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Die letzten Jahre des Euro

16.07.2010  |  Dr. Bruno Bandulet
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Kein Zufall ist es auch, daß die Großbank JP Morgan schon 1910 auf Jekyll Island dabei war, daß sie die jüngste Finanzkrise unbeschadet überstand, daß sie immer noch Aktionärin der Federal Reserve Bank of New York ist und daß diese die Rolle des primus inter pares unter den Regionalbanken des Systems spielt.

Die gelegentlichen manipulativen Eingriffe in den Devisen- und Goldmarkt, die manchmal erforderliche Stützung des Aktienmarktes, der Kauf und Verkauf von Staatsanleihen, aber auch die Aufbewahrung ausländischer Goldreserven einschließlich der deutschen - all das obliegt der New Yorker Federal Reserve Bank. Mehr als jedes andere Institut im Lande exekutiert sie den sogenannten Dollar-Imperialismus.

Würde morgen der amerikanische Staat den Privatbanken ihre Anteile an den Fed-Banken abkaufen, dann würde sich vermutlich kaum etwas ändern. Die USA würden dann immer noch von derselben Oligarchie regiert.

Mitglied des inneren Zirkels ist nicht zuletzt das Haus Goldman Sachs, dessen Einfluß bis in die Vorstandsetagen deutscher DAX-Konzerne und bis in das Bundeskanzleramt in Berlin reicht. Goldman Sachs aber war weder auf Jekyll Island anwesend, noch zählt das Institut meines Wissens zum Kreis der Fed-Aktionäre.

Die enge Verflechtung staatlicher, wirtschaftlicher und finanzieller Interessen ist ja gerade ein Kennzeichen des Dollar-Imperialismus. Zusammen mit der militärischen Überlegenheit (in dieser Hinsicht ist die EU ein Nonvaleur) untermauert sie die Durchsetzungskraft und die strategische Ausrichtung der amerikanischen Weltmacht.

In den leitenden Positionen von Regierung, Federal Reserve und Goldman Sachs, aber auch anderen Finanzkonzernen, tauchen immer wieder dieselben Personen auf. Sie sind praktisch austauschbar - eine Konstellation, die in Deutschland fast unvorstellbar ist. Auch Mario Draghi, der Gouverneur der italienischen Notenbank, war früher bei Goldman Sachs. Er wird als Anwärter auf die Nachfolge von Jean-Claude Trichet an der Spitze der EZB gehandelt.

Einerseits könnte sich das aus amerikanischer Sicht als sehr praktisch herausstellen, andererseits könnte ein Kenner der Gegenseite der EZB von Nutzen sein. Ob die Bundesregierung ihren Kandidaten, Professor Axel Weber, durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.

Ein anderes Beispiel für die Interessenverflechtung im Zentrum des Weltfinanzsystems ist der phänomenale Aufstieg von BlackRock zur größten Investmentgesellschaft der Welt. BlackRock zählt wie JP Morgan und Goldman Sachs zu den Profiteuren der Finanzkrise, wurde erst 1988 in einem Ein-Zimmer-Büro von Laurence Fink gegründet und konnte sich 2009 Barclays Global Investors, eine Tochter der gleichnamigen britischen Bank, einverleiben.

Dieselbe Firma BlackRock besorgt mit der einen Hand für die Regierung die Preisfindung und den Verkauf jener notleidenden Papiere, die die Finanzkrise ausgelöst haben - und reicht dieselben Papiere mit der anderen Hand an ihre bevorzugten Kunden weiter. Ein "Inside-Job", so nennt Eliot Spitzer, der frühere Generalstaatsanwalt von New York, die Methoden der Federal Reserve und ihres Umkreises…

Die Frage, ob der Anleger auf Sicht von fünf oder zehn Jahren mit dem Euro oder dem Dollar besser fährt, läßt sich nicht seriös beantworten. Im Zweifelsfall sollte der europäische Investor - soweit er das kann - nach Alternativen zu beiden Währungen suchen. In jedem Fall liegt die Beweislast bei der Fremdwährung, solange jemand sein Geld im Euro-Raum verdient und ausgibt. Weil der Euro gravierende Konstruktionsfehler aufweist, muß der Dollar nicht die bessere Währung sein. Der britische Historiker Nial Ferguson machte sich über die Phrase vom Dollar als "sicherer Hafen" lustig. Genauso gut könne man sagen, Pearl Harbour sei 1941 ein sicherer Hafen gewesen.

Nach dem Stand von Ende 2009 war die finanzielle Lage der USA, ohne Aussicht auf Besserung, äußerst prekär. Von den gesamten Staatsschulden in der engsten Abgrenzung und in Höhe von 7545 Milliarden Dollar wurden 49%, nämlich 3689 Milliarden, vom Ausland gehalten. Die größten Gläubiger waren China mit 895 Milliarden, Japan mit 766 Milliarden und die OPEC-Staaten mit 207 Milliarden.


(Auszug aus: Bruno Bandulet, "Die letzten Jahre des Euro" - Ein Bericht über das Geld, das die Deutschen nicht wollten, gebunden, 208 Seiten mit Grafiken und Tabellen, Kopp Verlag, 19,95 €.)


© Dr. Bruno Bandulet
www.bandulet.de



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