Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Anwendung der Hubbert´schen Peak-Oil-Theorie auf Gold

12.05.2010  |  Dr. Jürgen Müller
- Seite 3 -
IV. Hubbert-Kurve für Gold

Differenziert man die integrierte Form der Logistischen Funktion aus Abbildung 2 nach der Zeit, erhält man die bekannte Glockenkurve in Abhängigkeit von der Zeit, die in Abbildung 3 dargestellt ist.

Open in new window
Abbildung 3: Zeitlicher Verlauf der theoretischen Glockenkurve für die globale Goldförderung.


Wie zuvor erwähnt führte der letzte Unterzyklus seit 1980 die Förderung weit über das theoretische Modell hinaus. Die modellierte Kurve weist ein Förderpeak im Juli 2007 bei einem Wert von 1.841 Tonnen auf. In der Realität fiel das Förderhoch auf das Jahr 2003 bei 2.590 Tonnen [9]. Dies ist ein Phänomen, welches auch für andere Ressourcen in der Vergangenheit zu beobachten war. Das Peak fiel oft einige Jahre zu früh und einige Produktionseinheiten zu hoch aus. Selbst unter optimistischen Prämissen ergibt also das Hubbert-Modell ein theoretisches Peakjahr, welches bereits in der Vergangenheit liegt, nämlich im Jahr 2008. Das reelle Peak von 2003 erfolgte 5 Jahre früher, genauso wie z.B. das Peak der U.S. Crude Oil Förderung 1970 bei 3,52 Milliarden Barrels [10] erfolgte, das Logistische Wachstumsmodell jedoch für das Jahr 1976 einen Peak-Wert von nur ca. 3 Milliarden Barrels vorhersagte [11].


V. Optimistisches Szenario

Es soll nochmals explizit betont werden, dass das in Abbildung 3 veranschaulichte Modell ein aus heutiger Sicht optimistisches Szenario darstellt. Die amerikanische geologische Statistikbehörde U.S. Geological Survey (im Folgenden "USGS") gab die aktuellen geologischen Goldreserven in ihrem Goldreport von 2009 mit 47.000 Tonnen an [12], wobei der Begriff "Reserven" diejenigen bekannten Vorkommen bezeichnen, die mit dem aktuellen Stand der Technik und dem aktuellen Preisniveau von Gold wirtschaftlich gefördert werden können. Weiterhin wurden 53.000 Tonnen Ressourcen ausgewiesen [12], d.h. Vorkommen, bei denen aktuell die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist. Addieren wir diese Zahlen: Bisherige Förderung 157.000 Tonnen + bekannte Reserven 47.000 Tonnen + bekannte Ressourcen 53.000 Tonnen = 257.000 Tonnen. D.h. das hier präsentierte Modell läßt Spielraum für weitere 23.000 Tonnen, die in der Zukunft noch gefunden werden müssen. Weiterhin unterstellt das Modell, dass alle bekannten Reserven auch tatsächlich abgebaut werden können und sämtliche bekannten Ressourcen sich zu Reserven entwickeln werden, die ebenfalls wiederum zu 100% abgebaut werden können. All diese optimistischen Annahmen sind also notwendige Voraussetzung für das hier beschriebene 280.000 Tonnen Modell.

Weiterhin vernachlässigt das Modell die kommenden Effekte von Peak-Oil, die den Bergbau insgesamt verteuern und begrenzen werden. Der frühere USGS Präsident V.E. McKelvey schrieb in diesem Zusammenhang bereits im Jahr 1972, dass "der Ver- und Gebrauch von Mineralien (d.h. Metallen) und Brennstoffen (d.h. Öl, Gas, Kohle und Uran) jeweils essentiell für die Verfügbarkeit und den Gebrauch des anderen ist" (freie Übersetzung des Autors) [13]. Mit anderen Worten: Ohne Öl keine Metalle und ohne Metalle kein Öl (bzw. weniger Öl, weniger Metalle).


