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Die Inflationspolitik vor dem großen Finale

08.04.2010  |  Redaktion
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Im staatlichen Geldsystem gibt es noch einen zweiten Hebel: die niedrige Eigenkapitalausstattung der Geschäftsbanken. Als Faustregel gilt: Der Staat erlaubt den Geschäftsbanken ausdrücklich, dass sie ihre risikobehafteten Kredite und Wertpapiere nicht zu 100 Prozent, sondern nur mit etwa 8 Prozent Eigenkapital unterlegen müssen. So sind Banken in der Lage, mit einem US-Dollar Eigenkapital 12,5 Einheiten Kredit zu produzieren. Und auch hier gibt es gesetzliche Vorschriften, die diesen Hebel noch vergrößern.


Systemdefizit Wachstumspolitik

Schließlich destabilisiert geldpolitische Wachstumspolitik die Wirtschaft. Der Zentralbankzinssatz ist der wichtigste Gradmesser für die Finanzierungskosten der Geschäftsbanken und damit für die Ausdehnung bzw. Kontraktion der Geldmenge. Er liegt in Japan seit mehr als einem Jahrzehnt nahe Null, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die US-Notenbank Fed senkte ihn zwischen 2001 und 2003 von 6,5 Prozent auf 1 Prozent und beließ ihn auf diesem unverhältnismäßig niedrigen Niveau für ein Jahr, um die marktwirtschaftliche Korrektur in Form der New Economy Rezession abzumildern.

Negative Realzinsen waren zeitweise die Folge. Das billige Geld suchte Anlagemöglichkeiten und fand sie auf Börsen und Rohstoffmärkten sowie insbesondere im Immobilien- und Hypothekensektor, der ein dynamisches Wachstum erlebte. Investoren spekulierten auf einen gleich bleibenden, Hunderte Milliarden US-Dollar umfassenden Geldstrom und (dadurch) weiter steigende Häuserpreise. Der künstliche, rein geldpolitisch angefachte Boom endete, als die Zentralbank die Zinsen erhöhte und viele Projekte nicht mehr bezahlbar waren. Das Wachstum der Geldmenge in Europa steht dem der USA nicht nach. Bekanntlich hat die Führung der US-Notenbank zur "Krisen"-Bekämpfung die Zinsen faktisch auf Null abgesenkt, die Bank of England und die EZB haben nachgezogen. Nun wird ein Weg gesucht, die gigantische Geldmenge "abzusaugen", ohne dass sie in die Realwirtschaft fließt und damit für eine zusätzliche krasse Geldentwertung sorgt.


Monetäre Planwirtschaft zerstört Marktwirtschaft

Eine derartige monetäre Planwirtschaft zieht unausweichlich eine Verzerrung der gesamten Produktionsstruktur nach sich, auch zeitlich. Die geldpolitische Zerrüttung der Preisstruktur macht die Marktwirtschaft funktionsunfähig - Ressourcen werden fehlgelenkt, Arbeit und Kapital in Inflationsprojekte gesteckt, die sich nicht aufrecht erhalten lassen (Vermögenspreisinflation). Sparen und Investieren werden durch die staatliche Zinsfestsetzung aus ihrem natürlichen Verhältnis gerissen. "Keine Behörde kann im Vorhinein feststellen, sondern nur der Markt kann entdecken, was die "optimale Geldmenge" ist", urteilte Friedrich August von Hayek.

Und sein österreichischer Kollege Gottfried Haberler betonte: "Sobald wir die Vorstellung akzeptieren, dass der Produktionsapparat aus dem Tritt gekommen ist, dass große Verschiebungen von Arbeit und Kapital erforderlich sind, um zu einem neuen temporären Gleichgewicht zu gelangen, wird deutlich, dass der Konjunkturzyklus nicht allein ein monetäres Phänomen ist, auch wenn die Geldkräfte den ganzen Ärger ausgelöst haben." Folglich frisst sich die Krise durch alle Bereiche der Wirtschaft, die faule, inflationäre Kredite erhalten haben: Vom Subprime-Hypothekenmarkt in den USA über die Landesgrenzen und die Branche hinaus hat sie Bonds und Hedge Fonds erfasst und ist auf Kredite für Studenten, Kreditkarten und andere Sektoren des Immobilienmarktes übergesprungen, manche Bereiche wurden auch übersprungen.

Längst stehen Wirtschaftszweige mit ungelösten oder verschleppten Strukturproblemen wie die Automobilbranche oder die Bauwirtschaft unter Druck. Der Marktprozess bestimmt Zug um Zug, welche Kredite faul und welche dauerhaft finanzierbar sind.

Eine Flutung der Märkte mit Liquidität kann kurzfristig die Krise überdecken, verhindert aber die alternativlose Bereinigung und wirkt langfristig durch die Bildung neuer Blasen krisenverschärfend. Die Kette reicht bereits von den Finanzkrisen in Japan (Immobilien und Aktien) über Südostasien, Lateinamerika und Russland bis zur New Economy und zum US-Hypothekenmarkt sowie absehbar den Staatsanleihen. Seitdem es Zentralbanken gibt ist die Geldmenge in nie da gewesenem Ausmaß vergrößert worden, hat es eine Vielzahl von Hyperinflationen und schweren Wirtschaftskrisen gegeben. Unser Geldsystem ist weltweit so instabil wie nie zuvor in der Geschichte. Inflation ist eben eine Politik, die man nicht endlos fortführen kann. Immerhin kann man sie ändern.


© Michael von Prollius
Quelle: Erstveröffentlichung auf www.ef-magazin.de






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