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Cushing macht die Kurve steil!

14.05.2010  |  Dr. Frank Schallenberger
Das kleine Örtchen Cushing im US-Bundesstaat Oklahoma macht wieder einmal von sich reden. Die 8.371-Seelen-Gemeinde ist der Lieferort für WTI-Terminkontrakte, die an der US-Börse NYMEX gehandelt werden. Insofern spielt die Kapazität der dortigen Öllager eine wesentliche Rolle für den Preis von WTI. Zuletzt stiegen die Lagerbestände in Cushing in acht Wochen in Folge an. In diesem Zeitraum nahmen die Öllager nach Daten der EIA um gut 7 Mio. Barrel oder 24% auf 37 Mio. Barrel zu. Der Informationsdienst Genscape hält die EIA-Daten sogar für zu niedrig und beziffert den Lagerbestand auf 39 Mio. Barrel. Die momentane Kapazität in Cushing dürfte bei rund 53 Mio. Barrel liegen. Aus Sicherheitsgründen wird die maximale Auslastung jedoch immer nur zwischen 80 und 90% liegen. Damit liegt die effektive Kapazitätsgrenze in Cushing vermutlich zwischen 42 und 48 Mio. Barrel.

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Im schlechtesten Fall liegt also die Restkapazität am Lieferort für WTI nur noch bei 3 Mio. Barrel. Sollte der Trend der letzten acht Wochen sich fortsetzen, könnte diese Grenze bereits Anfang Juni erreicht sein. Dann bliebe den Produzenten nur noch der relativ teure Weitertransport oder der Verkauf um (fast) jeden Preis. Dieses Szenario wirft seine Schatten bereits voraus, denn hohe Lagerbestände bei Rohstoffen gehen typischerweise mit Preisabschlägen am kurzen Ende der Terminkurve einher. So lässt sich auch erklären, dass trotz der besseren physikalischen Eigenschaften von WTI im Vergleich zu Brent momentan das US-Leichtöl mit einem Abschlag von rund 5 USD oder etwa 6,5% notiert. Der Preisverfall am kurzen Ende zeigt sich in der zunehmenden Steilheit der Terminkurve. Immerhin kosten WTI-Kontrakte mit Liefertermin Juni 2011 fast 17% mehr als die im Juni 2010 fälligen Kontrakte. Im Januar und Februar 2009 hatte sich der Brent/WTI-Spread schon einmal bis auf über 8 USD ausgeweitet. Bis zum Auslaufen des WTI-Juni-Kontrakts am 20. Mai könnte sich diese Spread-Ausweitung durchaus wiederholen.

Mittelfristig dürften die solidere US-Konjunktur und die anlaufende Driving Season in den USA die Lager in Cushing jedoch wieder merklich schrumpfen lassen, so dass sich auch der eigentlich angemessene Aufschlag von WTI gegenüber Brent in Höhe von 1 bis 2 USD wieder einstellen wird.

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© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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