VI. Auswirkungen auf die zukünftige Kaufkraft von Gold

Unter Geologen ist unbestritten, dass die Logistische Gleichung von Verhulst aus dem Jahr 1838 ein sehr gutes mathematisches Werkzeug darstellt, um die zukünftigen Verläufe von Produktionskurven natürlicher endlicher Ressourcen zu approximieren.

Das hier diskutierte Modell impliziert, dass das Produktions-Peak von 2003 mit 2.590 Tonnen der historische Wendepunkt der Goldförderung war und in der Zukunft mit einer tendenziell fallenden Produktion gerechnet werden kann. Dass diese Hypothese in der Tat auch durch aktuelle geologische Entwicklungen untermauert wird, wurde an anderer Stelle durch den Autor diskutiert [5,14,15].

Es ist demnach damit zu rechnen, dass eine steigende Nachfrage auf ein kontinuierlich sinkendes Angebot treffen wird. Gold sollte daher auch nach der aktuellen systematischen Krise des expontiellen Zinspapiergeldes ein lohnendes Investment bleiben. Gleiches gilt inhaltlich auch und noch mehr für Technologiemetalle, die im Gegensatz zu Gold wirklich ge- und verbraucht werden. Ohne Metalle kein Öl, ohne Öl keine Metalle.

© Jürgen Müller
www.goldsilber.org, www.technologiemetalle.org,www.werteinlagerung.de


Open in new window Open in new window Open in new window


In eigener Sache: Dieser Artikel erschien bereits (aus Platzgründen) in stark gekürzter Form im Smart Investor Magazin, Ausgabe 5/2010. Die Redaktion des Smart Investor verweist auf die Möglichkeit des kostenlosen Probeabonnements. In den kommenden Woche publiziert der Autor Hubbert-Kurven von weiteren Metallen auf goldseiten.de.



[i]Referenzen:

[1] J. Müller: "Glockenkurven", www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=7409
[2] Minenkammer Südafrika, www.bullion.org.za/Econ&Stats/HistoricalGoldData2.htm
[3] P.-F. Verhulst: "Notice sur la loi que la population poursuit dans son accroissement", Correspondance Mathematique et Physique, Vol. 10, S. 113-121, 1838
[4] M.K. Hubbert: "Techniques of Prediction as Applied to Production of Oil and Gas", U.S. Department of Commerce. NBS Special Publication 631:16-141, 1982, www.goldsilber.org/artikel/hubbert-1982.pdf
[5] J. Müller, H.E. Frimmel: "Numerical Analysis of Historic Gold Production Cycles and Implications for Future Sub-Cycles", Open Geology Journal, Vol. 4, S. 29-34, 2010, www.goldsilber.org/artikel/29TOGEOJ.pdf
[6] M.W. George, "2007 Minerals Yearbook Gold [advance release]", S. 31.2, September 2009, http://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/commodity/gold/myb1-2007-gold.pdf
[7] H.E. Frimmel, "Earth"s continental crustal gold endowment", Earth and Planetary Science Letters, Vol. 267, S. 45-55, 2008
[8] Wikipdia, http://de.wikipedia.org/wiki/Methode_der_kleinsten_Quadrate
[9] USGS, http://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/commodity/gold/gold_mcs05.pdf
[10] http://tonto.eia.doe.gov/dnav/pet/hist/mcrfpus1a.htm
[11] K.S. Deffeyes: "Beyond Oil", Simon & Schuster, New York, S. 41
[12] USGS, http://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/commodity/gold/mcs-2009-gold.pdf
[13] V.E. McKelvey: "Mineral resource estimates and public policy", American Scientist, Vol. 60, no. 1, S. 32-40, 1972.
[14] J. Müller: "Peak Gold", Smart Investor 10/2008, S. 22-26, www.goldsilber.org/smartinvestor_10-2008.pdf
[15] J. Müller: "Zyklik der globalen Goldförderung", Messemagazin 2009/2010, Edelmetall & Rohstoffmesse München 6.-7.11.2009, S.138-139, www.goldsilber.org/artikel/20091106.pdf



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"