Entschlüsselung des BIZ-Gold-Swaps
02.08.2010 | James Turk
Die Nachricht, dass die BIZ letztes Jahr einen Gold-Swap in Höhe von 380 t mit einer ungenannten Geschäftsbank durchführt hatte, sorgte für unterschiedliche Interpretationen. Intuitiv denke ich, dass es sich bei der BIZ-Transaktion um ein sehr bedeutendes Ereignis handelt. Leider haben die BIZ und die betreffende Bank zu wenige Informationen preisgegeben, dass wir, die keinen Zugang zu den innersten Zentralbankerkreisen haben, nicht wirklich verstehen können, was hinter den Kulissen abläuft.
Folglich gab es auch die verschiedensten Interpretationen von Seiten der Marktteilnehmer hinsichtlich der Bedeutung dieses Swaps - aber viele Finger richteten sich auf Portugal. Ersten gibt Portugal an, 382 Tonnen Gold zu besitzen, was der beim Swapgeschäft getauschten Metallmenge sehr nahe kommt. Zweitens ist es wahrscheinlich, dass Portugal, als eine der notorischen überschuldeten und verschwenderischen PIGS-Nationen, bereit gewesen ist, diese ungewöhnlichen, ja sogar außergewöhnlichen Transaktionen durchzuführen, um die eigene finanzielle Situation aufzubessern.
Die herkömmlichen Interpretationen hinsichtlich des BIZ-Swaps konnten mich nicht überzeugen, aber ich hielt mich bis jetzt mit meinen Kommentaren zurück. Ich wollte zumindest ein paar weitere Anhaltspunkte abwarten, um meine Ahnung hinsichtlich des BIZ-Swap untermauern zu können, und diese Hinweise lieferte jetzt die Financial Times. Mit dem Zusatz, dass "staatliche Kreditnehmer normalerweise keine Schuldensicherheiten [bei Geschäften mit Derivaten] hinterlegen", berichtet die FT, "Portugal ist jetzt das erste Land der Eurozone, das sich einverstanden erklärte, Barbestände - oder andere Vermögensanlagen [möglicherweise Gold?] - zur Seite zu legen - um Derivatetransaktionen absichern, mit denen das Land versucht, seine Refinanzierungskosten zu senken." Nun folgt meine Interpretation - beginnend mit einigen Hintergrundinformationen.
Bei einem Swap-Geschäft gibt es immer zwei Seiten - und daher potentiell auch zwei Beweggründe, warum dieser Swap gemacht wird.
Bevor bekannt wurde, dass dieser BIZ-Swap mit einer Geschäftsbank abgeschlossen wurde, lautete die konventionelle Interpretation, ein mit Problemen belasteter staatlicher Kreditnehmer oder vielleicht sogar die EZB selbst würden Liquidität benötigen und daher Gold einsetzen, um Währung zu leihen. Doch aufgrund der Zweiseitigkeit von Swap-Geschäften gibt es auch immer eine weiteren Grund für diesen Swap, auch wenn diesem kaum Aufmerksamkeit gewidmet wird: Der BIZ könnte das physische Metall für Interventionen im Goldmarkt ausgehen. Also musste sie an physisches Metall kommen. Folglich tauschte sie Währung gegen physisches Gold ein (vielleicht um Calls zu bedienen, die sie zuvor verkauft hatte und die dann eingefordert wurden).
Anschließend, nachdem die BIZ den Vollzug des Swaps mit einer Geschäftsbank verkündete, waren viele Beobachter - wie auch ich - perplex. Hätte es sich hierbei um einen herkömmlichen Swap gehandelt, so hätten sich 380 t Gold im Besitz der Geschäftsbank befunden - was allerdings eine sehr unwahrscheinliche Annahme ist. Das Geschäftsfeld der Geschäftsbanken erstreckt sich nicht auf Gold; sie vergeben Kredite an Unternehmen. Hätte eine Geschäftsbank Gold besessen (was, wie ich hinzufügen sollte, sehr unwahrscheinlich ist), dann wäre dieses Gold auf jeden Fall schon längst ausgeliehen.
