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Mr. Bernanke geht zur Uni

26.03.2012  |  James Turk
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Business Insider: "Unter einem Goldstandard steigen in der Regel die Zinssätze während eines wirtschaftlichen Abschwungs, in guten Zeiten fallen sie. Und das ist das genaue Gegenteil, was Geldpolitik bewirken sollte."

    Dieser Kommentar stellt die Wirkungsweise des Goldstandards falsch dar. Man müsste viel eher sagen, dass die Zinssätze mit Absicht stiegen, um den Abschwung herbeizuführen, d.h. um den Boom zu beenden, bevor er außer Kontrolle geraten und noch mehr Elend anrichten würde, wenn die Krise letztendlich kam. Aus geldgeschichtlicher Sicht waren natürlich immer schon die wiederkehrenden Boom-Bust-Zyklen das Problem. Sie werden aber durch das partielle Reservesystem der Banken verursacht und nicht durch Gold.


Business Insider: „Die wirtschaftliche Aktivität war deutlich volatiler zuzeiten des Goldstandards (man denke nur an all die Depressionen und Rezessionen vor der Einführung der Fed).“

    Hat Bernanke das wirklich gesagt, oder ist das nur eine fantasievolle Interpretation des Business Insiders? Warten wir, bis die schriftliche Version der Rede vorliegt. Aber was ist mit der Großen Depression, die die Fed bewirkt hatte? Was ist mit der desaströsen Inflation der 1970er Jahre und der schweren Finanzkrise, die sich nun schon einige Jahre hinzieht? Ganz zu schweigen von der Aktienmarktblase Ende der 1990er und der jüngsten Immobilienkrise? Diese zerstörerischen monetären Umbrüche waren alle schlimmer als die Ereignisse vor Einführung der Fed. Zudem war das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum zu Zeiten des klassischen Goldstandards fast doppelt so hoch, wie in den Jahren seit 1971, als die letzten Reste des Goldstandards beseitigt wurden.


Business Insider: “Der Goldstandard funktioniert nur dann, wenn sich die Menschen sicher sind, dass sich die Zentralbank AUSSCHLIESSLICH um die Einhaltung des Goldstandards kümmert. Sollte sie auch nur ansatzweise den Eindruck erwecken, dass sie auch noch andere Prioritäten hat (wie z.B. die Senkung der Arbeitslosigkeit), bricht alles zusammen.“

    Das ist ein weiterer unglaublicher Kommentar. Mit der Einführung des Goldstandards sollte ja eben sichergestellt werden, dass es keine andere Priorität gab, weil nur so für stabiles Geld, welches von grundlegender Bedeutung für die Gesellschaft ist, garantiert werden konnte. Stabiles Geld bedeutete, dass die Wirtschaft allen eine faire Grundlage bieten konnte und nicht zugunsten von Bankern oder staatlichen Interessen verzerrt wurde. Um diesem wichtigen Punkt noch mehr Gewicht zu verleihen, ein Zitat von Ludwig von Mises: "Die Bedeutung des Begriffes "wertstabiles Geld“ lässt sich gar nicht erfassen, wenn man sich nicht darüber im Klaren ist, dass es als Instrument zum Schutz der bürgerlichen Rechte gegen despotische Angriffe seitens der Staatsgewalt konzipiert wurde.

    Ideologisch betrachtet, gehört es somit in eine Kategorie mit politischen Konstitutionen und Bürgerrechtserklärungen.“ Ähnlich äußerte sich auch Howard Buffett, Vater der Wall-Street-Legende Warren Buffett: “In einem freien Land steht die Geldeinheit auf einem festen Fundament aus Gold oder aus Gold und Silber, unabhängig von den herrschenden Politikern.” Kurz: Gold und die Freiheit des Menschen sind untrennbar miteinander verbunden.


Business Insider: "Goldstandards machen die Zentralbanken anfällig für einen spekulativen Ansturm, weil normalerweise nicht das gesamte Gold hinterlegt ist.“

    Genau. Sollte man aber deswegen dem Gold die Schuld an dieser Täuschung geben? Kann Gold schuld daran sein, dass das Geld der Zentralbanken nicht zu 100% gedeckt ist. Oder ist es die Schuld der Zentralbanker?


Dass Mr. Bernanke seine Rede an meiner eigenen Alma Mater hielt, ist schon eine Ironie des Schicksals. Er wärmt schlicht und einfach denselben alten Mist wieder auf, den ich dort vor 40 Jahren lernte, als ich auf meinen Abschluss in Internationaler Wirtschaftslehre hinarbeitete. Zumindest sagte Bernanke eine Sache nicht, die mir dort beigebracht wurde, und zwar, dass Gold auf ca. 7,50 $ fallen würde, sollte der Staat aufhören, einen Goldpreis von 35 $ pro Unze "aufrechtzuerhalten“ (der Dollar wurde damals noch mit 13,71 grain Feingold definiert).

Als US-Präsident Nixon die Goldkopplung des Dollar dann 1971 aufhob und der Goldpreis stieg - und nicht fiel - hatte ich die Geistesgegenwärtigkeit, mir die Frage zu stellen, warum Gold nicht auf 7,50 $ absackte. Auf der Suche nach Antworten stieß ich glücklicherweise auf Mises‘ Werk "Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“. Weil es so brillant war, fing ich an, auch seine anderen Bücher zu lesen und die Hayeks, Rothbards und der großen Gelehrten der Österreichischen Schule, von denen ich während meiner Zeit an der Universität nie etwas gehört hatte. Es ist traurig, dass keiner der Gründungsväter der Österreichischen Schule damals an der George Washington University lehrte. Aber noch trauriger ist, dass das dirigistische keynesianische Dogma, das Mr. Bernanke verbreitet, auch heute noch die jungen Geister irreführt.


© James Turk
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Dieser Artikel erschien am 21. März 2012 auf www.fgmr.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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