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Die Termiten und der freie Kapitalverkehr

07.04.2010  |  Dr. Dietmar Siebholz
"Nun spinnt der Siebholz wirklich! Ist ihm die südländische Sonne nicht bekommen?" werden Sie sagen. Warten Sie ab, bis Sie meinen Kommentar zu Ende gelesen haben.

Vorab einmal zu den Termiten; ich habe da einige Kenntnisse, da mein australischer Trauzeuge ein natürliches Mittel zur Bekämpfung von Terminen gefunden hat, das nun von der von ihm gegründeten BIOPROSPECT Ltd weiter entwickelt wird. Greg hatte entdeckt, dass die Termiten das Holz eines bestimmten Baumes fürchteten wie die Pest und selbst bei attraktivem Holzbestand diesen verschonte, wenn man Stöcke aus dem bewussten Holz schützend vor das "Opfer" gestellt hatte. Wir sahen uns damals in Queensland eine Demo-Anlage an. Auf den ersten Blick schien das attraktive Holzhaus voll in Ordnung zu sein, von Termitenbefall keine Spur, aber dann kam der Extremversuch.

Ich trat gegen einen tragenden Holzeckpfosten. Der Widerstand war gering, der Holzpfosten knickte ein und das ganze Haus stürzte zusammen. Warum? Die Termiten scheuen das Licht des Tages (dämmert es Ihnen, worauf ich hinaus will?) und arbeiten entweder in Kanälen, die sie mit Sekreten außerhalb der anzugreifenden Hölzer anlegen oder noch lieber im Dunkeln, also im Inneren der Hölzer. Daher höhlen sie die Holzteile nicht vollständig aus - denn dann würde ja das Licht durchbrechen - sondern gehen bis an die Grenze, um einen Lichteinfall zu vermeiden. Das Ergebnis: Die verbleibende Holzsubstanz ist pergamentähnlich dünn, was dann auch den Einsturz des Hauses durch einen einzigen Fußstritt zur Folge hatte.

Machen wir nun den Schwenk zu den freien Kapitalmärkten. Ich muss vorausschicken, dass ich einer Generation angehöre, die für alle wichtigen Währungen der Welt schon Regulierungen der Kapitalmärkte miterlebt hat. Ja auch die so freie Bundesrepublik blieb davon nicht verschont, wenn auch mit anderen Vorzeichen als unsere heutigen Euro-Länder. Damals 1972 und 1973 - also nach dem Bruch des Bretton-Wood-Abkommens, in dem die USA den Tausch von Dollars in Gold im Tausch gegen die Eigenschaft als Reservewährung (mit der sie uns jetzt malträtieren) garantiert hatten, schwappten riesige Geldmengen nach Deutschland, dem einzigen Hort von Stabilität; man griff auf die Außenwirtschaftsgesetze und -Verordnungen zurück und schloss im Prinzip den deutschen Kapitalmarkt für ausländische Investoren.

Auch unsere Brüder über dem großen Teich sollten nicht vergessen, dass sie Ende der Sechziger Jahre, als durch die ungedeckten Ausgaben für den Vietnamkrieg der daraus resultierende Euro-Dollar-Kapitalmarkt entstand (das waren ja nur die US-Schulden in Dollars, die bei uns platziert wurden, also das gleiche üble Spiel, das die Investment-Banken mit ihren Junk-Bonds und den Derivaten vierzig Jahre später wiederholten), sich Genehmigungen für Kapitaltransfer von den dortigen Behörden holen mussten, um nach Europa fliegen und dort Ausgaben tätigen konnten.

Sonst noch Bedarf? Ich erinnere mich an die Zeit, als wir von Stuttgart aus Hotels auf den Kanarischen Inseln bauten und diese mit ca. 50% Eigenkapital in Deutschland finanzierten. Wir wurden in Spanien mit offenen Armen empfangen. Als die Hotels dann fertig waren und an Reiseveranstalter gut vermietet werden konnten, kam Spanien in arge Devisennöte. Was taten unsere iberischen Freunde? Sie verboten den Kapitaltransfer über lächerliche Beträge von (wenn ich mich recht erinnere) 500,00 DM hinaus. Die Folge war, dass die Appartement-Eigentümer keinen Rückfluss hatten und die Zahlung von Zins und Tilgung auf die Darlehen selbst leisten mussten. Ihre Überschüsse standen in Peseten auf Konten, die sich durch die starke Inflation in Spanien laufend entwerteten.