Die Nachricht, die BIZ hätte einen Swap mit einer Geschäftsbank durchgeführt, sorgte also bei mir für gewisses Kopfzerbrechen.
Eine Möglichkeit wäre nun, dass sich diese Geschäftsbank 380 t Gold von einer Zentralbank hat leihen müssen, um sie dann bei der BIZ einzutauschen, aber diese Hypothese wirft eine andere Frage auf: Warum sollte dabei überhaupt eine Geschäftsbank involviert sein? Warum sollte die Zentralbank das Gold nicht gleich mit der BIZ tauschen, so wie es Frankreich und Deutschland vor ungefähr zwei Jahrzehnten machten, als der Wechselkursmechanismus noch in Kraft war? Zweifellos sind hier noch andere Faktoren im Spiel, was den Bericht der Financial Times auch so bedeutsam macht. Ich schließe aus all dem, dass wir es bei der BIZ-Ankündigung mit einer Art "Aufhübschung" der Bilanzen einer Schuldnernation zu tun haben und die frühen Vermutungen, es könne sich dabei um Portugal handeln, mögen eventuell richtig sein.
Seit Langem wird beobachtet, dass Portugal im Goldmarkt aktiv ist. 1980 verlieh Portugal Gold an Drexel Burnham, was erst publik wurde, als die hoch fliegende Investmentbank zusammenbrach. Es ist also gar nicht so weit hergeholt, anzunehmen, Portugal habe sein verbleibendes Gold an eine Geschäftsbank verliehen - was auch bedeutete, dass Portugal dem Kreditrisiko dieser Bank ausgesetzt war.
Jetzt stellen Sie sich nur für einen Moment vor, Portugal hätte sein Gold an die Citibank oder irgendeine andere Zombibank verliehen. Es würde sich gar nicht gut in den portugiesischen Bilanzen machen, wenn eine fast bankrotte Institution dem Land 380 t Gold schuldet. Geht man davon aus, dass Portugal laut der FT Schritte unternimmt, "seine Refinanzierungskosten zu senken", so wäre es doch logisch, wenn diese Nation die Goldleihgabe loswerden wollte.
Der beste Weg wäre natürlich, die Rückgabe des verliehenen Goldes zu verlangen und die 380 t zurück in die Tresore zu schaffen. Diese Aktion würde jedoch den Goldpreis in den Himmel schießen lassen, da sich zu den aktuellen Preisen kaum Verkäufer anbieten. Steil steigende Preise würden das Goldkartell sprengen. Die Anstrengungen des Goldkartells, den Goldpreis zu begrenzen, wären damit zunichte gemacht wie auch die Durchführung eines organisierten Rückzugs, bei dem die Goldpreise jährlich nur moderat steigen, damit nicht jeder darauf aufmerksam wird, was wiederum schwere Folgen für die stetig abwertenden Fiat-Währungen hätte. Hier kommt die BIZ ins Spiel.
Bei der Geschäftsbank tauscht die BIZ Währung gegen diese Goldleihgabe ein. Die BIZ schuldet Portugal dann sozusagen 380 t Gold, was die Qualität der portugiesischen Bilanzen deutlich verbessert. Welcher Goldschuldner wäre Ihnen wohl lieber? Irgendeine Geschäftsbank wie zum Beispiel die Citibank oder die Zentralbank der Zentralbanken - die BIZ? Wenn Portugal mit der Verbesserung der eigenen Bilanzqualität "seine Refinanzierungskosten senken" möchte, dann funktioniert das nur, wenn die BIZ gegenüber Portugal Goldverpflichtungen hat - und keine Zombibank.
Natürlich handelt es sich beim oben Beschriebenen bisher nur um wohldurchdachte Spekulation. Mein Ansatz zur Entschlüsselung des BIZ-Swaps erscheint logisch, aber wir werden nie mit Sicherheit den wahren Grund erfahren, da die Zentralbanken weiterhin heimlich hinter verschlossenen Türen operieren.
