Meine Meinung zu den aktuellen Informationen über den Markt für Selten-Erd-Metalle
03.04.2012 | Dr. Dietmar Siebholz
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Die Antwort auf die Frage 2 ist leichter: Um eine ökonomische Förderung überhaupt zu erreichen, müssen bei einer Lagerstätte folgende Voraussetzungen stimmen (die Höhe der REO-Gehallte in den Erzen ist da nicht prioritär zu bewerten): 1. Die Gehalte aller Selten-Erd-Metalle sollte nicht unter 5 % liegen, denn sonst besteht die Gefahr, dass unabhängig von der Mischung der einzelnen Selten-Erd-Metalle in den Erzen eine Förderung als Mine kaum wirtschaftlich werden kann.
2. Die Erze müssten einen relativ hohen Gehalt an den schwereren Seltenen Erden (HANRe oder HREO) aufweisen, weil diese einen wesentlich höheren Marktwert haben als die leichteren (LANRe oder LREO). Als Richtwert ist ein Anteil von mindestens 3,5% von allen in den Erzen enthaltenen Seltenen Erden anzusehen.
3. Die metallurgischen Überprüfungen müssen ergeben, dass die Separation der einzelnen Selten-Erd-Metalle in relativ einfachen Verfahren von statten gehen kann. Berücksichtigen Sie bei der Beurteilung dieser Forderung bitte, dass die neue Separationsanlage, die Lynas in Malaysia errichtet hat, geschätzte ca. 500 Mio australische Dollars gekostet hat. Solche Vorlaufkosten werden nur wenige Lagerstätten außerhalb Chinas finanzieren können.
Aus meiner Sicht können nur maximal drei oder vier Unternehmen diese Bedingungen erfüllen, um dauerhaft als Konkurrenten am Markt auftreten zu können, eines in Europa, eines in Südafrika und maximal zwei in Nordamerika. Wann diese aber zur Marktversorgung wesentliche Tonnage beisteuern können, erscheint äußerst fraglich. Selbst staatliche Subventionen, nach denen zum Beispiel Molycorp laut in Richtung Washington ruft, werden da nicht helfen, denn die Ökonomie spricht gegen deren Business-Konzept. Sie haben zwar in der Zischenzeit ein wichtiges Verarbeitungsunternehmen in den USA für Selten Erden übernommen, aber ihr Mangel an schweren Seltenen Erden ist dadurch nichtbeseitigt.
Das entscheidende Kriterium sind aber die Tatsachen, dass es einerseits eine stark unterschiedliche Nachfrage nach den einzelnen Selten-Erd-Metallen gibt und sich diese extrem auseinander entwickelnde Tendenz immer weiter durch neue Forschungen und Anwendungen verstärkt und andererseits außerhalb Chinas die Technologie für die hochkomplexe Separierung der einzelnen Selten-Erd-Metalle völlig unterentwickelt ist. Ja es gibt wohl außerhalb von China kein Unternehmen, das diese Separierung übernehmen kann oder eine solche hat, die dem Stand der Technik entspricht.
Eine Ausnahme mag die im Bau befindliche Anlage der Lynas Corp. aus Australien sein, aber deren Anlage wird derzeit durch Demonstrationen gegen das Werk in Malaysia be- hoffentlich nicht sogar verhindert. Auch das Tochterunternehmen der Great Western Minerals in Südafrika ist in der Lage, diese Separierung für kleinere Mengen durchzuführen, ebenso wie die estnische Tochter von Molycorp, aber nur für kleinere Mengen. Ähnliches gilt für die Hoffnung, dass die ehemaligen UdSSR-Anlagen in Kirgisien mit der zwar überalterten jedoch verwendungsfähigen Separationstechnologie wieder den Betrieb aufnehmen könnten.
Hier also von einem baldigen Überangebot zu reden, ist sicherlich stark übertrieben. Die Marktversorgung mit maximal ca. 130.000 Tonnen pro Jahr wird wohl auch in den nächsten Jahren fast ausschließlich aus China kommen; vielleicht werden die oben genannten alternativen Hersteller bis 2015 an die 45.000 Tonnen liefern können (ich bezweifele dieses), aber dabei wird eines übersehen: Das ist die Frage, welche Anteile an der Gesamttonnage von ca. 130.000 Tonne nun den kritischen und den wohl im Überfluss vorhandenen nicht kritischen Selten-Erd-Metallen zuzurechnen sind. Hier hilft ein Blick auf die Zusammensetzung der einzelnen Selten-Erd-Metalle in den diversen Lagerstätten. Generell ist zu sagen, dass in der Regel die leichten Selten-Erd-Metalle bis zu 85% (und einschließlich Neodym und Samarium bis zu 95%) der aufgefundenen Selten-Erd-Metallen ausmachen.