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"Geheime Goldpolitik" von Dimitri Speck

24.05.2010  |  Redaktion
Nachfolgend finden Sie unser Interview mit Dimitri Speck zu unserem Buch-Tipp "Geheime Goldpolitik - Warum Zentralbanken den Goldpreis steuern".

Sehr geehrter Herr Speck, vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben, um mit uns über Ihr neues Buch "Geheime Goldpolitik - Warum Zentralbanken den Goldpreis steuern" zu sprechen. Zugegebenermaßen war ich anfangs skeptisch und dachte, dass im Markt kursierende und oft wenig fundierte Thesen aufgegriffen und anschließend weiter ausgeschmückt werden. Doch bereits in den ersten Kapiteln wurde ich eines Besseren belehrt!

Mit schon fast detektivischer Kleinarbeit haben Sie in Ihrem Buch exakt die wichtigsten Punkte der Goldpreisinterventionen bestimmt und auch die verschiedenen Phasen ausgemacht.


Hannes Huster: Sind Sie schon immer ein Verfechter des Goldes oder waren es die Auffälligkeiten beim Goldpreisverlauf, die Sie auf dieses spannende Thema gebracht haben?

Dimitri Speck: Gold ist ein liquides Wertaufbewahrungs- mittel, das weder durch Inflation noch durch Schuldnerausfall wertlos werden kann. Unser heutiges Kreditgeld besitzt diese Eigenschaft nicht. Insoweit war ich "schon immer" für Gold. Von der Existenz von Goldinterventionen bin ich aber erst seit 2001 überzeugt. Damals las ich im Internet eine statistische Analyse von Anomalien des Intradaykursverlaufs. Ich habe diese Untersuchung ausgeweitet und methodisch verbessert. So gelang mir der statistische Nachweis und die Datierung des Beginns der Interventionen auf den 5. August 1993.


Hannes Huster: Sie haben eindeutig nachgewiesen, dass der Goldpreis über Jahre hinweg über verschiedenen Methoden gesteuert wurde. Eine Intervention über einen so langen Zeitraum ist eigentlich in keinem anderen Markt möglich. Warum beim Gold?

Dimitri Speck: Gold ist überwiegend ein Anlagegut, kein Verbrauchsgut, es wird in großen Mengen gelagert. Die Zentralbanken haben seit Beginn der systematischen Interventionen, ein Mehrfaches des Jahresverbrauchs, insgesamt etwa 8000 Tonnen, durch Verkäufe und Verleihungen in den Markt gegeben. Damit haben sie den Preis maßgeblich bestimmt.

Wenn die Zentralbanken auch Benzin in der Größenordnung von mehreren Jahresverbräuchen lagern und einen Teil davon stetig abgeben würden, wäre das Tanken ebenfalls deutlich günstiger. Hinzu kommt aber noch ein zweiter, oft kaum verstandener Aspekt. Als Anlagegut verliert Gold an Attraktivität, wenn sein Preis nicht steigt. Es wird also durch Drückungen tendenziell weniger nachgefragt.

Bei einem Verbrauchsgut ist es genau umgekehrt, wenn sein Preis fällt, wird mehr nachgefragt und verbraucht.


Hannes Huster: Sie haben die verschiedenen Interventionsphasen der vergangenen Jahre genauestens untersucht und dabei drei unterschiedliche Phasen ermittelt. Können Sie diese unseren Lesern vielleicht kurz erläutern?

Dimitri Speck:

Am 5. August 1993 begannen die systematischen Interventionen. Auf Initiative der USA hatten einige Zentralbanken vereinbart, keinen Goldpreis über 400 USD je Unze zuzulassen.

Hauptmotiv war die Dämpfung der Inflationserwartung. Auf diese Art musste die FED die Zinsen nicht anheben.

Gegen Ende 1996 begann die zweite Phase. Private Häuser hatten sich von den Zentralbanken Gold zu niedrigem Zins geliehen und am Markt verkauft, um den Erlös höher rentierlich anzulegen.

Sie waren dieses Gold schuldig, deshalb an einem fallenden Preis interessiert. Diesen haben sie dann auch durchgesetzt.

Die dritte Phase begann am 18. Mai 2001. Das Zentralbanksystem als Ganzes hatte Gold in Höhe von mehreren Jahresproduktionen verliehen, was am Markt nicht mehr erhältlich gewesen wäre, ohne eine Preisexplosion zu verursachen.

Deswegen verkauften die Zentralbanken Gold, damit es ihnen ihre Schuldner zurückgeben konnten. Da seit 2001 effektiv kein Gold mehr von Zentralbankseite auf den Markt kommt, steigt sein Preis. Die Interventionen haben nur noch die Folge, dass ein zu schneller Anstieg verhindert wird.


Hannes Huster: Aus meiner Erfahrung heraus wird das menschliche Handeln im Groben oft von zwei Urinstinkten gelenkt. Angst und Gier! Ich denke auch bei Ihrem Phasenmodell trifft dies zu. Zunächst hatten die Notenbanker Angst, dass das Inflationsthermometer GOLD zu sehr ausschlägt und anschließend zielten die Bullionbanken aus reiner Gier auf eine Gewinnmaximierung ab und trieben das Spiel zu weit!

Sind Angst und Gier im wahren Leben und an den Finanzmärkten nicht die einzigen Hintergründe für unser Handeln?


Dimitri Speck: Da gibt es mehr, etwa die Suche nach Erkenntnis oder das Verharren im gewohnten Selbstbild. Wer weiß schon immer, was seine tatsächlichen Motive sind?





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