Divergenz des Silver ETF
27.04.2010 | Adam Hamilton
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Auch wenn wir nicht mit Sicherheit wissen, was in den Köpfen aller SLV-Investoren vorgeht, ist die zweite Erklärung durchaus wahrscheinlicher. Wie ich bereits vergangene Woche in meinem Essay über das Silber-Gold-Verhältnis schrieb, bestimmt der Goldpreis die Stimmung der Silberhändler. Silberhändler suchen ständig nach Hinweisen auf neue Investitionsmöglichkeiten. Und obwohl der Goldpreis seit Anfang Februar einen beachtlichen Anstieg erlebt hat, war sein Aufschwung nicht wirklich mitreißend. Es gab einige rasante Anstiege und keine Höchstwerte, Gold ist sozusagen, wie die allgemeinen Aktienmärkte, aufgetaut. Ohne einen rasant steigenden Goldkurs, der etwas Spannung auf den Silbermarkt bringt, haben Aktienhändler keinen Ansporn, SLV-Anteile zu kaufen. Die Freisetzung der SLV-Anteile hat den Silberpreisverlauf verzögert, wodurch der ETF-Silberbarrenverkauf notwendig wurde, um einer Auseinanderentwicklung von Silber und dem SLV vorzubeugen. Sobald sich der Goldaufschwung beschleunigt und Silberhändler sich wieder für Silber begeistern können, sollten die SLV-Anteile steigen.
Zum damaligen Zeitpunkt mussten die SLV-Teilhaber jedoch über 18 Millionen Unzen Silber in weniger als sieben Wochen verkaufen. Das entspricht der jährlichen Produktion von einigen der weltgrößten Silberproduzenten, dies musste also einen beträchtlichen Einfluss auf den kürzlichen Silberaufschwung haben. Wenn nicht die relativ niedrige SLV-Nachfrage diesen ETF dazu gezwungen hätte, eine so große Menge an Silberbarren zu verkaufen, nehme ich an, dass die Silbergewinne seit Anfang März wesentlich höher gewesen wären.
Diese SLV-Divergenz hebt die kontroverse Natur von Edelmetall-ETFs deutlich hervor. Wenn die Nachfrage nach ihren Anteilen groß ist, sodass sie ihre Metallanteile erweitern müssen, ist das sehr positiv für die Preise. Wenn Aktieninvestoren jedoch zu verkaufen beginnen oder nicht so schnell kaufen wie die Metallpreise steigen, müssen die ETFs ihre Anteile zurückkaufen, um dem Metallpreis auf den Fersen zu bleiben. ETFs fördern den Kapitalzuwachs an den Gold- und Silbermärkten, der mit einer beachtlichen Volatilität und Risiken einhergeht. Dieses Szenario kann die Metallpreisverläufe verstärken oder bremsen.
Das Pendant zum SLV auf dem Goldmarkt ist der GLD gold ETF (der drittgrößte ETF weltweit), der den SLV-Verlauf nicht reflektiert hat. Das macht die SLV-Divergenz noch interessanter. Während der SLV seinen Rekordhöchstwert an Silberbarren, die er treuhänderisch verwaltet (fast 306 Unzen) Anfang Dezember erreichte, erzielte der GLD seinen Rekordhöchstwert vor weniger als zwei Wochen. Während der SLV dazu gezwungen wurde, seine eigenen Anteile zu verkaufen, hat der GLD seinen Rekord gehalten und seine Anteile blieben stabil.
Die beachtliche Menge an GLD-Anteilen ist im Wesentlichen stabil geblieben, seit Käufe großer Hedgefonds ihre Werte im ersten Quartal 2009 auf neue Höchstwerte getrieben haben. Dieser Rekordanstieg war sehr wichtig, da er bewies, dass die Verschwörungstheoretiker, die behaupteten, dass ETFs Silberbarren nicht wirklich kaufen oder verkaufen, falsch lagen. Wie gewöhnlich konnten eindeutige Beweise die emotionalen Hirngespinste nicht beseitigen, wodurch zahllose Investoren in die Irre geführt wurden.
Ein einziger großer Hedgefonds kaufte wie verrückt GLD-Anteile und rief einen Anstieg seiner Anteile von 30 Prozent in nur fünf Wochen Anfang 2009 hervor! Der GLD musste 238 Tonnen Gold über diesen kurzen Zeitraum kaufen, wodurch die Goldpreise um 23 Prozent in die Höhe katapultiert wurden. Wenn der GLD die Differenz im Kaufdruck nicht direkt in Silberbarren verlagert hätte, wäre das unmöglich gewesen. Es gibt andere Beispiele, wo Barrenkäufe und -verkäufe des GLD und SLV die Gold- und Silberpreise direkt beeinflussten. Es ist also offensichtlich, dass ETFs Barren kaufen und verkaufen.