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Deutsche kauft... griechische Anleihen!

05.05.2010  |  Ralf Flierl
Nun ist es also offiziell vollbracht. Griechenland ist gerettet (mal wieder). Ein Hoch auf die internationale Solidarität! In einer Kampagne des Handelsblatts tat sogar der eigentlich als "blanker Hans" bekannte ehemalige Bundesfinanzminister Eichel kund, dass er nun aus Solidarität zum ersten Mal in seinem Leben [sic!] Anleihen gekauft habe - und zwar griechische!


Deutsche kauft... griechische Anleihen!

Der Tenor des Artikels erinnert denn auch entfernt an vergangene Zeiten, als man den Deutschen unter Hinweis auf die völkische Solidarität ihr Einkaufsverhalten vorschreiben wollte, diesmal ist es halt das Investitionsverhalten und die europäische Solidarität. Schon erstaunlich, welche Blüten das Ganze inzwischen treibt. Dass die Aktion des Handelsblatts an Platt- und Plumpheit kaum zu überbieten ist - geschenkt! Interessant ist vielmehr etwas anderes: zwischen den Zeilen des Artikels liest man das Griechenland nur ein Ausrutscher war und mit der Hilfe der EU, des IWF, der EZB und der Einzelstaaten (allen voran Deutschlands) schnell wieder auf die Beine kommen wird und dann ist wirklich alles wieder im Lot... Unsinn!

Griechenland ist nur ein weiteres Glied der Ereigniskette, die mit dem Bankrott des Investmenthauses Lehmann Brothers ihren Anfang nahm und mit dem Zusammenbruch unseres Finanzsystems enden wird. Damals erkannte man, dass die Fallhöhe zu hoch geworden ist - seitdem steht unumstößlich fest, dass kein Unternehmen (ab einer gewissen Größe) und schon gar kein Staat fallen gelassen werden wird. Daran haben wir an dieser Stelle und auch in unserem Heft nie einen Zweifel gelassen, während im Mainstream immer diskutiert wurde, ob und wenn ja in welcher Höhe die Hilfen den kommen würden.


Die finale Katastrophe

Warum wir dies so klar postulieren konnten, verehrte Leserinnen und Leser, hat einen einfachen Grund: wir haben das richtige Handwerkszeug. Die Österreichische Schule der Nationalökonomie gibt uns ganz klar den Fahrplan der Krise an die Hand - wie gewisse technische Probleme dabei gelöst werden (ob die EZB die Schulden nun direkt monetarisiert, ob mit Bürgschaften gearbeitet wird oder wer welche zusätzliche Schuldenlast schultern muss) ist dabei zweitrangig.


Ludwig von Mises hat es einfach und klar formuliert:

"Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt wurde. Die einzige Alternative lautet: Entweder die Krise entsteht früher durch die freiwillige Beendigung einer Kreditexpansion - oder sie entsteht später als finale und totale Katastrophe für das betreffende Währungssystem" (Aus dem Buch "Nationalökonomie" - Theorie des Handelns und Wirtschaftens. Erstauflage 1940)

Nach Lehman fiel die Entscheidung für letzteres und auf die Konsequenzen dessen steuern wir nun unerbittlich zu. Als nächstes werden die Spanier oder die Portugiesen gerettet werden - auch hier gilt natürlich die neue europäische Solidarität, irgendwann kommen die Briten und ganz am Schluss machen die Vereinigten Staaten das Licht für den Dollar und das gesamte westliche Finanzsystem aus. Bis dahin werden die Schulden ins Unermessliche wachsen und die Aktienmärkte in ungeahnte (nominale) Höhen treiben. Und damit sind wir bei den Märkten:


Sell in May and go away...?

Jedes Jahr im Mai macht diese Börsenweisheit ihre Runde. Und über viele Jahre lag man damit auch ziemlich richtig, auch wenn sich dieses Kursmuster so in der jüngsten Vergangenheit nicht mehr bestätigt hat. Da die Börsen aber auch und gerade kurzfristig extrem Psychologie-getrieben sind, müssen wir es in unsere Überlegungen auf jeden Fall mit einfließen lassen. Und in der Tat ist es so, dass sich auf den Charts einiger wichtiger Indizes Umkehrformationen auszubilden beginnen. Wie hier beispielsweise der Chart des S 500. Auf dem relativ kurzen Chartbild hat sich eine wunderbare kleine Schulter-Kopf-Schulterformation (SKS) ausgebildet (rote Bögen). Am heutigen Dienstag wurde sogar die Nackenlinie der SKS (schwarze Linie) durchbrochen. Die Korrektur hat nun aus unserer Perspektive das Potenzial bis in die relativ breite Unterstützungszone zwischen 1.150 und 1.130 Punkten zu laufen (blaue Linien).

Auch die breite Anlegerschaft ist äußerst nervös. Ebenso auch einige unserer Leser, die in den letzten Tagen bei uns in der Redaktion anriefen und wissen wollten wie es denn weiter geht. Dabei hat sich an unserer immer klar und offen kommunizierten Position nichts geändert. Für uns ist klar, dass die Märkt von den enormen Geldmengen ganz einfach nach oben gedrückt werden. Allerdings wird dies keineswegs linear geschehen, sondern dürfte immer wieder mit schnellen scharfen Rücksetzern verbunden sein, die die Investorengemeinde verunsichern werden - gerade an dieser Verunsicherung, besser bekannt als die berühmte "wall of worry", wird sich die "Katastrophen-Hausse" immer weiter nach oben hangeln. Kurzfristig hatten wir jedoch in den letzten Ausgaben des Weekly ebenfalls daraufhingewiesen, dass die Zone zwischen 6.100 und 6.300 Punkten nicht so einfach zu überwinden sein dürfte.


Fazit

Lassen Sie sich von den scharfen Rücksetzern, wie denen der letzten Tage (inklusive des heutigen und vermutlich noch dem einen oder anderen in den nächsten Tagen) nicht verunsichern. Der letzte Bullenmarkt unseres Finanzsystems wird noch einen ganze Weile weiterlaufen, wenn auch unter deutlich volatileren Bedingungen


© Fabian Grummes, Ralf Flierl

Quelle: Auszug aus dem aktuellen Smart Investor Newsletter.



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