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Eine Edelmetall-Bubble?

30.07.2010  |  John Browne
Als sich die Gold- und Silberpreise während der ersten Julitage um ca. 5% von ihren Juni-Rekordständen zurückzogen, schien es ganz so, als würden sie ihren fünfmonatigen Aufwärtstrend durchbrechen. Obwohl es während des langfristigen Bullenmarktes für Edelmetalle schon häufiger zu ähnlichen Korrekturen gekommen war, versuchten die Experten diesmal ernste und bedeutsame Schlüsse aus den fallenden Notierungen zu ziehen. Aber als sich die Anleger gerade mit der gängigsten Erklärung angefreundet hatten - nämlich dass die drohende Double-Dip-Rezession Inflation verhindere und somit auch die Edelmetallnachfrage dämpfen wird - stabilisierten sich die Märkte für beide Metalle wieder.

Die meisten Anleger sind immer noch im konventionellen Glauben, die Metalle würden nur dann steigen, wenn es entweder Inflation auf breiter Ebene gäbe oder eine Finanzkrise, die die Investoren zur Suche nach einem Sicheren Hafen bewegt. Die Tatsache, dass die beiden Metalle dann doch nicht ihre Aufwärtstrendlinien durchbrachen, obgleich es keine Neuigkeiten an diesen beiden Fronten gab, müsste diese falschen Gerüchte verstummen lassen. Leider scheint sich nichts hartnäckiger zu halten als der Glaube an eine Gold-Bubble.

Aus meiner Sicht sind die steigenden Edelmetallpreise eine direkte Folge der erwiesenermaßen verschwenderischen Politik von Regierungen auf der ganzen Welt. Die Geldverschwender aus der Politik in Washington, London und Tokyo haben einen Verlust des Vertrauens in Papierwährungen verursacht. Investoren aber auch immer mehr Bürger ohne Expertenwissen verstehen, dass Schulden nicht endlos und für ewig aufgetürmt werden können und dass der verlockendste Lösungsansatz ganz einfach erneutes "Drucken" von Währung sein wird. Die einzige Alternative wären überaus unpopuläre Steuererhöhungen, die jedoch nichts anderes als langfristig sinkende Einkünfte bewirken würde, wie man an der berühmten Laffer-Kurve sehen kann.

Bleiben wird der Streit darüber, ob der Verbraucherpreisindex (CPI) gerade in die Höhe schießt und ob die Risikobereitschaft an den Märkten wieder zurückkehrt oder nicht. Solange sich die politische Strömung nicht ändert oder solange wir mit einer Staatsschuldenkatastrophe konfrontiert sind, gehe ich fest davon aus, dass wir uns in einem sekulären (langfristigen) Bullenmarkt bewegen werden - und keine Bubble haben.

Da die langfristigen Trendlinien auch weiterhin intakt sind, die Preise jedoch unter ihren jüngsten Hochständen liegen, könnten viele Anleger auf den Gedanken kommen, nach Kaufgelegenheiten Ausschau halten. In diesem Fall würde sich auch die Frage stellen, welches Metall nun das attraktivere ist.

Die Gold- und Silberpreise werden für gewöhnlich von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, die nicht bei der Preisgestaltung für konventionelle Rohstoffe zum Tragen kommen.

Gold genießt auf der Welt nach wie vor den Status des ultimativen Wertaufbewahrungsmittels. Weder Staaten noch reiche Privatpersonen scheinen noch ruhig in den Schlaf zu kommen, ohne ein wenig vom gelben Metall in der Hinterhand zu haben. Gold findet seltener in der Industrie Anwendung und sein Preis lässt sich weniger leicht manipulieren. Daher neigen die großen Akteure an den Edelmetallmärkten, insbesondere Zentralbanken, dazu, einen Teil ihrer umfangreichen Mittel oder Reserven in Gold zu investieren.

Silber ist eher das Umfeld für kleinere Investoren. Silber ist aufgrund seines Unzenpreises allgemein zugänglicher, ähnlich den B-Aktien von Berkshire Hathaway. Silber hat viele Anwendungsgebiete in der Industrie, was auch der Grund ist, warum es gleichzeitig an den Rohstoffmärkten wie auch an den Geldmärkten ein Rolle spielt und von diesen beeinflusst wird. Das bedeutet aber auch, dass der Silberpreis tendenziell volatiler ist und von den großen Akteuren vergleichsweise weniger als Sicherer Hafen geschätzt wird.

Während der Finanzpanik im Jahr 2008 reagierten Gold und Silber sehr unterschiedlich. In jenem Jahr, als fast alle Anlageklassen drastisch einbrachen, verlor Gold vom Höchst- zum Tiefststand nur 29% seines Wertes. Silber hingegen brach viel heftiger ein - es verlor 57%. Aber Silber sprang anschließend auch viel stärker zurück. Seit dem Paniktief konnte Silber wieder um 97% steigen, Gold im Vergleich dazu nur um 66%. Zudem wird Silber immer noch unter seinem 2008er-Hoch gehandelt, während Gold kontinuierlich und fast täglich neue Rekorde erreichte. Aus technischer Sicht werden wertorientierte Investoren wahrscheinlich an Silber denken.

Generell gilt die Faustregel, dass Gold relative Stabilität bietet und Silber das größere Aufwärtspotential (und Abwärtspotential). Die Gold-Silber-Verteilung in den Portfolios der Anleger wird daher von deren Bereitschaft abhängen, zusätzliches Risiko einzugehen. Ein anderer Aspekt ist die Verteilung von physischen Metallen und Bergbauaktien. Physische Metalle sind aus historischer Sicht sicherer, sie bringen allerdings nicht die Einkünfte, wie man sie durch den Besitz von Anteilen an Bergbauunternehmen generieren kann. Auch hier ist die Aufteilung wieder abhängig vom individuellen Investor. Beide Alternativen sind jeweils unterschiedliche Wege, am von mir beschriebenen sekulären Bullenmarkt der Edelmetalle teilzuhaben.

Ich gehe davon aus, dass immer mehr Beobachter erkennen werden, dass es sich bei der aufkeimenden Staatsschuldenkrise nur um die Vorläufer eines Währungszusammenbruchs handelt. Sollte ich Recht behalten, dann werden die Investoren auch weiterhin in Vermögensanlagen mit intrinsischem Wert strömen - Edelmetalle inbegriffen. So wie ich die Lage überblicken kann, ist die Wahl zwischen Gold und Silber eher zweitrangig. Investoren sollten sich eher davor in Acht nehmen, dem anachronistischen System des US-Dollars irrational nachzuhängen.

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© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 22.07.10 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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