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Kein Sterbenswörtchen!

25.06.2010  |  Theodore Butler
Es gibt einen alten Spruch: Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Heißt: Sich so in bestimmten Detailfragen zu verlieren, dass man den Sinn für das Große und Ganze verliert. Manchmal müssen wir einen Schritt zurücktreten und die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten. Bedenken Sie die außergewöhnliche Situation, die aktuell am Silbermarkt herrscht. Noch nie hat sich eine große Anzahl von Investoren und Beobachtern öffentlich bei den Marktaufsichtsbehörden bezüglich aktiver Manipulation des Silbermarktes beschwert. So etwas hat es nie zuvor gegeben. Rohstoffmanipulationen gab zwar auch schon zuvor, aber richtig bekannt wurden sie erst, als die Manipulation endete, so wie im Fall der Hunt Brothers beim Silber und Sumitomo beim Kupfer. Was die aktuelle Silbermanipulation so beispiellos macht, ist die Tatsache, dass die Anschuldigungen schon kommen, bevor es eine irgendwie geartete Auflösung gab. Dieser Umstand hat tiefgreifenden Auswirkungen für den Investmentbereich.

Noch ungewöhnlicher waren die Reaktionen der Aufsichtsbehörden in den vergangenen Jahren. Die oberste Aufsichtbehörde, die CFTC, hat seit 20 Jahren wiederholt bestritten, am COMEX-Silbermarkt ginge es nicht mit rechten Dingen zu. Diese Dementis endeten jedoch mit der öffentlichen Reaktion der CFTC im Mai 2008. Aufgrund einiger Enthüllungen, die ich aus dem Bank Participation Report der CFTC von August 2008 herleitete, beschwerten sich erneut sehr viele Investoren bei der Behörde. Dies führte zu einer neuen Untersuchung im Silbersektor, die bis zum heutigen Tag andauert.

Seitdem hat die CFTC aufgehört zu behaupten, dass beim Silber alles in Ordnung sei. Die Behörde sagt nicht, irgendetwas liefe falsch, denn würden sie das tun, müsste sie auch gegen die Manipulation vorgehen. Die von mir seit Jahrzehnten immer wieder aufgeworfenen Themen Marktkonzentration und Positionsobergrenzen sind nun genau jene Bereiche, auf die sich die CFTC fixiert, seitdem Chairman Gensler das Amt übernahm. Die CFTC untersucht diese Angelegenheit erneut und hat schon eine öffentliche Anhörung durchführt und um öffentliche Stellungnahmen gebeten.

Am bemerkenswertesten ist jedoch, wie wenig sich die CFTC über den Short-Konzentrationsanteil auslässt, der von JP Morgan gehalten wird. Die Anschuldigungen stützen sich auf CFTC-Angaben sowie auf CFTC-Korrespondenz, in der es ganz direkt um das Thema gesetzliche Bestimmungen im Rohstoffsektor geht. Trotzdem ist keine Antwort in Aussicht, es gibt lediglich Versicherungen, man werde sich der Sache annehmen. Wie lange wird die Antwort auf die folgende Frage noch brauchen? Wie kann JP Morgan einen 30%-igen Anteil am Silbermarkt halten, ohne manipulativ zu handeln? Ich bitte Sie, sich Gedanken darüber zu machen, warum immer noch keine Antwort in Aussicht steht.

Nicht nur, dass die CFTC bezüglich dieser Frage schweigt oder ausweicht - auch JP Morgan und die CME Group, Eigentümer der COMEX, reagieren genauso. Das erinnert mich an ein Spiel, das wir spielten, als wir klein waren: Alle fingen plötzlich an zu schweigen und derjenige, der als Erster wieder anfängt zu sprechen, hat verloren. Doch das Spiel “Mum’s the word!“ (in Deutsch ungefähr: "Kein Sterbenswörtchen!") war harmlos. Die Version, die CFTC, JPM und COMEX spielen, ist todernst. Wenn man begreift, wie ungewöhnlich dieses gemeinsame Schweigen eigentlich ist, wird man auch die eigentliche Bedeutung des Problems verstehen - aber auch, welch historische Investment-Chance hier vorliegt. Nicht nur die öffentlichen Petitionen an die CFTC wegen Silbermanipulation sind beispiellos, auch die Tatsache, dass keine Antwort erfolgt.

Am allerbemerkenswertesten ist jedoch das Schweigen seitens JP Morgan und der CME Group. Diese Institutionen sind die Meister des Finanzuniversums. Und trotz direkter Anschuldigungen wegen schweren Fehlverhaltens kommt von beiden kein Wort. Ich habe meine Artikel über die Silbermanipulation und JPM an alle Kommissare der CFTC und an Jamie Dimon, CEO von JP Morgan, geschickt. In letzter Zeit kamen auch die Top-Vertreter der CME Group hinzu. Keine meiner Emails kam je zurück, noch wurden sie beantwortet. Nie höre ich den kleinsten Mucks von ihnen - nicht einmal ein Dementi oder eine Aufforderung, ich solle meine schwerwiegenden Anschuldigungen unterlassen oder zurücknehmen.

Eigentlich gehe ich davon aus, dass man von einer großen Institution zu hören bekommt, wenn man sich öffentlich negativ oder unzutreffend über diese geäußert hat. Man wäre gezwungen, die Äußerung zu korrigieren - gerade wenn man sie wieder und wieder gemacht hat. Selbst in unserer internetdominierten Zeit sind die Großunternehmen dafür bekannt, anonyme Kritiker offensiv aufzuspüren und zum Schweigen zu bringen. Die Silbermanipulation ist ein permanentes kriminelles Vorhaben und ich bin mit Sicherheit nicht anonym. Vielleicht wurde hinter den Kulissen schon viel darüber gesprochen, aber wenn es um Anfechtungen oder Antworten auf meine Fragen und Beschuldigungen geht - Kein Sterbenswörtchen!

Es ist kein Zufall, dass diese einheitliche Verschwiegenheit mit dem Bank Participation Report von Augst 2008 einsetzte. Aus der Korrespondenz zwischen CFTC und Gesetzgebern ging hervor, dass der massive Anstieg der Short-Konzentration unter den US-Banken auf Bear Stearns Übernahme durch JP Morgan zurückging. Zum ersten Mal überhaupt war es mir möglich, JP Morgan als den großen Silber-Short zu identifizieren. Bis dahin musste ich immer auf die namenlose Gruppe der vier oder acht größten Händler verweisen. Seither ist allgemein bekannt geworden, dass JP Morgan der große Silber-Short ist. Hiermit änderten sich die Spielregeln. Und all das ist ganz zentral für eine Übersicht, die sie sich meiner Meinung nach verschaffen sollten.




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