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Die fundamentalen Probleme mit Fiat-Währungen (Teil 1/2)

30.03.2012  |  Ron Hera
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Die subjektivistische Wertbetrachtung geht also davon aus, dass "Wert“ einzig und allein als Konzept oder Glaube in den Vorstellungen der Menschen existiert; und daher kann "Wert“ auch ex nihilo durch Überzeugung oder Zwang erschaffen werden - d.h. durch Beeinflussung oder Kontrolle (Zwang oder Angst vor Zwang) des menschlichen Verstands. Eine objektivistische Wertbetrachtung des Geldes bedeutet, dass Geld einen Wert besitzt, weil in ihm die Ressourcen und die Arbeitskraft stecken, die zu seiner Herstellung nötig waren.

Natürlich existiert auch so etwas wie subjektiver Wert, der sich beispielsweise in der Wertschätzung eines Picasso-Gemäldes durch Kunstliebhaber niederschlägt, dieser subjektive Wert unterscheidet sich aber vom Wert im Kontext des biologischen Überlebens (buchstäblich Leben oder Tod). Das erste bezieht sich auf subjektive Geistesregungen, das zweite auf eine objektive biologische Realität, die unabhängig vom menschlichen Bewusstsein existiert.

Die Bewohner des Warschauer Ghettos hatten 1943 mit Sicherheit nicht die gleiche Wertschätzung für Gewehre und Picasso-Gemälde. Im Allgemeinen messen Menschen den Produkten menschlicher Arbeit, die einen realen Nutzwert haben (wie beispielsweise ein Werkzeug), einen Wert in Bezug auf ihre materiellen und überlebendnotwenigen Bedürfnisse bei. Dieser “Überlebenswert” ist vollkommen pragmatisch und tief verwurzelt im natürlichen Verständnis der Menschen von ihren biologischen Bedürfnissen und ihrer physischen Beziehung zur objektiven Welt.

Primärgeld (vormünzliche Zahlungsmittel, auch "Primitivgeld“ genannt) entsteht auf natürlichem und freiwilligem Weg und ist nicht von Regierungen oder Banken abhängig. Natürliche Geldformen entwickeln sich immer dort und dann, wenn Menschen Dinge beziehen, die sie nicht ausdrücklich und ausschließlich zum Umtausch in andere Dinge benötigen. Das am häufigsten zum Tausch eingesetzte Gut ist de facto Geld. Der griechische Philosoph Aristoteles definierte als erster die Eigenschaften eines Gutes, das als Geld eingesetzt werden kann 1) Teilbarkeit, 2) Beständigkeit 3) Transportfähigkeit und 4) Knappheit - d.h. es ist selten und wertvoll. Später wurde Geld dann als Tauschmittel, Rechnungseinheit - z.B. standardisierte Gold- und Silbermengen - und als Wertspeicher beschrieben. Natürlich muss Geld auch breite Akzeptanz genießen, und das kann entweder durch natürliche Kräfte oder Zwang geschehen.

Das Angebot an Primärgeld hält sich normalerweise begrenzt im Verhältnis zur Produktion anderer Güter. Die für die Herstellung natürlichen Geldes benötigen Ressourcen und Arbeitskraft stehen im Zusammenhang mit anderen ökonomischen Ressourcen, mit denen die überlebensnotwenigen Bedürfnisse der Menschheit gedeckt werden. Die Herstellung von Primärgeld entzieht anderen ökonomischen Aktivitäten Ressourcen, die direkten Überlebenswert haben. Das Prinzip, das die Herstellung von Primärgeld reguliert, ist somit das Überlebensprinzip.

Das Überlebensprinzip ist kein vorschreibendes Gesetz (das durch menschliche Autorität deklariert wird), sondern ein Prinzip, das sich mittels Beobachtung beschreiben lässt. Die Herstellung von Primärgeld reguliert sich automatisch in Abhängigkeit von den biologischen Bedürfnissen der Menschen. Deswegen ist das Primärgeld auch eng mit der physischen Wirtschaftsaktivität in der objektiven Welt verknüpft - wie auch die Errichtung von Unterkünften. Menschen bauen selten mehr Unterkünfte, als sie wirklich brauchen, weil der dafür benötigte ökonomische Aufwand besser an anderer Stelle eingesetzt ist. Im Preismechanismus der modernen Ökonomie spiegelt dieser grundlegende Umstand wieder.

Obwohl allgemein geglaubt wird, dass jeder Gegenstand als Geld dienen könnte, so ist damit nur das Tauschmittel an sich gemeint - d.h. die Währung. Währung ist genauer gesagt ein "Geldsubstitut“, das nützlich und vorteilhaft ist, aber nicht im strengen Sinn Geld. Grundstücksurkunden könnten beispielsweise als Währung zirkulieren, aber nicht das Land an sich. Werden zusätzliche Währungseinheiten aus dem Nichts geschaffen - in diesem Fall ungedeckte "Grundstücksurkunden“, an denen aber kein Land hängt - so wird kein zusätzliches Land oder aber irgendeine andere Vermögensform in der objektiven Welt geschaffen - auch wenn sich die Zahl der Transaktionen und die Größe der in "Grundstücksurkunden“ bemessenen Wirtschaft ausweitet.

Im Laufe der Geschichte hat es immer wieder Pläne gegeben, Primärgeld durch Währungen zu ersetzen, deren Herstellung praktisch nichts kostet und die auch keinen Überlebenswert besitzen. Künstliches Geld, auch bekannt als "Fiat-Währung“, hat einen "vermeintlichen“ Wert, weil Regierungen oder Zentralbanken ihm per Verordnung "Wert“ zugemessen haben. Die Einführung von Fiat-Währungen ersetzt den Überlebenswert des Primärgeldes durch einen subjektiven Wert - natürliches Primärgeld wird durch ein bloßes Tauschmittel ausgewechselt. Moderne Währungen, wie der US-Dollar, das Britische Pfund, der Euro und Japanische Yen, sind immer Fiat-Währungen. In der Praxis ist die Fiat-Währung also so viel wert, wie viel man für sie kaufen kann; sie ist jedoch kein Standard, an dem Wert gemessen werden kann, weil ihre Kaufkraft instabil ist. Und Fiat-Währungen bringen eine ganze Reihe von fundamentalen Problemen mit sich.

Lesen sie weiter Teil 2: Die 15 fundamentalen Probleme von Fiat-Währungen.


© Ron Hera
www.heraresearch.com, Email: ron@heraresearch.com


Zu Hera Research: Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell spezialisiert sich das Unternehmen auf den Bergbausektor, Metalle, Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe. Hera Research gibt einen monatlich erscheinenden Newsletter heraus.

Dieser Artikel wurde am 26.03.2012 auf http://www.24hgold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.



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