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Der Euro - Das verrottete Herz Europas

22.05.2010  |  Jan Kneist
Die Überschrift ist sicher roh, doch sie lehnt sich an Bernhard Connolly an, der 1996 das Buch "Rotten Heart of Europe: The Dirty War for Europe"s Money" veröffentlichte.

Das Buch ist noch heute zu hohen Preisen bei Amazon.com antiquarisch verfügbar. Connolly arbeitete seit 1986 in der Brüsseler EU-Kommission als Chef der Abteilung für das Europäische Währungssystem und Geldpolitik und prophezeite schon damals gravierende Probleme des EWS und der späteren Eurozone. Seine Entlassung erfolgte Anfang 1996. Anschließende war er über 11 Jahre globaler Chef-Stratege von AIG und arbeitet jetzt in seiner eigenen Finanz-Beratungsfirma.

Man wird selbstverständlich nicht allen seiner Aussagen zustimmen, doch seine Argumente sind bedenkenswert und seine damaligen Prognosen erreichen gerade jetzt vor dem Hintergrund der akuten Euro-Krise eine erstaunliche Relevanz. Aus einer Kurzzusammenfassung (2002) seines Buches stammen die nachfolgenden Aussagen.

Grundsätzlich werde die Periode des relativ freien Marktkapitalismus, politischer Stabilität, weniger Regierungseinfluß und sich verbessernder Staatsfinanzen enden und das angelsächsische Wirtschafts- und Finanzmodell scheitern. Der Bullenmarkt von Aktien und Anleihen - der im Prinzip ein Bärenmarkt des Regierungseinflusses war - und der Bärenmarkt im Gold werden sich umdrehen.

Bei der europäischen Währungsunion sei die nationale Souveränität geopfert worden, um dafür wirtschaftliche Vorteile zu erlangen, Geld-Wechselkosten zu sparen und die Kalkulation sicherer zu machen, integrierte Kapitalmärkte zu schaffen etc. So die Argumente der Pro-Fraktion, die dafür als Preis den Verlust politischer Unabhängigkeit als unvermeidlich bezeichnet. Dabei, so Connolly, widerspricht das Projekt jeder wirtschaftlichen Rationalität und war von Anfang an allein politisch motiviert.

Die makroökonomischen Tatsachen erzwingen innerhalb der Währungsunion Anpassungsprozesse. Entweder Produktivitäten und Löhne gleichen sich an oder es werde zu drastischen Wanderungsbewegungen bzw. Transferzahlungen kommen. Die EU werde auf Dauer solche Transferzahlungen nicht leisten können. Die EZB werde gezwungen sein, eine lockere Geldpolitik als Unterstützung für diese schwachen Länder zu leisten. Damit werden die ursprünglichen Verträge Makulatur.

Während bzw. nach einer unvermeidlichen Krise sei eine Art EU-Kolonialverwaltung über die kleineren (schwächeren) Länder zu erwarten, bei der eine Art Zentralverwaltungswirtschaft etabliert wird, die unter normalen Umständen niemals durchsetzbar wäre. Es wird zu "Bail-Outs" in dieser neuen Haftungsgemeinschaft kommen.

In Folge der Wirtschaftskrise werde in Europa der Nationalismus einen neuen Aufschwung erleben und besonders vor dem Hintergrund der Heterogenität und der vielen Ausländer in Europa seien hier ernste Auseinandersetzungen zu erwarten. Sogar die USA habe mit ethnischen Konflikten zu kämpfen. In Europa wird es viel schlimmer kommen, Haß und Vorurteile werden wieder salonfähig.

Seitens der Nationalstaaten werden Kapitalverkehrskontrollen eingeführt und die Steuern deutlich erhöht. Im EU-Vertrag ist schon vorgesehen, daß die EU Kapitalverkehrskontrollen mit Nicht-EU-Ländern verhängen kann und sie wird das tun. Den wirtschaftlichen Abstieg wird das nicht aufhalten. "Big Government", .d.h. eine starke Ausweitung des Einflusses der Politik auf die Wirtschaft findet statt und eine massive Subventionsgewährung für angeschlagene Unternehmen gehört zur Tagesordnung.

Weltweit wird Inflation wieder ein Thema, vermutlich zuerst in Japan mit seinen überdimensionalen Staatsschulden. Aktien werden sich gut halten, da die ZB´s entweder den Weg des leichten Geldes fortsetzen oder einen totalen Crash erleben werden. Ersteres hält Connolly für wahrscheinlicher.

Gold werde sich zum ultimativen Vermögensschutz entwickeln, da sich Investoren vor der Inflation zu schützen versuchen werden und ein Asset nachfragen werden, das nicht die Verbindlichkeit eines anderen ist.


© Jan Kneist
Metals & Mining Consult Ltd.















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