Überschwängliche Inflationsängste treiben Goldnachfrage an
28.05.2010 | Thorsten Proettel
Die Mitarbeiter des Edelmetallhandels bei Banken und Sparkassen mussten in den letzten Wochen mal wieder Sonderschichten einlegen, um die Flut von Kundenaufträgen abzuarbeiten. Auch im Internet war Gold stark gesucht und manche Händler schlossen aufgrund des Andrangs ihre online-Portale. Die Nachfrage überstieg sogar das Niveau nach der Lehman-Pleite im Jahr 2008. Und das, obwohl der Staatsbankrott Griechenlands schon Anfang Mai verhindert wurde.
Es sind vielmehr die Rettungspakete selbst, die den Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Sofern die Bürgschaften für den EU-Krisenfonds eines Tages beansprucht werden müssen, wachsen die Verbindlichkeiten Deutschlands noch schneller als ohnehin schon. Und in der deutschen Geschichte fiel eine starke Erhöhung der Staatsschulden bislang stets mit einem Anstieg der Inflationsraten zusammen. Da die EZB außerdem Staatsanleihen aufkauft, erscheint vielen Zeitgenossen eine zukünftige Geldentwertung unausweichlich. Kein Wunder also, dass Gold als klassischer Inflationsschutz sehr begehrt ist.
Noch ist es aber zu früh, um Schwindsucht bei unserer Währung zu diagnostizieren. In der Vergangenheit kam es nur dann zu einem deutlichen Inflationsschub, wenn die Regierung mit dem neu aufgenommenen Kapital Güter nachfragte und gleichzeitig das Angebot beschränkt war. Beispielhaft hierfür sind die Geldentwertungen durch die beiden Weltkriege, als sehr viel Rüstungsmaterial eingekauft wurde, während der Außenhandel nur noch begrenzt möglich war.
Heute ist die Lage anders, denn bei Umsetzung der beschlossenen Sparmaßnahmen sinkt die staatliche Güternachfrage. Gleichzeitig sind viele Menschen ohne Arbeit und Firmen ohne Aufträge, so dass sich die Preissteigerungsraten in den kommenden Monaten in normalen Terrain bewegen dürften. Zu Recht enttäuscht sind die Anleger allerdings über das Verhalten der EZB. Der Kauf von Staatsanleihen gilt als Sündenfall einer Notenbank. Es bleibt zu hoffen, dass die EZB dieses Einfallstor für die Begehrlichkeiten der Politiker bald wieder schließt. Solange dies nicht geschieht, bleibt die Verunsicherung. Auf die Bankangestellten im Edelmetallhandel könnte also auch künftig noch viel Arbeit zukommen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Es sind vielmehr die Rettungspakete selbst, die den Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Sofern die Bürgschaften für den EU-Krisenfonds eines Tages beansprucht werden müssen, wachsen die Verbindlichkeiten Deutschlands noch schneller als ohnehin schon. Und in der deutschen Geschichte fiel eine starke Erhöhung der Staatsschulden bislang stets mit einem Anstieg der Inflationsraten zusammen. Da die EZB außerdem Staatsanleihen aufkauft, erscheint vielen Zeitgenossen eine zukünftige Geldentwertung unausweichlich. Kein Wunder also, dass Gold als klassischer Inflationsschutz sehr begehrt ist.
Noch ist es aber zu früh, um Schwindsucht bei unserer Währung zu diagnostizieren. In der Vergangenheit kam es nur dann zu einem deutlichen Inflationsschub, wenn die Regierung mit dem neu aufgenommenen Kapital Güter nachfragte und gleichzeitig das Angebot beschränkt war. Beispielhaft hierfür sind die Geldentwertungen durch die beiden Weltkriege, als sehr viel Rüstungsmaterial eingekauft wurde, während der Außenhandel nur noch begrenzt möglich war.
Heute ist die Lage anders, denn bei Umsetzung der beschlossenen Sparmaßnahmen sinkt die staatliche Güternachfrage. Gleichzeitig sind viele Menschen ohne Arbeit und Firmen ohne Aufträge, so dass sich die Preissteigerungsraten in den kommenden Monaten in normalen Terrain bewegen dürften. Zu Recht enttäuscht sind die Anleger allerdings über das Verhalten der EZB. Der Kauf von Staatsanleihen gilt als Sündenfall einer Notenbank. Es bleibt zu hoffen, dass die EZB dieses Einfallstor für die Begehrlichkeiten der Politiker bald wieder schließt. Solange dies nicht geschieht, bleibt die Verunsicherung. Auf die Bankangestellten im Edelmetallhandel könnte also auch künftig noch viel Arbeit zukommen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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