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Schwankende Wechselkurse: Programm zur Unterschlagung der Dollarbestände von...

17.07.2010  |  Prof. Antal E. Fekete
Schwankende Wechselkurse: Programm zur Unterschlagung der Dollarbestände von Überschussländern


Zusammenfassung


Milton Friedmans Theorie der frei schwankenden (floating) Wechselkurse, auf der das internationale Geldsystem seit 1971 gründet, hat ein Zwangssystem entstehen lassen, dahingehend dass die IWF-Statute den Mitgliedsländern verbieten, den Wert ihrer Währungen zu stabilisieren. Versucht ein Land, eben dies zu tun, wird es als "Währungsmanipulator" gebrandmarkt und ihm werden Handelssanktionen angedroht. Die Verbote sind verständlich. Mit ihnen soll das System geschützt werden, indem die Dollarbestände der Überschussländer klammheimlich unterschlagen werden. Und das funktioniert folgendermaßen:

Die Vereinigten Staaten locken die nichtsahnenden Überschussländer in das Schwarze Loche der Währungsaufwertung gegenüber dem US-Dollar. Wenn deren Währungen aufwärts treiben, eigenen sich die USA einen Teil der Dollarbestände der Überschussländer an. So gesehen zwingen die USA ihre Handelspartner, die Überschüsse einzufahren, dass diese - unbeabsichtigterweise - für einen teilweisen Schuldenerlass sorgen. Mit dem Begriff Unterschlagung lässt sich das nicht mehr fassen. Die USA, die Banker der Welt, verschwören sich, um ihre Einleger übers Ohr zu hauen, indem sie sich der Vernebelungstaktik schwankender Wechselkurse bedienen. Dieses auf Ausbeutung basierende System kann nicht länger bestehen bleiben. Das einzig gerechte Geldsystem ist eines, das auf fixen Wechselkursen gründet. Und der einzig dauerhafte und solide Weg, die Wechselkurse zu fixieren, führt über eine Währung, die in Gold einlösbar ist.

Friedmans Theorie ist ein Schandfleck für die Wissenschaft und für die Beziehungen der USA zu ihren Nachbarn schwer vertrauens- und rufschädigend.


Schwankende vs. fixe Wechselkurse

Wenn amerikanische "Gelddoktoren" China unter Druck setzen, damit es Japans Beispiel folgt und den Yuan aufwertet, unterschlagen sie dabei Folgendes: In Wirklichkeit bitten sie China, Verluste bei ihren US-Staatpapieren einzufahren - ähnlich den Verlusten Japans, die sich auf mehrere hundert Milliarden Dollar belaufen. China bilanziert in Yuan, nicht in US-Dollar. Jede Veränderung des Yuan-Preises für den Dollar wird sich unmittelbar und vorhersagbar auf den Wert des chinesischen US-Staatsanleihenportfolios auswirken. Besonders ein Sinken des Yuan-Preises für den Dollar führt zu einem Verlust des Yuan-Wertes der chinesischen Dollarbestände.

Es stellt sich also folgende Frage: Mit welchem Recht dürfen die USA (ein Land chronischer Defizite, das sich zudem schon, wie am 15.August 1971, seiner Auslandsschulen entledigt hatte) von China fordern, dass China einen Teil der amerikanischen Schulden abschreiben soll?

Und nicht nur das. Würde China dem amerikanischen Druck nachgeben und den Yuan nach oben treiben lassen, so käme das nicht nur einem schlagartigem Schuldenerlass gleich, sondern auch einem dauerhaften Eingeständnis an weitere, automatisch garantierte Folgeerlasse, da die USA auch weiterhin neue Schulden anhäuft. Das würde der Idee unabhängiger Staaten, die zum gegenseitigen Nutzen miteinander Handel treiben, hohnsprechen. China würde sich zum Vasallen der USA machen - eine Rolle, die China bei allem Respekt nicht akzeptieren könnte.

Im Fall eines dauerhaften Ungleichgewichts obliegt es dem Schuldner, und nicht dem Gläubiger, die notwenigen Anpassungen vorzunehmen. Die gegenteilige Position, wie Keynes sie vertrat, ist ein Irrtum. Sie verdreht komplett die Logik. Sie bestraft harte Arbeit und Sparsamkeit, während Trägheit und Verschwendung belohnt werden.


