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Ein Signal vom Aktienmarkt

16.06.2010  |  James Turk
Der Aktienmarkt wird oft für seine Prognosefähigkeit gepriesen. Aktienpreise erreichen ihre Spitzenstände lange bevor der Abschwung der wirtschaftlichen Aktivität einsetzt, was dann allgemein zu einer Rezession und zu einer längeren Talfahrt am Aktienmarkt führt. Nach dieser Wirtschaftsflaute geht das Bärenmarkttief der Aktienpreise dem wirtschaftlichen Aufschwung anschließend um mehrere Monate voraus.

Seit dem Tief von März 2009, das den chaotischen Zuständen in Folge des Zusammenbruch von Lehman Brothers ein Ende setzte, vertreten nun viele Ökonomen die Auffassung, die steigenden Kurse des S&P 500, des Dow Jones Industrial Average sowie anderer Aktienindizes würden eine Verbesserung der wirtschaftlichen Gesamtsituation prognostizieren. Bisher hat sich das jedoch nicht bewahrheitet.

Die Wirtschaft bleibt fragil, die Arbeitmarktsituation ist angespannt und die Arbeitslosigkeit demzufolge bedrohlich hoch. Die Einnahmen des Bundes - einer der vielleicht eher vertrauenswürdigen Indikatoren wirtschaftlicher Stärke - verbessern sich nach einem langen Abwärtstrend nicht mehr.

Eine Reihe von Ökonomen führt an, die wirtschaftliche Lage verbessere sich aufgrund der Stimulus-Gelder sowie anderer gewaltiger Zuwächse bei den bundesstaatlichen Ausgaben. Aber wenn dem so ist, warum bleibt dann die Arbeitslosigkeit so unverändert hoch und warum steigen die Steuereinnahmen des Bundes nicht?

Wie dem auch sein: In letzter Zeit zeigte sich der Aktienmarkt schwach und es scheint daher nur vernünftig anzuzweifeln, ob die seit März 2009 steigenden Aktienkurse wirklich eine bessere wirtschaftliche Gesamtsituation vorhersagen. Könnte es nicht sein, dass die vom März-2009-Tief aus steigenden Aktienmärkte durch etwas anderes angetrieben wurden? Und dass somit ein falsches Signal hinsichtlich der potentiellen Wirtschaftaktivität gesendet wurde? Der folgende Chart sagt aus, dass in der Tat ein anderer Faktor am Werk war.

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Es gibt eine deutliche Beziehung zwischen dem Anstieg des S&P 500 von seinem März-Tief aus und dem Ankauf von staatlichen US-Schuldeninstrumenten durch die Federal Reserve, die diese Praxis "quantitative Lockerungen" (quantitative easing, QE) nennt. Ein anderer Begriff dafür wäre "Gelddrucken". Die Fed verwandelt ganz einfach Staatsschulden der USA in mehr Dollar-Währung, was den Dollar natürlich abwertet. Auch erklärt das die Korrelation im Chart oben.

Schauen Sie, wie der S&P-Index mit dem Beginn der QE-Maßnahmen anfing zu steigen. Anfang des Jahres fiel der Index, als die Fed ankündigte, sie werde die QE auslaufen lassen. Interessanterweise stieg der Aktienmarkt kurz danach wieder, vielleicht weil viele davon ausgegangen waren, die Fed werde die "Punschschüssel" nicht wirklich wegziehen. Das machte sie aber und der S&P befindet sich seitdem in einem Abwärtstrend.

Wenn mehr Dollars geschöpft als durch Wirtschaftaktivität nachgefragt werden, dann muss diese Dollar-Übersättigung irgendwohin gehen. Das trifft besonders dann zu, wenn die realen (sprich inflationsbereinigten) Zinssätze so niedrig sind, dass Bankeinlagen unattraktiv werden, was aktuell der Fall ist. Der Chart oben macht deutlich, dass einer der Orte, an die die neugeschöpften Dollar flossen, der Aktienmarkt war.

Jetzt, da die Fed das Drucken beendet hat, hört der S&P 500 nicht nur auf zu steigen, er fällt und beginnt den wahren Status der zugrundliegenden wirtschaftlichen Bedingungen widerzuspiegeln. Ich gehe davon aus, dass die quantitativen Lockerungen eine zweite Chance bei der Belebung der todgeweihten US-Wirtschaft bekommen werden.

Schon beim ersten Mal funktionierte es nicht und es wird auch diesmal nicht funktionieren. Die politischen Entscheidungsträger ignorieren auch weiterhin die fundamentalen Probleme, die die US-Wirtschaft plagen. Die Verschuldung ist einfach zu hoch. Und das einzig zu erwartende Ergebnis von QE ist ein entwerteter Dollar.

Interessant ist auch, dass der Dollar nun schon seit einigen Monaten gegenüber dem Euro steigt. Während die Fed QE vorerst gestoppt hat, verfolgt die EZB jetzt aktiv quantitative Lockerungen. Die Folge ist ein "starker" Dollar im Vergleich zum Euro.

Ob nun der Dollar auch weiterhin gegenüber dem Euro steigt ist im Großen und Ganzen irrelevant, denkt man an die viel wichtigeren Beobachtungen, die sich diesbezüglich anstellen lassen: In einer Welt der flottierenden Währungen, die sich, abhängig von der jeweiligen Zentralbankpolitik, gegenseitig auf- und abschaukeln, sinken alle Währungen gegenüber Gold.

Gold schloss in der vergangenen Woche bei einem Rekordhoch gegenüber dem Dollar. In der Vorwoche erreichte es ein neues Rekordhoch gegenüber dem Euro. Gold steigt gegenüber allen Währungen der Welt und sein Aufstieg wird nur noch beschleunigt, wenn die Federal Reserve QE wieder aufnimmt.


© James Turk
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Dieser Artikel erschien am 14.06.2010 auf www.fgmr.com und wurde exklusive für GoldSeiten übersetzt.



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