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Crasht Gold mit dem DAX?

16.05.2012  |  Robert Schröder
Der Goldpreis findet seit Wochen keinen wirklichen Boden. Seit dem Jahreshoch Ende Februar geht es schon über 14% bzw. 250 USD abwärts. Jeder Ansatz einer Bodenbildung oder einer Trendwende wurde bisher im Keim erstickt. Als wenn das nicht schon genug Strafe für alle Goldbullen ist, hängt jetzt auch noch das sog. "Todeskreuz" wie ein Damoklesschwert über den Goldkursen. Und auch die Aktienmärkte stehen momentan etwas labil auf der Kippe. Kommt Gold nun weiter unter Druck? Und wie realistisch ist die Gefahr, dass der Goldpreis mit dem DAX crasht?

Moment mal! Vorab: Wieso soll denn der DAX überhaupt fallen? Noch vor wenigen Wochen wurden doch Kursziele von 8.000 bis 10.000 Punkte herumgereicht?!

Diese Frage habe ich schon am 9. April in meiner DAX-Analyse "Warum der DAX um 2.000 Punkte fällt" beantwortet. Ich gehe davon aus, dass wir uns am deutschen Aktienmarkt auf einen heißen Sommer einstellen müssen. Aber lesen Sie selbst!

Für Gold gelten meiner Meinung nach momentan ganz andere Ansätze und Maßstäbe. Bei Gold ist derzeit - anders als beim DAX - weder ein Trendwendemuster noch irgendeine Topformation zu erkennen. Seit dem Hoch im letzten September scheint sich eher eine korrektive Seitwärtsbewegung in Form eines Dreiecks etablieren zu wollen.

Damit rückt auch das sog. und dramatisch klingende "Todeskreuz" in den Hintergrund, welches seit Mitte April "dazwischenfunkt". Hierbei durchkreuzt die mittelfristige 50-Tage-Linie die langfristige 200-Tage-Linie von oben. Dieses besondere „Rendezvous“ soll einen mittelfristigen Trendwechsel in Verbindung mit einer bärischen Marktphase initiieren.

Dass diese Signale aber sehr oft zu einem eher unglücklichen Moment kommen, zeigen folgende drei Beispiele:

1. Ein "Todeskreuz" zeigte im Juli 2010 der S&P 500. Zu diesem Zeitpunkt ist der breite US-Markt allerdings schon von den damaligen Hochs im April um 17% gefallen. Das vermeintlich bärische Signal war rückblickend sogar ein Kaufsignal. Denn so gut wie zeitgleich mit dem Entstehen des "Todeskreuz", ging der S&P 500 ab diesem Punkt bis zum April 2011 in eine 30%-ige Hausse über.

2. Der DAX zeigte im letzten Jahr erst das "Todeskreuz". Dieses kam - nachdem der DAX schon ausgehend von den Jahreshochs 2011 um 22% gefallen war - Anfang August 2011 auf. Anschließend fiel der DAX noch weitere 13%.

3. EUR/USD stand im September 2011 kurz davor ein "Todeskreuz" auszubilden. Ich selbst hatte an dieser Stelle mit der Analyse "EUR/USD - Gibt das "Todeskreuz" dem Euro den Rest?" darauf hingewiesen. Allerdings fiel EUR/USD ab diesem Zeitpunkt nicht, sondern stieg erst einmal um 7,5%, um sich dann erst in die richtige Richtung zu bewegen.

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Sie sehen das "Todeskreuz" ist alles andere als verlässlich. Wenn überhaupt kommt das bärische Signal viel zu spät, nachdem das Kind quasi schon in den Brunnen gefallen ist. Daher bin ich der Meinung, dass man auch heute das "Todeskreuz" bei Gold nicht überbewerten sollte. Die 50-Tage-Linie und die 200-Tage-Linie sind i.d.R. einfach zu schwerfällig, um einen Trendwechsel rechtzeitig "erkennen" zu können.

Verlässlicher ist dagegen schon der RSI-Indikator, der bei Gold im vorliegenden Tages-Chart mit aktuell gut 22 auf dem tiefsten Stand seit September 2008 notiert. Wenn Sie sich etwas mit Indikatoren auskennen, wissen Sie, dass ein RSI von 70 einen überkauften und ein RSI mit 30 einen überverkauften Marktzustand beschreibt. In den zurückliegenden 2 ½ Jahren kam es tatsächlich im Bereich der 30er Marke zu entsprechenden Aufwärtsbewegungen. Demnach haben wir jetzt also - allein nach dem RSI - ein Kaufsignal bei Gold vorliegen.

Der Chart selbst bzw. Elliott Wave bestätigt dieses allerdings noch nicht. Wie eingangs schon kurz angerissen, bildet Gold sehr wahrscheinlich seit September 2011 ein komplexes und mehrmonatiges Korrekturmuster in Gestalt eins zusammenlaufendes Dreieck aus. Dieses lässt sich mit den Wellen a bis e beschrieben. Ich vermute, dass wir aktuell die Welle c dieses Dreiecks sehen.

Das Abwärtspotential für Gold ist für diese c-Welle fast ausgeschöpft. Die untere Dreiecksbegrenzungslinie verläuft bei ziemlich genau 1.500 USD. Dort in diesem Bereich erwarte ich eine deutliche Gegenreaktion, die die Kurse dann anschließend zurück zur oberen Dreieckslinie bis ca. 1.650 USD befördern kann.

Ob es dann direkt weiter rauf Richtung 2.000 USD geht, oder ob wir anschließend noch einen verhältnismäßig kleinen Abriss auf 1.5000 USD bekommen, spielt eigentlich fast keine Rolle. Denn Welle e liegt – vorausgesetzt Gold hält sich an das skizzierte Dreiecksszenario - nur marginal unterhalb der Welle d. Somit bietet der baldige Test der 1.500er Marke eine gute Gelegenheit zum Nachkaufen. Sehen wir dann tatsächlich noch eine e-Welle, wird dann eben noch einmal bei 1.500 USD nachgekauft.

Soweit zum idealen Verlauf. Es ist klar, dass meine Einschätzung verworfen werden muss, sobald Gold die eingezeichnete Unterstützungszone nach unten verlässt. Bei ca. 1.475 USD würde das geschehen. Tritt dieser Fall ein, muss die "Akte Gold" komplett neu aufgerollt werden. Wie es dann weiter gehen könnte, erschließt sich mit heute allerdings noch nicht.

Fazit: Für Panik am Goldmarkt gibt es derzeit keinen Anlass. Die rendite-verwöhnten Goldanleger haben meiner Ansicht nach momentan keinen Grund nervös zu werden. Was schnell, viel und lange steigt, muss eben auch einmal etwas ausgedehnter korrigieren. Aus der laufenden Konsolidierung wird meines Erachtens lediglich Schwung für die nächste größere Haussephase genommen. Eine Korrelation zwischen Gold und den Aktienmärkten sehe ich nicht. Daher kann es also gut sein, dass der DAX weiter fällt und Gold dazu parallel steigt.


© Robert Schröder
www.Elliott-Waves.com

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