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Der echte Crash

05.06.2012  |  Peter Schiff
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Unmittelbar vor dem Crash stand die Wirtschaft der USA vor folgender Situation: Rekordniveau der Konsumentenverschuldung, dauerhaft hohe Handelsdefizite, beispiellos hohe Haushaltsdefizite, hohe Energiepreise und ein sterbender Industriesektor. Vier Jahre später haben sich all diese Probleme verschlimmert. Im Unterschied zu 2008 haben wir heute auch mit der höchsten Arbeitslosenquote seit Generationen und einer Staatsverschuldung zu kämpfen, die damals noch unvorstellbar war. Richtig, technisch betrachtet, befinden wir uns nicht mehr in einer Rezession. Aber meiner Meinung nach ist das auch nur eine Illusion, die durch den billigsten und durchschaubarsten Trick, der jemals ersonnen wurde, aufrechterhalten wird.

Wie ich festgestellt hatte, war unser Wirtschaftswachstum vor der Krise zum großen Teil von der Immobilienblase abhängig. Als die Blase platzte, wusste ich, dass die Wirtschaft zwangsläufig schrumpfen würde. Und genau das passierte auch. Von 2008 bis 2009 schrumpfte das BIP der USA (das ca. 14 Billionen $ beträgt) um 212 Milliarden $. Um weitere Rückgänge zu verhindern, setzte die Regierung auf offensive Ausgabepolitik, wofür sie sich stark verschulden musste. Zur Erleichterung (fast) aller, konnten diese Maßnahmen die nominale Kontraktion tatsächlich stoppen. Von 2010 bis 2011 wuchs das BIP der USA um 502 Milliarden $, von 2011 bis 2012 kamen noch einmal 508 Milliarden $ hinzu. Alles in allem erreichte die US-Wirtschaft seit Ende 2008 ein BIP-Wachstum von insgesamt 798 Milliarden $. Aber diese Zuwächse hatten einen sehr hohen Preis.

Insgesamt belaufen sich die über diesen Zeitraum angehäuften Haushaltsdefizite auf atemberaubende 4,2 Billionen $! Allein 2009 wurden Neuschulden von 1,4 Billionen $ aufgetürmt (2007 lag das Defizit bei nicht mehr als 161 Milliarden $). Mit anderen Worten: Wir borgten uns das Fünffache der Wachstumsleistung. Diese "Wachstumsstrategie“ unterscheidet sich im Grunde nicht einer Person, die die Hälfte ihres Einkommens verliert aber weiterhin Geld ausgibt, indem die Kreditkarte belastet wird. Kann Wirtschaftswachstum wirklich so beschrieben werden? Und dennoch beschreiben wir unsere derzeitige wirtschaftliche Lage genauso - Experten, Ökonomen, Politiker, Investoren und Akademiker stimmen größtenteils zu.

Bevor ich "Crash Proof“ schrieb, war ich mir sicher, dass die Regierung niemals eine so starke Wirtschaftsschrumpfung zulassen würde, dass Gleichgewicht und Tragfähigkeit wieder möglich würden. Ich wusste, dass die Staatsausgaben und Defizite durch die Decke schießen würden. Ich dachte, diese Tatsachen würden schließlich den Dollarkurs stark sinken lassen und auch führen, dass die ausländischen Kreditgeber staatliche US-Anleihen meiden würden. Ich hatte jedoch nicht bedacht, dass die falsche Wahrnehmung der Lage in Europa - noch verheerender als in den USA - uns eine Gnadenfrist verschaffen würde.

Wenn schließlich der Vorhang für das Drama in Europa fällt, wird sich die Welt wieder verstärkt für die spektakuläreren Ereignisse in den USA interessieren. Die Staatsschuldenkrise, die sich gerade in Europa abspielt, wird dann auch den Atlantik überqueren; und wenn sie hier loslegt, könnte der echte Crash tatsächlich beginnen. Die amerikanischen Bürger werden zwar einen Platz in der ersten Reihe haben, aber die Vorstellung werden sie wohl kaum genießen können.


© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 23.05.2012 auf www.safehaven.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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