Dies verwundert wenig, war doch Gold = Geld und die Wirtschaft konnte durch viele Basisinnovationen und steigende Bevölkerungszahlen stetig wachsen (Industrialisierung der Gesellschaft). Der Russe Nikolai Kondratieff entdeckte die Zyklen dieser Basisinnovationen und Schumpeter nannte sie ihm zu Ehren Kontradieff-Zyklen [3]. Nach Gründung der Fed (Zeitalter des Fiat-Geldes) entwickelt sich der Chart jedoch zu einem sich öffnenden Dreieck, d.h. die Ausschläge sowohl ober- als auch unterhalb des grünen Trendkanals werden zunehmend größer. Die Über- und Untertreibungen waren die Aktienhausse bis Oktober 1929, die Marktentwicklung nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1960er, das Goldhoch 1980 und die dot.com-Übertreibung bis 2000. Der prozentual größte Ausschlag nach unten (siehe Abb. 3) konnte sich allerdings erst nach 1971 bilden, als Nixon mit dem Schliessen des Goldfensters das weltweite Fiat-System schuf. Aus genannten Gründen sollte dieser Dow/Gold-Chart daher nicht in seiner Gänze betrachtet werden, da die monetären Rahmenbedingungen zu unterschiedlich waren und wie wir wissen noch immer sind.
Weiterhin lassen sich alle bisherigen Basisinnovationen der bisher abgelaufenen fünf Kontradieff-Zyklen auf nur zwei Dinge zurückführen: a) auf Know-How und b) auf Energie. Der Autor L.A. Nefiodow drückt es in seinem Buch "Der sechste Kondratieff" wie folgt aus: "Energie und Information sind die eigentlichen und einzigen Quellen des Wachstums. Alle sonstigen wachstumsbestimmenden Faktoren lassen sich auf diese beiden zurückführen. Eine dritte oder vierte von Energie und Information unabhängige Wachstumsquelle gibt es nicht" [4]. Wie ich bereits in vorigen Artikeln beschrieben habe (siehe z.B. [5]), befinden wir uns inmitten des Peak-Oil Szenarios. Seit 2005 stagniert die globale Ölförderung auf einem Niveau von ca. 74 Millionen Barrel pro Tag, was noch nie vorher in der Geschichte der Ölförderung der Fall war.
Abb. 4: Globale Crude Oil Förderung 2002 - 2010, Datenquelle: U.S. Energie Administration Agency (EIA)
Die steigende Nachfrage nach Energie kann derzeit zum Glück noch durch einen massiven Ausbau der Kohleförderung befriedigt werden. Ausgehend vom Jahr 2000 stieg in nur 11 Jahren die globale Kohleförderung von ca. 2.300 auf 3.700 Millionen Tonnen Öl-Äquivalente, d.h. um ca. 60% an (Quelle: BP). Prof. David Roper hat die Förderkurven aller fossilen Energieträger mathematisch modelliert und kommt auf ein "Peak-Energy" Jahr 2025 (siehe [5]). D.h. nach dieser Modellrechnung sollte die absolut und kumuliert frei zur Verfügung stehende Energie aus fossilen Quellen in ca. 13 Jahren ihren Hochpunkt erfahren.
Heruntergebrochen pro Erdbewohner sinkt diese zur Verfügung stehende Energie bereits seit 1980. Dies bedeutet jedoch nichts anderes, als dass wir einem zentralen Motor steigender Wirtschaftsleistung (und damit steigender Aktienkurse) in wenigen Jahren verlustig gehen werden. Steigt die - global gesehen - zur Verfügung stehende Energiemenge nicht mehr weiter an, kann auch die Wirtschaftsleistung nicht weiter gesteigert werden. Die ersten vier Basisinnovationen (Dampfmaschine, Eisenbahn, Elektrifizierung und Otto-Motor) basierten alle in der Umsetzung von fossiler in mechanische bzw. elektrische Energie.
Vielleicht können die Basisinnovationen für einen neuen, sechsten Kontradieff-Zyklus im Bereich der Wasserstoff-Wirtschaft liegen [6]. Doch erscheint es, dass derzeit wirklich bahnbrechende neue Innovationen, die das Verhältnis Dow/Gold wieder zurück in den grünen Trendkanal steigen lassen könnte, nicht ausgemacht werden können. Von daher erscheint es mir persönlich folgerichtiger zu sein, mit einem weiteren Absinken des Verhältnisses Dow/Gold innerhalb des roten Dreieckes aus Abb. 2 zu rechnen.
In eigener Sache:
Am Fr. 30.03.2012 findet in Heidenheim/Brenz (bei Ulm) ein Vortrag von mir mit dem Titel "Warum Peak Öl auch Peak Rohstoffe bedeutet" statt. Ich gehe hierbei u.A. auf die Ergebnisse meiner Doktorarbeit ein, die zum Ziel hatte, die globale Goldproduktion mathematisch zu modellieren. Die Einladung mit weiteren Informationen finden Sie hier. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.
Quellen:
[1] D. Haase: "Ausblick 2012: Balanceakt zwischen deflationärem Kollaps und Hyperinflation", Smart Investor 3/2012, S. 27-29, ISSN 1612-5479
[2] sharelynx.com
[3] http://de.wikipedia.org
[4] L.A. Nefiodow: "Der sechste Kondratieff", Rhein-Sieg Verlag 2001, S. 11
[5] J. Müller: "Brutto-Hubbert vs. Netto-Hubbert: Auswirkung auf den Bergbau der Zukunft", Goldseiten.de 02.11.2011
[6] J. Müller: "Kommende industrielle Revolution braucht Palladium", Goldseiten.de 19.01.2012
© Dr. Jürgen Müller
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