Ja unsere Freunde aus Bella Italia kennen das auch, wenn sie ehrlich sind. Jahrelang war es verboten, Geldnoten, die höher als 20.000 Lire Nennwert hatten, aus Italien zu bringen. Übrigens, damals waren 20.000 LIT ungefähr 30,00 DM.

Ja durch die EU und die Globalisierung ist dies Alles Geschichte, aber ist damit die Sache erledigt. Nein, denn die Termiten sind schon im Gebäude und nagen.

Beweise: Versuchen sie doch einfach einmal, legal 250.000 € auf ein Konto in der Schweiz zu transferieren oder noch verwegener: Offiziell versteuertes Bargeld im Auto nach CH zu bringen. Es wäre dann doch meine ureigenste Sache, mit dem Geld anzufangen, was ich will, z.B. Aktien in China zu kaufen, ein Freudenhaus in Bali zu finanzieren oder in neuseeländischem Grundbesitz anzulegen. Meine Empfehlung, suchen Sie für den Fall solcher oben geschilderter Transfers - vor allem dem Bartransfer nach Zürich vorher schon einmal Ihren Anwalt auf, der wird Sie aufklären.

Nun sollte man - diese Tendenzen akribisch beobachtend - schon einmal feststellen, dass die Zäune um Europa herum immer höher gemacht werden, damit die blöden Rindviecher wie Sie und ich ungestört gemolken werden können. Hören Sie jetzt schon mehr auf die nagenden Geräusche in den hölzernen Tragbalken unserer Finanzwirtschaft?

Den Ausschlag für den heutigen Kommentar gab mir aber Peter Böhringers Blog. Wenn es auch nur eine leichte Vorübung auf das Kommende sein mag, die USA-Regierung bereitet eine Änderung der Gesetze für die Behandlung von Auslandsguthaben und ausländischen Wertpapieren vor. Diesen Blog müssen Sie einfach lesen, um zu erkennen, dass die Termiten international schon vielweiter sind, als Sie je gedacht haben. Es fehlt nur noch der Anlass, diese Handhabung auch emotional vertretbar umsetzen zu können. Dieser Anlass wird sich doch von der Politik mühelos gestalten lassen, oder was meinen Sie?

Vielleicht hilft dabei die neue Webseite des US Treasury, auf der die Amerikaner aufgefordert wurden, für die Tilgung der immerhin noch ca. 13 Billionen US-Staatschulden (das sind nur die bilanzierten - die unbilanzierten sollten noch einmal ca. 45 Billionen US$ ausmachen, wenn man ernsthafte Schätzungen für Rentenzusage, Invaliditätsaufwendungen, Veteranenentschädigungen, medizinische Versorgung, Sozialhilfen, Lebensmittelmarkenprogramme akzeptiert) Spenden mit automatischer Spendenquittung für die Steuer zu leisten. Bei einem geschätzten kumulierten Privatvermögen von ca. 19 Billionen US$ dürften die Amis lange spenden, bis die Schulden weg sind, aber dann sind die Bürger auch ihre Vermögensteile los.

Ich werde Ihnen keine weiteren Details darlegen: Lesen Sie einfach den Kommentar von Peter Böhringer unter dem Titel "Erste Risse in der Kapitalverkehrsfreiheit". Wenn Sie sich noch ein wenig in der deutschen Geschichte auskennen, werden Sie noch wissen, wie uns die Rattenfänger in der Vergangenheit von unserem Ersparten getrennt haben. Es hieß 1914 "Gold gab ich für Eisen", 1924 "Immobilienabgabe für eine starke Rentenmark", 1935 Verbot von Devisen- und Goldbesitz "für Führer, Volk und Vaterland". Da mir Details der DDR-eigenen Gesetzgebung nicht bekannt sind, werden sich meine Leser aus den neuen Ländern sicherlich an ähnliche Gestaltungen (Besitz von Westmark, Intershop-Läden und Devisengeschäfte von Herrn Schalck-G.) erinnern, mit denen der Arbeiter- und Bauernstaat seine Bürger ausnahm und die Bonzen stützte.

Meine Anregung: Die freien Kapitalmärkte werden bald der Geschichte angehören, das Land der Freien und Edlen (so wie es in der US-Nationalhymne ausgesprochen wird) marschiert voran, alle anderen werden fast ausnahmslos folgen. Berücksichtigen Sie diese Gefahr oder Erkenntnis in Ihren Dispositionen. Schützen Sie sich selbst, die Termiten werden Sie nicht schonen.


© Dr. Dietmar Siebholz
E-Mail: wthlz2@gmx.de



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