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Inflation voraus: Die Botschaft der "Kreditkrise"

04.06.2010  |  Redaktion
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Ist eine solche Situation erst einmal erreicht - hat der Kapitalmarkt also erkannt, dass die Zahlungsfähigkeit und -bereitschaft der Steuerbürger für die aufgelaufenen Staatsschulden abnimmt oder gar nicht mehr besteht-, gibt es auf den Kapitalmärkten kein Halten mehr. Setzt sich nämlich bei den Investoren in Staatsanleihen die Einsicht durch, dass es keine ökonomischen Anreize mehr für die Steuerbürger gibt, für die aufgelaufenen Staatsschulden aufzukommen, werden auch keine noch so beherzten Reformversprechen der Regierenden ausreichen, den Weg in den Staatsbankrott aufzuhalten. Die Kurse für die Staatsanleihen verfallen, und die Zinsen steigen in stratosphärische Höhen.

Steigende Zinsen bringt die Kreditpyramide, die sich unter dem staatlichen Geldangebotsmonopol aufgebaut hat, ins Wanken. Schuldner, deren Kredite fällig werden, müssen plötzlich deutlich höhere Zinsen bezahlen, sofern sie überhaupt noch Kredit zur Umschuldung erhalten. Steigende Zinsen lassen Investitionen unrentabel werden, und Arbeitsplätze, die in der Periode der fortgesetzten künstlichen Kreditausweitung entstanden sind, gehen verloren. Die staatlichen Steuereinnahmen sinken, und die anschwellende Arbeitslosigkeit erfordert steigende Transferzahlungen. Das Vertrauen in das Bankensystem, das hohe Verluste verbucht hat, sinkt rapide.

Dies ist dann nur allzu häufig die Situation, in der Inflation als das kleinste Übel angesehen wird. Der Ökonom Ludwig von Mises (1881-1973) wusste das sehr wohl, als er im Januar 1923 - also nur einige Monate bevor die deutsche Hyperinflation einsetzte - schrieb, "dass eine Regierung sich immer dann genötigt sieht, zu inflationistischen Maßnahmen zu greifen, wenn sie den Weg der Anleihebegebung nicht zu betreten vermag und den der Besteuerung nicht zu betreten wagt, weil sie fürchten muss, die Zustimmung zu dem von ihr befolgten System zu verlieren, wenn sich seine finanziellen und allgemein wirtschaftlichen Folgen allzu schnell enthüllen. So wird die Inflation zu dem wichtigsten psychologischen Hilfsmittel einer Wirtschaftspolitik, die ihre Folgen zu verschleiern sucht. Man kann sie in diesem Sinne als ein Werkzeug antidemokratischer Politik bezeichnen, da sie durch Irreführung der öffentlichen Meinung einem Regierungssystem, das bei offener Darlegung der Dinge keine Aussicht auf die Billigung durch das Volk hätte, den Fortbestand ermöglicht."

Inflation ist keine Naturkatastrophe. Im staatlichen Geldangebotsmonopol ist sie stets das Ergebnis der Entscheidungen, die die Regierungsverantwortlichen treffen. Im sozialdemokratischen Sozialismus ist Inflation unausweichlich. Denn er lähmt die produktiven volkswirtschaftlichen Kräfte und provoziert durch die verstaatlichte Geldproduktion ein Ausweiten der Verschuldung.

Sind Staat und politisch einflussreiche Gruppen erst einmal überschuldet, weisen die Anreizwirkungen auf Geldwertzerstörung. Diese Einsicht ist die Botschaft der sogenannten "Kreditkrise".
Literatur

Am 2. Juni erschien das Buch "Geldreform" (Preis 15,90 Euro) von Thorsten Polleit und Michael von Prollius neu im Lichtschlag-Verlag.


© Thorsten Polleit

Quelle: Dieser Artikel erschien zuerst in eigentümlich frei Nr. 103







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