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"Alternativlos"

14.07.2010  |  Dr. Bert Flossbach
- Seite 3 -
Die Lösung des Schuldenproblems

Wir haben drei Szenarien zur Lösung des Schuldenproblems identifiziert. Leider verdient nur das unwahrscheinlichste die Bezeichnung Lösung:
  • 1. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Schuldenabbau: Sollte die Weltwirtschaft in den nächsten Jahren eine ähnliche Dynamik aufweisen wie in den Jahren 2005 bis 2008 und den Staaten eine Schuldenreduzierung gelingen, wäre zumindest die Chance gegeben, die demographische Herausforderung, mit der viele Staaten ab dem Jahr 2020 zu kämpfen haben, zu meistern. Bis dahin könnten vielleicht auch die neuen Industrieländer wie China wirtschaftlich und finanziell derart potent sein, dass sie den USA und einigen EU-Staaten einen Teil ihrer Schulden erlassen, um ihre Absatzmärkte zu sichern. Dieses Szenario ist eher Wunschdenken.

  • 2. Staatsinsolvenz: Eine Entschuldung über eine Staatsinsolvenz bzw. eine Umstrukturierung der Schulden mag in Einzelfällen nötig und gangbar erscheinen, wäre aber keine realistische Lösung für das weltweite Schuldenproblem, da sie zu einem Kollaps des Finanzsystems und der Weltwirtschaft führen würde.

  • 3. Inflation: Vermeidung von Staatsinsolvenzen durch Aufkauf von Staatsanleihen anderen Wertpapieren durch die Zentralbanken. Dadurch würde die Geldmenge explodieren und zu einer Flucht in Sachwerte führen.

Nach Abwägung aller Alternativen und Analyse der politischen Denk- und Handlungsmuster erscheint uns die Inflation als wahrscheinlichster Weg, die Schuldenquoten der Staaten zu reduzieren. Es bliebe somit zu klären, wie Lösung drei, bei der die Inflation die Retter retten soll, ablaufen könnte, ohne dass es dabei zu einer Währungsreform kommt.

Es bräuchte einen massiven, aber nur temporären Inflationsschub, der das Sozialprodukt, nicht aber die Schulden empor schnellen lässt. Dadurch würde sich die Schuldenquote schlagartig reduzieren. Außerdem müssten die Zinsen nach oben begrenzt, d.h. einer Kontrolle unterworfen werden. Nach Beendigung dieser Maßnahmen pendeln sich die Preise auf einem höheren Niveau wieder ein, d.h. die Inflationsrate fällt wieder auf ein "normales" Niveau (vgl. Grafik 4).

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Grafik 4 (Quelle: Flossbach & von Storch)


Dieses eher idealtypische Szenario einer Pyramideninflation ohne Währungsreform würde zu einer Halbierung der Staatsschulden führen. Es setzt voraus, dass die Menschen die Ausweitung der Geldmenge und damit die Inflation als temporär erachten und das Vertrauen in die Währung nicht völlig verlieren. Ansonsten käme es zu einer Dauerinflation, wie z.B. in den neunziger Jahren in der Türkei (77 Prozent p.a.), die in einer Währungsreform mündet.

Die Verlierer einer Inflationslösung sind die Inhaber nominaler Zahlungsversprechen, d.h. Anleihen der betroffenen Währungsregionen, Termin- und Spareinlagen, Lebensversicherungen, usw. Auch Pensionäre, Rentner und andere Empfänger von Transferleistungen wären betroffen. Die Vorteile einer Entschuldung müssen dabei mit sozialen Ungerechtigkeiten und daraus resultierenden Konflikten abgewogen werden.


III. Anlagestrategie

Die langfristige Anlagestrategie muss das Vermögen sowohl gegen (Hyper-) Inflation als auch gegen das unwahrscheinliche Szenario einer lang andauernden Deflation und den damit verbundenen Staatspleiten schützen. Schließlich soll die Strategie auch im optimistischen Wachstumsszenario ordentliche Ergebnisse liefern. Von den fünf Eckpunkten des Flossbach & von Storch Vermögenspentagramms sind drei Eigenschaften dabei von besonderer Bedeutung: Diversifikation, d.h. nicht alles auf eine Karte setzen, Flexibilität, d.h. beweglich bleiben und Qualität, d.h. Sicherheit durch Solvenz und Inflationsschutz.
  • 1. Währungsanleihen von Unternehmen und Staaten mit hoher Bonität
  • 2. Wandelanleihen, die durch das zusätzliche Wandlungsrecht in Aktien einen besseren Inflationsschutz als gewöhnliche Anleihen bieten
  • 3. Aktien global operierender Unternehmen mit Preissetzungsmacht
  • 4. Physisches Gold

Immobilien zählen wir auch zu den Gewinnern eines Inflationsszenarios, vor allem wenn sie langfristig fremdfinanziert sind. Allerdings muss sich ein Anleger über den unternehmerischen Charakter und den damit verbundenen Aufwand im Klaren sein. Hinzu kommt der wortwörtliche Nachteil der Immobilität und damit die Schutzlosigkeit vor dem Zugriff eines um Einnahmen ringenden Staates.



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