Wasserfolter für Japan

Sofort nachdem der Dollar zur uneinlösbaren Währung gemacht wurde, begannen die USA, Handelsdefizite in immer größerem Umfang einzufahren. Nachdem Milton Friedmans falsche Theorie umgesetzt wurde (derzufolge frei schwankende Wechselkurse die Währung der Überschussländer stärken müssten), begannen die USA bei ihren Handelspartnern, die ein Handelsüberschuss verzeichneten, die Armhebel anzusetzen, damit diese ihre Währung aufwerteten - was ganz besonders und in erster Linie auf Japan zutraf. Die nichtsahnenden Handelspartner der USA wurden also in das Schwarze Loch der Währungsaufwertung gelockt. Während die Überschussländer den süßen Sirenen aus Washington lauschten, vergaßen sie darüber, dass sie in Wirklichkeit Verluste machten - da sie den USA einen Schuldenerlass proportional zu den von ihnen als Währungsreserve gehaltenen US-Dollarbeständen gewährten.

Als zum Beispiel der Japanische Yen derart stieg, dass der Dollar an einem bestimmten Punkt dreimal so wenig Wert war (sagen wir 100 Yen anstatt zuvor 300 Yen), so bedeutete das nichts anderes, als dass ein Erlass amerikanischer Schulden an Japan in einem Verhältnis von 2/3 oder 66% stattgefunden hatte - ohne dass irgendjemand begriff, was hier passierte. All das wurde großspurig als "Vormarsch der freien Märkte" betitelt. Und eben das war es nicht. Es war schlicht und ergreifend Unterschlagung. Die USA, Banker der Welt, unterschlugen sage und schreibe 66% des japanischen Kapitals, das in US-Dollar gehalten wurde.

Unterschlagung in dieser Größenordnung hat Konsequenzen. Japan - eines der finanziell stärksten Länder - trieb sie quasi in den Ruin. Als Japan schlechten Zeiten entgegenging und seine Devisenreserven anzapfen wollte, ging das nicht mehr - denn das Kapital war einfach nicht mehr da. An diesem Punkt griffen die amerikanischen "Gelddoktoren" ein und erklärten den Japanern, sie sollten doch lieber Haushaltsdefizite anstreben und ihre Bedürfnisse über Verschuldung finanzieren, anstatt ihre Rechnungen durch das Abtragen der eigenen US-Dollarbestände zu bezahlen. Bis zu diesem Punkt war Japan praktisch schuldenfrei gewesen. Jetzt sind Japans Schulden so hoch, dass sie die japanische Wirtschaft erdrücken.

Die USA haben die Rolle des tyrannischen Rabauken im internationalen Handel lange genug gespielt und sie haben damit geblufft, der uneinlösbare Dollar sei der "ultimative Schuldenlöscher". Es ist keinen Augenblick zu früh, dass jemand diesem Bluff widersteht - nachdem so viele Länder dem Druck nachgaben und infolgedessen riesige Verluste bei ihren Devisenreserven hinnehmen mussten. Vielleicht wird sich China erheben. Sollte China das erste Land sein, dass Gold als gesetzliches Zahlungsmittel prägen lässt (und sich somit aus dem Stillstand und der Umklammerung löst), dann werden die USA gezwungen sein, ihre monetäre Führung der Welt aufzugeben.


Veranstaltungskalender

20. August 2010, Budapest, Ungarn, Die Neue Österreichische Schule, der erste Kurs mit 20 Vorlesungen unter dem Titel: Störungen und Koordination in der Ökonomie: Hat die Welt die ultimative wirtschaftliche und monetäre Unordnung erreicht? Für weitere Informationen besuchen Sie die Webseite www.professorfekete.com oder schreiben Sie an szepesvari17@gmail.com.

Vorankündigung: Eine Sitzung in Hongkong ist für Oktober in Vorbereitung, ihr folgen weitere Veranstaltungen in Neuseeland im November. Halten Sie sich auf dem Laufenden.


© Antal E. Fekete
Professor of Money and Banking San Francisco School of Economics
aefekete@hotmail.com



Dieser Artikel wurde am 5. Juli 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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