© James Turk
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Dieser Artikel erschien am 29.07.2010 auf www.fgmr.com und wurde exklusive für GoldSeiten übersetzt.
Folglich gab es auch die verschiedensten Interpretationen von Seiten der Marktteilnehmer hinsichtlich der Bedeutung dieses Swaps - aber viele Finger richteten sich auf Portugal. Ersten gibt Portugal an, 382 Tonnen Gold zu besitzen, was der beim Swapgeschäft getauschten Metallmenge sehr nahe kommt. Zweitens ist es wahrscheinlich, dass Portugal, als eine der notorischen überschuldeten und verschwenderischen PIGS-Nationen, bereit gewesen ist, diese ungewöhnlichen, ja sogar außergewöhnlichen Transaktionen durchzuführen, um die eigene finanzielle Situation aufzubessern.
Die herkömmlichen Interpretationen hinsichtlich des BIZ-Swaps konnten mich nicht überzeugen, aber ich hielt mich bis jetzt mit meinen Kommentaren zurück. Ich wollte zumindest ein paar weitere Anhaltspunkte abwarten, um meine Ahnung hinsichtlich des BIZ-Swap untermauern zu können, und diese Hinweise lieferte jetzt die Financial Times. Mit dem Zusatz, dass "staatliche Kreditnehmer normalerweise keine Schuldensicherheiten [bei Geschäften mit Derivaten] hinterlegen", berichtet die FT, "Portugal ist jetzt das erste Land der Eurozone, das sich einverstanden erklärte, Barbestände - oder andere Vermögensanlagen [möglicherweise Gold?] - zur Seite zu legen - um Derivatetransaktionen absichern, mit denen das Land versucht, seine Refinanzierungskosten zu senken." Nun folgt meine Interpretation - beginnend mit einigen Hintergrundinformationen.
Bei einem Swap-Geschäft gibt es immer zwei Seiten - und daher potentiell auch zwei Beweggründe, warum dieser Swap gemacht wird.
Bevor bekannt wurde, dass dieser BIZ-Swap mit einer Geschäftsbank abgeschlossen wurde, lautete die konventionelle Interpretation, ein mit Problemen belasteter staatlicher Kreditnehmer oder vielleicht sogar die EZB selbst würden Liquidität benötigen und daher Gold einsetzen, um Währung zu leihen. Doch aufgrund der Zweiseitigkeit von Swap-Geschäften gibt es auch immer eine weiteren Grund für diesen Swap, auch wenn diesem kaum Aufmerksamkeit gewidmet wird: Der BIZ könnte das physische Metall für Interventionen im Goldmarkt ausgehen. Also musste sie an physisches Metall kommen. Folglich tauschte sie Währung gegen physisches Gold ein (vielleicht um Calls zu bedienen, die sie zuvor verkauft hatte und die dann eingefordert wurden).
Anschließend, nachdem die BIZ den Vollzug des Swaps mit einer Geschäftsbank verkündete, waren viele Beobachter - wie auch ich - perplex. Hätte es sich hierbei um einen herkömmlichen Swap gehandelt, so hätten sich 380 t Gold im Besitz der Geschäftsbank befunden - was allerdings eine sehr unwahrscheinliche Annahme ist. Das Geschäftsfeld der Geschäftsbanken erstreckt sich nicht auf Gold; sie vergeben Kredite an Unternehmen. Hätte eine Geschäftsbank Gold besessen (was, wie ich hinzufügen sollte, sehr unwahrscheinlich ist), dann wäre dieses Gold auf jeden Fall schon längst ausgeliehen.
Die Nachricht, die BIZ hätte einen Swap mit einer Geschäftsbank durchgeführt, sorgte also bei mir für gewisses Kopfzerbrechen.
