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Gold heizt auf, während Athen brennt

07.05.2010  |  John Browne
In den Jahrzehnten vor der Einführung des Euros in Griechenland (2010) übertünchte das Land seine chronische Ineffizienz und seinen Mangel an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den nördlichen Nachbarn durch regelmäßiges Entwerten seiner Währung, der Drachme. Damit es aber der Eurozone beitreten konnte, bestanden die dominanten Mächte des Kontinents, allen voran Deutschland, vorab darauf, dass ein finanzieller Hausputz stattfinden müsse und finanzielle Disziplin versprochen werde. Als diese Zielvorgaben scheinbar erreicht waren, kamen die Griechen ins Boot.

Rückblickend begreift man allerdings, dass Griechenland, zusammen mit einigen anderen "Club-Med-Ländern" seine Finanzlage "verzerrte" (hauptsächlich durch Finanztricksereien, die an der Wall Street ausgetüftelt wurden), um sich für den Beitritt zu qualifizieren. Zweifellos ließ der Zustrom der über 100 Millionen Menschen dieser Staaten die Wirtschaftskraft der Eurozone anschwellen. Aber diese Vorteile hatten ihren Preis.

Im Kern ist der Euro eine deutschgeprägte Währung. Auch die EZB hat auf institutioneller Ebene ähnlich deutschgeprägte Präferenzen hinsichtlich einer stabilen Währung. Sobald Griechenland, Spanien, Portugal und Italien im Euroraum waren, wurde ihnen eine monetäre Seriosität zugestanden, die sie zuvor nie hätten erreichen können. Jetzt hatten sie aber nicht mehr die Möglichkeit, ihr eigenes Geld zu drucken, sie waren also auch nicht in der Lage, ihre ökonomischen Defizite mit Hilfe von Währungsentwertung zu verschleiern.

In den ersten 10 Jahren des 21. Jahrhunderts konnte der Euro erstarken, da die Wirtschaftsmacht der Union wuchs und Investoren nervös um das Schicksal des Dollars blickten. Als der relative Wert des Euros stieg, wurde dem nicht-wettbewerbsfähigen Wirtschaften der Eurozone ein Reichtum gewährt, den diese Wirtschaften weder rechtfertigen noch aufrechterhalten konnten. Um alles am Laufen zu halten, häuften diese Staaten immer größere Schuldenmengen an. Da die Staatanleihen jedoch nicht mehr in den ehemaligen Währungen sondern im angesehenen Euro ausgeschrieben waren, sanken nun auch die Zinskosten dieser Nationen. Ein großes Glück… eine Zeit lang zumindest.

Als jedoch die globale Rezession einsetzte, bekamen die Länder mit den höchsten Schuldstandsquoten die unbarmherzige Brutalität der negativen Hebelwirkung zu spüren. Jetzt ist es an der Zeit zurückzuzahlen - nicht nur Privatpersonen und Unternehmen sondern auch Nationen sind vom Bankrott bedroht.

Ursprünglich war das Rettungspaket für Griechenland mit 12 Milliarden $ angesetzt, dann 30 Milliarden $ - wovon Deutschland den Löwenanteil trägt. Heute berichtet das Wall Street Journal, das Rettungspaket für Griechenland werde, verteilt über drei Jahre, insgesamt um die 133,14 Milliarden $ betragen. IWF-Schätzungen zufolge machte die Wirtschaft Griechenlands nur 2% der gesamten EU-Wirtschaft aus. Sollten die größeren Wirtschaftsräume wie Spanien, Portugal und Italien finanzielle Rettungsaktionen benötigen, dann könnte das in der Summe in die Billionen $ gehen.

In Folge des 1. Weltkriegs war Deutschland durch massive Reparationszahlungen gelähmt, Deutschland sah sich gezwungen, viele Millionen Deutsche Mark zu drucken. Die Folge war die berüchtigte "Weimar-Inflation", auf deren Höhepunkt die Preise für einen einzigen Brotlaib auf 1 Billion Deutsche Mark getrieben wurde. Am Ende befeuerten viele Deutsche ihre Öfen mit Währungspapier, das billiger als Kohle und Holz war. Gold konnte jedoch seinen Wert halten. In Folge dessen stieg seine lokale Kaufkraft drastisch an. Man sagt, zu einem bestimmten Zeitpunkt hätte man einen ganzen Wohnblock in Frankfurt-City für eine Goldunze kaufen können.

Auch wenn das derzeitige "Drucken" der Federal Reserve wie auch anderer großer Zentralbanken noch nicht das Tempo und die Intensität der damaligen Weimar-Zustände erreicht hat, so gibt es viele Hinweise darauf, dass wir uns in diese Richtung bewegen. Die Welt ist jetzt überflutet mit überschüssiger Papierwährung, womit das Risiko einer stärkeren Inflation auf globaler Ebene besteht. Aber die Inflation ist nicht das einzige Problem. Es droht die Möglichkeit eines Finanzkollapses, der zuvor noch als unmöglich galt.

Die Zahl der Länder, die Finanzhilfen brauchen, wächst und die neuen Papiergeldmengen, die wahrscheinlich in Zukunft geschöpft werden, werden im Vergleich zu den heutigen Mengen riesig ausfallen. Die Schuldenquoten Großbritanniens und der USA zählen zu den schlechtesten der 1.Welt-Länder. Sollten sie Finanzhilfe benötigen, dann könnten auf der Rechung ganz schnell zweistellige Billionenbeträge stehen. Wenn das passiert, werden die Investoren wahrscheinlich extrem dringend Gold nachfragen.

Athen und die Machtsitze anderer verschwenderischer Regierungen scheinen in der Hitze der politisch verordneten Austerität zu bröckeln, die aus Angst vor einem Finanzkollaps durchgesetzt wurde. Deswegen scheint Gold jetzt aufzuheizen.

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© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 05.05.10 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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