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Erfolgreich spekulieren: Interview mit Doug Casey (Teil I)

04.05.2012  |  The Gold Report
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The Gold Report: Und dennoch scheinen die Inflationsraten den Umstand nicht widerzuspiegeln, dass die Wirtschaften der USA, Europas und anderer Länder mit enormen Währungsmengen geflutet wurden. In den USA lag die Inflationsrate im Januar bei 2,93% und im Februar bei 2,87%. Bis jetzt gibt es noch keine Anzeichen auf eine Hyperinflation oder eine ernsthafte Deflation, wovor aber im Rahmen von QE gewarnt wurde. Bedeutet das, dass QE am Ende gar nicht funktioniert?

Doug Casey: Nein. Hier geht es nicht nur um die unmittelbaren, direkten Folgen dieser Maßnahmen - es sind doch alle mehr als zufrieden, wenn Billionen Dollars geschöpft werden. Es gibt einem doch ein gutes Gefühl zu wissen, dass viel mehr Kaufmittel zur Verfügung stehen. Das Problem sind viel eher die indirekten, verzögert auftretenden Konsequenzen. All die neu geschöpften Dollar und Euro, nicht zu vergessen die chinesischen Yuan und japanischen Yen, sind doch im Grunde in die Banken geflossen. Aber die Banken verleihen sie nicht. Die Banken haben Angst, Kredite zu vergeben; und viele Menschen wollen aktuell keinen Kredit aufnehmen, weil sie Angst haben, sich weiter zu verschulden. Die geschöpften Dollars wurden also meist in staatliche Schuldpapiere investiert, die jetzt in den Bilanzen der Banken warten. Diese Währungsmengen sind zirkulieren bislang nicht in der Wirtschaft. Das ist auch der Grund, warum die Preise noch nicht explodieren.

Das ist aber eigentlich Punkt 2. Punkt 1 ist folgender: Ich würde den offiziellen Inflationszahlen von vorneherein nicht trauen. Die Regierungen Westeuropas und der USA frisieren die Inflationszahlen. Mit Sicherheit tun sie das, so sicher, wie auch die argentinische Regierung ihre Inflationszahlen frisiert - nur nicht ganz so offensichtlich und dreist. Damit will man die gefühlte Inflation drücken, man will jede Form von Panik in der Bevölkerung verhindern.

Und das ist schlimm, weil die Öffentlichkeit schleunigst Maßnahmen ergreifen sollte, um das eigene Kapital zu schützen. Die öffentliche Hand möchte ebenfalls verhindern, dass sich die Ausgaben für Sozialversicherung und andere öffentliche Programme erhöhen, da diese ebenfalls an den offiziellen Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. Für diese Ausgaben gibt es nicht ausreichend Steuereinnahmen, und deshalb müssten sie noch mehr Geld drucken, was das Problem nur noch verschärft. Die offiziellen Inflationszahlen sind nicht glaubwürdig; nur sehr naive Personen - wie Finanz-TV-Größen - glauben diesen Zahlen möglicherweise noch.

Betrachtet man Inflation als eine Erhöhung des Geldangebots über das reale Vermögenswachstum hinaus - und das ist die eigentliche Bedeutung des Wortes - dann sind die Inflationsraten aktuell doch recht hoch. Aktuell wird reales Vermögen in so geringem Umfang wie nie zuvor geschaffen, während sich das Geldangebot gewaltig ausweitet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Inflation am Ende auch in den Einzelhandelspreisen niederschlagen wird. Man sollte die Sichtweise echter Ökonomen einnehmen, nicht die von "Politsoldaten“ wie Joseph Stiglitz oder Paul Krugman. Man darf nicht nur die unmittelbaren und direkten Konsequenzen betrachten, sondern auch die indirekten und zeitlicher Verzögerung auftretenden.


The Gold Report: Aber dieses Jahr wird in den USA gewählt. Wird die Regierung vor diesem Hintergrund nicht ihr Möglichstes tun, um die Märkte stabil zu halten und die Inflation zu stoppen?

Doug Casey: Die Regierung möchte natürlich für eine stabile Situation sorgen. Sie wird meiner Meinung nach auf jeden Fall versuchen, den Aktienmarkt stabil zu halten. Man möchte hohe Kurse an den Aktienmärkten sehen, weil die Rentenfonds, Versicherungsunternehmen und die öffentlichen Anleger stark am Aktienmarkt investiert sind. Die Regierung braucht auch niedrige Zinssätze, obgleich gedrückte Zinsniveaus ein ökonomisches Desaster sind. Sie fördern die Kreditaufnahme und ein sinkendes Sparverhalten. Die Regierung sähe es viel lieber, wenn die Edelmetallkurse, und die Kurse aller anderen Rohstoffe, niedriger wären. Manche behaupten, die Regierungen dieser Welt, und besonders die US-Regierung, würden versuchen, die Goldpreise zu manipulieren und den Silberpreis zu drücken. Denn steigende Edelmetallpreise wären die Alarmglocken im Finanzsektor.

Sie können die Edelmetallpreise aber nicht kontrollieren. In der realen Welt herrscht das Ursache-Wirkungs-Prinzip. Wenn man Billionen neuer Währungseinheiten schöpft, wird der Preis der einzelnen Währungseinheit am Ende gegenüber allen anderen Dingen sinken. Das nennt man dann Inflation. Ob er es nun wirklich glaubt oder aber lügt, der Chef der Federal Reserve, Ben Bernanke, sagte, er wäre in der Lage, das Inflationsniveau zu kontrollieren. Steigen sie zu stark, kann er sie in die Schranken weisen.

Das derzeitige Weltwährungssystem wird sich auflösen. Das ist meine Prognose, und ich persönlich spekuliere auch im großen Stil darauf.


The Gold Report: Sie sprachen von der Möglichkeit, allgemein Papierwährungen abzuschaffen und zu einem digitalen System überzugehen.

Doug Casey: Das Wichtigste ist, die Regierung von Geld fern zu halten. Zwischen Staat und Religion sollte eine hohe Mauer gezogen sein, und eine ebenso hohe Mauer sollte zwischen Staat und Wirtschaft bestehen. Ich möchte nicht einmal darüber sprechen, was Staaten in Bezug auf Geld jetzt "tun müssten“, weil Staaten und Regierungen nichts mit Geld zu tun haben sollten. So und nicht anders. Geld ist Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel. Es darf nicht zum Spielball politischer Interessen werden und auch nicht als indirekte Form der Besteuerung genutzt werden - womit nichts anderes als Inflation gemeint ist. Geld sollte zu 100% Marktphänomen sein. Aus diesem Grund gehören Zentralbanken auch abgeschafft. Papierwährungen sollte es nicht mehr geben dürfen, mit Ausnahme von Berechtigungsscheinen für hinterlegtes Geld. Aus geschichtlicher Sicht sind wir da wieder am Ursprung.

Man könnte alle möglichen Rohstoffe als Geld benutzen, aber aus kultureller Sicht setzte sich Gold von Beginn an das am besten geeignete Mittel für den Einsatz als Geld durch. Geld ist ein Marktphänomen, eines, das auf Freiwilligkeit gründet. Und dann macht es keinen Unterschied, ob man nun dieses Gold in Form von Banknoten darstellt, die durch verschiedene Banken gedruckt werden, oder eben in digitaler Form. Ich bin aber überzeugt, dass der globale Trend digital sein wird. Dass sich aber Staaten um die Währungen kümmern, ist doch idiotisch.

Lesen sie weiter: Teil II ...


© JT Long
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 20. April 2012 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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