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Einfach frei

11.05.2012  |  Presse
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Seltsamerweise entging ihm, wie fast allen folgenden Ökonomen, dass dieses simple Prinzip erst recht auf den Geldmarkt anzuwenden ist. Die meisten betrachten Geld als reine Recheneinheit, es spielt in ihrem Modell keine andere Rolle. In Wirklichkeit ist Geld eine Ware wie jede andere auch und als solche den ökonomischen Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterworfen. Sobald eine zentrale Planstelle diesen Mechanismus stört, kommt es zu Problemen.

Der Zins als Preis für das Geld ist in Wirklichkeit der wichtigste Preis in einer Marktwirtschaft. Ist es noch relativ harmlos, den Preis etwa von Gummibärchen oder Glühlampen festzusetzen, betrifft eine Regulierung des Zinses alle Märkte, auch den für Gummibärchen. Der Zins zeigt an, wie sehr die Menschen auch sparen. Wird viel gespart, sinkt der Zins und Investitionen werden rentabler.

In unserem Geldsystem bestimmt die Zentralbank den Zins. Ihr wurde vom Staat das Monopol übertragen, Geld anzubieten. Zwar findet die Geldschöpfung überwiegend in den privaten Geschäftsbanken statt, aber nur so weit, wie es die Zentralbank zulässt, denn sie legt die Mindestreservesätze fest, welche Geschäftsbanken als Prozentsatz der Einlagen an die Zentralbank abführen müssen. Läge der Satz bei 100 Prozent, könnten die Geschäftsbanken gar kein eigenes Geld schöpfen. Er liegt aber derzeit in Europa nur etwa bei zwei Prozent. Das bedeutet, dass die Geschäftsbanken praktisch ungebremst Giralgeld (1) schöpfen können.

Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Banken nur dasjenige Geld verleihen, das ihnen Sparer zur Verfügung stellen. Ganz im Gegenteil, erzeugen sie Geld buchstäblich aus dem Nichts - einfach per Buchung: In dem Moment, wo sie einen Kredit vergibt, bucht die Bank kurzerhand "Sichteinlagen an Kreditkonto". Auf dem Kontokorrent erscheint die Summe, die der Kunde abheben kann, und ein entsprechender Gegenposten auf dem Konto. Der Kredit steht auf der Aktivseite der Bankbilanz als Forderung und die Sichteinlage auf der Passivseite als Verbindlichkeit. Die Bilanz ist so
wieder ausgeglichen und wird nur "verlängert".

Das grenzt an Zauberei oder, so die Vertreter der Österreichischen Schule, sogar an Betrug, denn dem Kunden wird nicht gesagt, dass das Geld auf dem Kontokorrent im Grunde gar nicht existiert. D. h., wenn alle Kunden gleichzeitig abheben wollten, wäre nichts da. Deshalb haben Kreditinstitute so viel Angst vor einem Bank-Run …

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Begründer und wesent­liche Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie: Carl Menger, Eugen Böhm von Bawerk, Lud­wig von Mises, Friedrich von Hayek (v. l. n. r.)


Dieser Vorgang wird weder an Schulen unterrichtet noch von den Medien erklärt, sodass der unbedarfte Leser es kaum glauben wird. Daher folgt hier der Beweis aus der Bundesbank-Broschüre "Geld und Geldpolitik": "In der Regel gewährt die Geschäftsbank einem Kunden einen Kredit und schreibt ihm den entsprechenden Betrag auf dessen Girokonto gut. Wird dem Kunden ein Kredit über 1000 Euro gewährt (z. B. Laufzeit 5 Jahre, 5%), erhöht sich die Sichteinlage des Kunden auf seinem Girokonto um 1000 Euro. Es ist Giralgeld entstanden bzw. wurden 1000 Euro Giralgeld geschöpft. Die Giralgeldschöpfung ist also ein Buchungsvorgang." (2)

In der Schule wird der Vorgang Giralgeldschöpfung so erklärt, dass die Bank den Mindestreservesatz, also derzeit circa zwei Prozent der Einlage eines Kunden, bei der Zentralbank hinterlegt und den Rest verleihen kann. Auch dadurch vervielfacht sich die Geldmenge, weil der Empfänger des Kredits das Geld wiederum auf eine Bank bringen kann, die dann erneut 98 Prozent davon weiterverleihen kann.

Gemeinsam ist beiden Vorgängen: Es wird Geld aus dem Nichts erzeugt, dem keine Ersparnis gegenübersteht. Normalerweise kann nur verliehen werden, was vorher erarbeitet wurde. Da dieser Mechanismus ausgehebelt wird und dazu noch Zinsen auf nicht erarbeitetes Geld gezahlt werden müssen, wachsen die Schulden viel schneller als die Wirtschaft. Irgendwann kommt ein Punkt, an dem die Wirtschaftsleistung nicht mehr ausreicht, die Zinsen zu bedie-nen. Hinzu kommt, dass durch die ungehemmte Ausdehnung der Geldmenge die Zinsen künstlich niedrig bleiben. Dadurch werden Investitionsprojekte realisiert, die sich bei einem marktwirtschaftlichen, also aus den individuellen Möglichkeiten ent-stehenden Zins gar nicht gelohnt hätten.

Es kommt zu Spekulationsblasen wie der New Economy oder der "Immobilien-Bub-ble". Zu allem Überfluss senken die Notenbanken in Krisenzeiten den Zins noch weiter bis auf null, so wie aktuell. Dadurch werden weitere Blasen erzeugt, wie an den steigenden Rohstoff- und Nahrungsmittelpreisen abzulesen ist.

Irgendwann kommt es zum vollständigen Systemcrash, der unvermeidbar ist, wie Ludwig von Mises schon vor hundert Jahren erklärte: "Das wiederkehrende Auftreten von Boom-Perioden mit nachfolgenden Depressions-Perioden ist das unvermeidliche Ergebnis der ständig wiederholten Versuche, den Marktzins durch Kreditexpansion zu senken. Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt wurde. Die einzige Alternative lautet: Entweder die Krise entsteht früher durch die freiwillige Beendigung einer Kreditexpansion - oder sie entsteht später als finale und totale Katastrophe für das betreffende Währungssystem."




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