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Werden die Rohstoffmärkte manipuliert?

26.06.2005  |   Sebastian Hell
Die Märkte werden manipuliert! Knallharte Fakten! Dagegen ist Dantes Inferno wie "Winnie the Pooh"


Schon öfters habe ich in meinem täglichen "Rohstoff Express" auf die Möglichkeit einer großen Marktmanipulation hingewiesen. Frank Veneroso, Herausgeber des Gold Newsletter und engagiertes GATA Mitglied, veröffentlichte genau zu diesem Thema vor kurzem einen sagenhaften Artikel.

Er geht davon aus, dass derzeit die Manipulation am Kupfermarkt gigantische Ausmaße angenommen hat. Hedge Funds kaufen physisches Kupfer zu höheren Marktpreisen auf, damit dieses nicht in die Depots der Börsen in London, Shanghai und New York kommt und dadurch ein künstlicher Engpass geschaffen wird. Der europäische Broker Calyon verwies in einer neuen Studie ebenfalls daraufhin, dass die Lagerbestände an den Börsen künstlich geschaffen wurden und Hedge Funds eine große Rolle hierbei spielen. Als Händler von Basismetallen dürfte Calyon über die Vorgänge an den Märkten gut Bescheid wissen.

Aber nicht nur Kupfer soll von dieser Manipulation betroffen sein sondern auch Blei und Nickel. Der Handel mit Nickelfutures befindet sich an der London Metal Exchange in der Hand weniger Teilnehmer, welche krankhaft versuchen die Kurse aufrecht zu erhalten. Selbes gilt für Blei.

Bei Zink ist die Situation noch offensichtlicher. Zwischen dem Anfang des Jahres 2005 und Ende Mai sind die Lagerbestände an der LME um 100.000 Tonnen gefallen. Analysten dachten, dass der Markt sich in einem großen Defizit befinde. Anschließend geschah jedoch das unglaubliche. Die Lagerbestände füllten sich innerhalb von nur drei Tagen um 103.000 Tonnen auf. Die Kurse brachen von 0,60 $ pro Pfund auf momentan 0,56 $ ein. Eine Sprecherin von Teck Cominco dem weltgrößten Zinkproduzenten sagte, dass dies (der Lageranstieg) sehr Schade sei, man allerdings damit gerechnet habe, dass noch viel Zink in verborgenen Lagern schlummere.

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Auch bei Aluminium zeigt sich, dass die Kurse immer weiter nachgeben was auf eine zurückgehende Nachfrage hin deutet.

Mit der Manipulation der Märkte wollten die Funds die Kurse der Basismetalle immer weiter nach oben treiben da sie annahmen, dass die China Story ein immer blühender Baum sein wird. Die Manager hofften, dass sie den Preisanstieg durch eine gezielte Manipulation der Kurse noch schneller voran treiben könnten als sie (die Kurse) ohnehin schon stiegen. Der einzige Fehler in dieser Rechnung war, dass sie die Weltwirtschaft nicht berücksichtigt hatten - welche mittlerweile kontinuierlich abnimmt.

Zur Verdeutlichung der Manipulation bei Kupfer ist folgender Chart sehr hilfreich.

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Der Chart repräsentiert den "Baltic Dry Freight Index". Dieser Index fasst die Frachtkosten der 25 wichtigsten Frachtrouten der Welt zusammen. Es ist gut zu erkennen, dass der Aufwärtstrend gebrochen wurde und der Index enorm eingebrochen ist. Dies liegt daran, dass schon im nächsten Jahr neue Schiffe mit viel größeren Kapazitäten als bisher auf den Markt kommen und deswegen keine Engpässe bei der Beförderung von Gütern mehr zu erwarten sein werden. Obwohl das Wachstum in Asien weiterhin hoch bleiben wird sollte es bei den Frachtschiffen schon bald zu einem Kapazitätenüberschuss kommen.

Der nun folgende Chart zeigt den eben erwähnten "Baltic Dry Index" und den Kupferpreis pro Tonne (braun). Es ist kaum zu übersehen, dass über Jahre hinweg der Kurs des roten Metalls fast jede Bewegung des BDFI nach vollzogen hat. Seit kurzem ist allerdings eine riesen Schere entstanden die nur durch gezielte marktmanipulatorische Eingriffe zu erklären ist.

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Es wäre auch nicht das erste Mal, dass der Kupfermarkt manipuliert wird. Etwa Mitte der 1990er kontrollierte ein Broker namens Hamanaka Yasuo des japanischen Bankengiganten Sumitomo Corp. schätzungsweise 5% des weltweiten Kupfermarktes. Die Sache endete anschließend in einem riesen Desaster das der Bank 1,8 Milliarden Dollar kostete. Manche Schätzungen gehen sogar von vier Milliarden Dollar aus. Eingeleitet wurde der Untergang des Starhändlers durch eine Phalanx von Großinvestoren die unter Leitung ihres Feldherren George Soros, dazu entschlossen waren den Kupferpreis wieder auf ein angemessenes Level herunter zu bringen. Hamanaka Yasuo wanderte anschließend für einige Jahre ins Gefängnis.

Trotz all der oben erwähnten Fakten ist dies meiner Meinung nach noch kein Ende der Rohstoffhausse. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Hedge Funds versuchen die Basismetalle zu manipulieren und momentan enorme nicht gemeldete Lagerbestände aufgebaut haben. Kurzfristig dürfte dies zu Kurseinbrüchen führen die hervorragende Einstiegsgelegenheiten bieten.

Langfristig gesehen sollten alle Rohstoffe noch einiges an Wert zulegen da die Wachstumsstory in Asien und eventuell bald auch in Afrika weiter geht. Bis neue Minen erschlossen werden benötigt es Unsummen an Geld und dauert mindestens sieben Jahre. Die Kurse hätten auch ohne Manipulationen die heutigen Niveaus erreicht nur in einer längeren Zeitspanne. Sollten also die Märkte wirklich einbrechen so kann dies von interessierten Anlegern als optimaler Einstieg genutzt werden.



© Sebastian Hell

    Quelle: www.derivate-magazin.de
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