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Auf den Punkt

06.05.2010  |  David Morgan
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The Gold Report: Denken Sie nicht, dass die Silberproduktion angezogen hat, um die aktuelle wie auch die potentielle, zukünftige Nachfrage der nächsten ein bis zwei Jahre befriedigen zu können - vorausgesetzt, keiner der Industriegiganten wie China wird einen Einbruch erleiden?

David Morgan: Sicher, das denke ich schon. Das ist auch keine Frage der Meinung. Das geht aus den besten Silberstudien hervor, auf die ich mich nun schon seit Jahren stütze. Die jährlich geförderte Silbermenge deckt aktuell die jährliche Gesamtnachfragemenge aus den Bereichen Industrie und Investment ab. Wir haben ein Gleichgewicht erreicht. Vor 15 oder 16 Jahren war das noch nicht der Fall, es gab ein Defizit und die oberirdischen Silberbestände fielen von 2 Milliarden Unzen auf knapp eine halbe Milliarde Unzen.

Doch in den letzten Jahren sorgte der anziehende Rohstoff-Boom für eine viel höhere Bergbauaktivität als noch vor etwa 10 Jahren. Und aufgrund dieser Tatsache kam und kommt jährlich viel mehr Silber aus dem Boden - zum großen Teil aufgrund des Booms bei den Basismetallen. Jeder, der sich ein klein wenig mit den Silberfakten beschäftigt, weiß, dass 70% des abgebauten Silbers aus dem Abbau anderer Metalle wie Blei, Zink, Kupfer oder Gold stammen. Ich gehe davon aus, dass die Fördermengen der primären Silberproduzenten die nächsten Jahre über steigen werden. Nicht so sicher bin ich mir bei den nicht-primären Minen und einigen anderen großen Basismetallproduzenten, die einen großen Teil des Silbers fördern. Es ist genaugenommen ja so, dass die riesigen Minenunternehmen den größten Teil des Silbers produzieren, obwohl es gar nicht ihr primäres Metall ist. Für all diese Basismetalle besteht zwar keine Riesennachfrage mehr, es besteht aber noch Nachfrage.

Wie Sie schon gesagt haben, ist China die Triebkraft, daher sind Prognosen auch so schwierig, denn es gibt gute Argumente dafür, dass China über sich hinausgeschossen ist. Chinas Leistungsfähigkeit wird eine Zeit lang zurückgehen. Im Grunde haben sie ihr Kreditsystem schon überreizt, so wie die Vereinigten Staaten vor einigen Jahren. Von dieser Seite könnte eine Marktpause ausgehen. Längerfristig, denke ich, wird es von beiden Seiten dann mehr Nachfrage geben. Und ich denke nicht, dass die Bergbauaktivität das nächste Jahrzehnt über Schritt halten wird. Ein Ausblick auf die nächsten 10 Jahre zeigt meiner Meinung nach Folgendes: Die im Investment- und Industriebereich nachgefragten Silbermengen werden eine steigende Bergbauproduktion bzw. die dadurch in den nächsten 10 Jahren verfügbaren Metallmengen übersteigen.


The Gold Report: Den allerjüngsten Berichten zufolge kann China immer noch auf eine Jahreswachstumsrate von 12% verweisen. Daraus müssen doch irgendwann Spannungen beim Silber resultieren.

David Morgan: Sie müssen sich anschauen, wie man auf diese Zahl kommt. Die Chinesen fangen an, das zu machen, was die USA macht. Also: China ist keine Konsumwirtschaft, in der 70 % des Wirtschaftwachstums auf Konsum zurückgehen, trotzdem ist China jetzt schon viel konsumorientierter als noch vor 10 Jahren.

Ich möchte damit nur sagen, dass China zwar keine Konsumgesellschaft werden wird, aber dass sich das Land tendenziell oder immer stärker in diese Richtung entwickelt. Wie viel "Spielgeld" werden die Chinesen ins System gesteckt haben, um diese Wachstumsraten zu bekommen? Genau in diese Richtung muss man bei einer gesunden Wirtschaftbetrachtung denken. Was passiert denn in den USA? Man sieht, dass 5 $ Spielgeld gedruckt werden muss, um 1 $ an Wirtschaftswachstum zu bekommen - also: wie hoch ist dann das Realwachstum? Dasselbe lässt sich jetzt in China beobachten, sie verpulvern große Mengen Spielgeld in ihrem System, um eine Wachstumsrate von 12% zu erreichen.

Man muss manchmal hinter die Zahlen blicken, um zu sehen, was wirklich passiert. Und leider zeichnet sich bei den Chinesen gerade so etwas ab. Es gibt Gebiete, die möglicherweise viel zu stark ausgebaut wurden. Sie haben Überkapazitäten. Sprich, sie hängen jetzt quasi am keynesianischen System, wo die Top-Down-Kontrolle der Wirtschaft nach Maßgabe der politischen Mächte prächtig laufen kann, was aber auf lange Sicht tödlich ist. In mancher Hinsicht sind sie sehr freimarkt-orientiert, in anderen Bereichen ist es eine sehr kontrollierte Wirtschaft. Ich möchte nicht den Eindruck vermitteln, ich würde mit gespaltener Zunge reden. Das ist wirklich Tatsache. Auf die USA trifft das genauso zu. In der Wirtschaft gibt es viel Lenkung und es gibt einige Ecken, die wirklich Freimarkt sind - in beiden Fällen sind diese Ecken jedoch nicht groß.


The Gold Report: Wann ist die beste Zeit, in Silber zu gehen und in welchem Umfang?

David Morgan: Was das eigentliche Metall an sich angeht, meiner Meinung nach jederzeit. Sie müssen sich keine Gedanken um Markt-Timing machen. Ich meine, 18 $ ist natürlich deutlich mehr als die Preise von vor zehn Jahren, als man bei vielleicht 5 $ einsteigen konnte. Noch einmal: Ich glaube, Silber wird noch viel höher steigen. Es ist etwas Fassbares, etwas Reales, etwas, das sich außerhalb des Finanzsystems befindet. Wenn Sie Silbermünzen, Silberbarren oder beides haben, so haben Sie ja eigentlich Geld, das weltweit anerkannt wird. Wenn Sie das Echte haben, machen Sie sich keinen großen Kopf um den Preis. Kaufen Sie das Echte. Dort fangen Edelmetallinvestitionen an.




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