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Bei den ETF´s steigen die Goldeinlagen enorm, die Silbereinlagen nehmen ab

01.07.2010  |  Dr. Dietmar Siebholz
Bei den ETF´s steigen die Goldeinlagen enorm, die Silbereinlagen nehmen ab. Welches Phänomen verbirgt sich dahinter?

Sie wissen, bei einem Grundbestand an physischem Gold ist mein Favorit das Silber, weil es halt nicht nur ein Edelmetall und damit ehrliches Geld ist und nicht nur das legale Falschgeld, mit dem uns die Notenbanken um unser Vermögen bringen, sondern auch ein gesuchtes Industriemetall mit viel Zukunft...

Aber was mich seit Monaten umtreibt, ist die Erkenntnis, dass in den Gold-ETF´s die physischen Bestände seit Monaten stark steigen und bei dem größten Silber-ETF (SLV) die Bestände nicht steigen, sondern sogar zurückgehen. Was könnte der Grund hierfür sein? Ich meine, es inzwischen zu wissen oder zumindest zu vermuten.

Lassen Sie mich vorab erklären, dass ich bei den ETF´s, bei denen JP Morgan und die HSBC-Bank Treuhänder sind, ein dummes Gefühl im Bauch habe. Beide Institute sind dafür bekannt, dass sie enorme Leerpositionen in beiden Metallen an der COMEX halten. Das gibt mir zu denken. Es sei die Frage gestattet, ob Sie in Ihrem Weinfachhandel gern einen leitenden Mitarbeiter hätten, von dem sie überzeugt sind, dass er ein nachhaltiges Alkoholproblem hat. Dazu gehört schon viel Mut, auf die Loyalität dieses Mitarbeiters zu hoffen. Ich bin sicher, dass Sie mich verstehen.

Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, die Geschäftsbedingungen dieser ETF´s mit den o.g. Treuhändern genau zu studieren. Und was fiel mir dort auf? An der COMEX, also der New Yorker Metall-Future-Börse sind schon ca. zwei Monate vor dem Start der ETF´s die Lieferbedingungen geändert worden. Es ist möglich, Aktien von den ETF´s als Erfüllung für offene Shortbestände einsetzen zu können. Commercials mit großen Shortpositionen können nun auf dreierlei Weise ihre Positionen decken, einmal durch die üblichen Preisdrückereien zu den Fälligkeitsdaten (da werden dann die armen Long-Positions-Inhaber aus den Kontrakten gedrängt und so handeln die Commercials schon seit mehr als 10 Jahren sehr erfolgreich in ihrem Sinne) mit entsprechendem Roll-Over der Shortkon trakte, dann durch den Ankauf von Long-Positionen nach diesen von ihnen selbst herbeigeführten Schwächephasen und siehe da: durch die Verrechnung mit Aktien aus den ETF´s, die sie ja als Treuhänder kontrollieren können.

Das Prinzip ist gar nicht so dumm, denn wenn die eine Methode nicht gelingt, könnte der größte Druck zur Deckung der Shortpositionen mit der dritten Methode kompensiert werden. Die Commercials müssen halt in den Schwächephasen, wenn sie, ohne den Markt aufzuheizen, ihre Shortpositionen zu Tiefstpreisen decken, auch noch gleichzeitig Aktien der ETF´s in gehörigem Maße kaufen. Das fällt weniger stark auf.

Man könnte als Nichteingeweihter dann ja denken, dass sich die Longs/Investoren hier bei schwächeren Preisen stärker eindecken und nicht weiter darüber nachdenken... Ein wenig erinnert mich dieses Verfahren an die "todsichere" Methode der beiden Nobelpreisträger, die mit der Berechnung des Risiko-Deltas jahrelang Erfolg mit dem Long-Term Capital Management Fonds hatten, bis dann das Spiel auf einmal zu Ende war.

Bislang hat es wohl ausgereicht, diese Absicherungsmethode in geringerem Umfang in Anspruch zu nehmen, weil durch die Brechstangenmethode des plötzlich auftretenden Verkaufsdrucks für Futurekontrakte die Sache für diese Commercials auch aufging. Nun wird es durch die hohe Nachfrage nach physischem Material und die Investorennachfrage enger.

Ich habe aus dem täglichen Casey-Research–Bericht ("Ed Steer´s Gold & Silber") die Zu- und Abflüsse aus den diversen ETF´s verfolgt und ich glaube, ich habe hier eine wichtige Erklärung gefunden. Der "richtige" ETF-Anleger will doch nur eine Sicherheit über das Metall haben und fordert keine physischen Auslieferungen. Die Commercials aber können sich hinter den Rückgaben der ETF-Aktien verstecken, da sie ja nicht physisches Material aus den ETF´s entnehmen müssen, um ihre Short-Positionen abzudecken, sondern durch die geniale Vertragsgestaltung in der Lage sind, Teile ihrer Shorts mit dem Verkauf von z.B. Silber-ETF´s zu decken. Eine teuflische Variante haben sich da die Gestalter und Treuhänder einfallen lassen. Diese Variante verhilft ihnen zu noch mehr Sicherheit in dem Spiel gegen die anderen Anleger.

Daher habe ich bisher nur die ETF´s der Schweizer Banken empfohlen, denn erstens halten diese wirklich und nachprüfbar die physischen Bestände und zweitens haben diese weder diese Treuhänder noch die oben genannte Verrechnungsmöglichkeit.

Eine Hoffnung habe ich dennoch. Vielleicht sind die ETF-"Verrechner" nicht die großen Short-Commercials, sondern nur andere Shorts. Wenn diese sich jetzt so eindecken, sind sie nicht mehr so sicher, dass ihre Shortpositionen risikolos aufgehen. Das könnte bedeuten, dass die Front der Shorts-Commercials zu bröckeln beginnt. Wenn diese meine Annahme stimmt, dann heißt das aber nur, dass sich die Short-Positionen der zwei großen Leerverkäufer an der COMEX nun noch weiter erhöht haben, denn die Summe der Shortkontrakte ist weiterhin gestiegen, auch wenn meine Annahme stimmt, dass ein Teil der Shorts über die Verrechnung mit ETF-Aktien gelöscht wurde. Irgendwie erinnert mich das an die unverrückbare Überzeugung des Long-Term-Capital-Fonds, mit der Delta-Risiko-Ermittlung der beiden Nobelpreisträger würde das Spiel mit großem Hebel und wenig Absicherung immer so weitergehen. Da kommt einem doch das Beispiel des Turmbaus zu Babel und das unselige Ende des LTCM´s ins Gedächtnis.

Dass die Kontrollbehörde für die COMEX (CFTC) trotz erdrückender Beweise noch nicht zur Überzeugung gekommen ist, mit den hohen Leerverkäufen würde der Markt manipuliert, bleibt ein Rätsel. Es ist wohl nur damit erklärbar, dass die Netzwerke von US-Regierung, FED, JPM, HSBC, COMEX und CFTC noch nicht zerrissen sind. Aber warten wir es ab, der Markt wird es schon richten.

Sorgen Sie sich nicht über die Entnahmen aus dem Silber-ETF (SLV); kaufen Sie lieber die ETF´s der Zürcher Kantonalbank. Die spielen fair. Im Übrigen: Für diese Werbung bekomme ich nichts, aber es muss ja mal der Unterschied zwischen der Schweiz und den USA festgestellt und veröffentlicht werden!


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de



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