Eine Möglichkeit wäre nun, dass sich diese Geschäftsbank 380 t Gold von einer Zentralbank hat leihen müssen, um sie dann bei der BIZ einzutauschen, aber diese Hypothese wirft eine andere Frage auf: Warum sollte dabei überhaupt eine Geschäftsbank involviert sein? Warum sollte die Zentralbank das Gold nicht gleich mit der BIZ tauschen, so wie es Frankreich und Deutschland vor ungefähr zwei Jahrzehnten machten, als der Wechselkursmechanismus noch in Kraft war? Zweifellos sind hier noch andere Faktoren im Spiel, was den Bericht der Financial Times auch so bedeutsam macht. Ich schließe aus all dem, dass wir es bei der BIZ-Ankündigung mit einer Art "Aufhübschung" der Bilanzen einer Schuldnernation zu tun haben und die frühen Vermutungen, es könne sich dabei um Portugal handeln, mögen eventuell richtig sein.
Seit Langem wird beobachtet, dass Portugal im Goldmarkt aktiv ist. 1980 verlieh Portugal Gold an Drexel Burnham, was erst publik wurde, als die hoch fliegende Investmentbank zusammenbrach. Es ist also gar nicht so weit hergeholt, anzunehmen, Portugal habe sein verbleibendes Gold an eine Geschäftsbank verliehen - was auch bedeutete, dass Portugal dem Kreditrisiko dieser Bank ausgesetzt war.
Jetzt stellen Sie sich nur für einen Moment vor, Portugal hätte sein Gold an die Citibank oder irgendeine andere Zombibank verliehen. Es würde sich gar nicht gut in den portugiesischen Bilanzen machen, wenn eine fast bankrotte Institution dem Land 380 t Gold schuldet. Geht man davon aus, dass Portugal laut der FT Schritte unternimmt, "seine Refinanzierungskosten zu senken", so wäre es doch logisch, wenn diese Nation die Goldleihgabe loswerden wollte.
Der beste Weg wäre natürlich, die Rückgabe des verliehenen Goldes zu verlangen und die 380 t zurück in die Tresore zu schaffen. Diese Aktion würde jedoch den Goldpreis in den Himmel schießen lassen, da sich zu den aktuellen Preisen kaum Verkäufer anbieten. Steil steigende Preise würden das Goldkartell sprengen. Die Anstrengungen des Goldkartells, den Goldpreis zu begrenzen, wären damit zunichte gemacht wie auch die Durchführung eines organisierten Rückzugs, bei dem die Goldpreise jährlich nur moderat steigen, damit nicht jeder darauf aufmerksam wird, was wiederum schwere Folgen für die stetig abwertenden Fiat-Währungen hätte. Hier kommt die BIZ ins Spiel.
Bei der Geschäftsbank tauscht die BIZ Währung gegen diese Goldleihgabe ein. Die BIZ schuldet Portugal dann sozusagen 380 t Gold, was die Qualität der portugiesischen Bilanzen deutlich verbessert. Welcher Goldschuldner wäre Ihnen wohl lieber? Irgendeine Geschäftsbank wie zum Beispiel die Citibank oder die Zentralbank der Zentralbanken - die BIZ? Wenn Portugal mit der Verbesserung der eigenen Bilanzqualität "seine Refinanzierungskosten senken" möchte, dann funktioniert das nur, wenn die BIZ gegenüber Portugal Goldverpflichtungen hat - und keine Zombibank.
Natürlich handelt es sich beim oben Beschriebenen bisher nur um wohldurchdachte Spekulation. Mein Ansatz zur Entschlüsselung des BIZ-Swaps erscheint logisch, aber wir werden nie mit Sicherheit den wahren Grund erfahren, da die Zentralbanken weiterhin heimlich hinter verschlossenen Türen operieren.
© James Turk
GoldMoney - der bessere Weg Gold und Silber zu kaufen.
Dieser Artikel erschien am 29.07.2010 auf www.fgmr.com und wurde exklusive für GoldSeiten übersetzt.