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Forderungen nach US-Gold-Audit: Am Wesentlichen vorbei!

16.06.2012  |  Presse
Jim Rickards (Autor von “Currency Wars”) argumentiert, dass die USA nicht in der Lage sind, ihre Goldbestände auditieren zu lassen, ohne damit ihre Bedeutung und die Tricks, die mit ihnen gespielt wurden, offenzulegen.

Wer die Rolle des Goldes im internationalen Währungssystem kommentiert, stellt fast immer auch die Frage nach der Existenz des US-Goldschatzes. Offiziell ist das US-Schatzamt im Besitz von 8.133 Tonnen Gold, die vor allem in zwei großen Depots gelagert werden: Fort Knox, Kentucky und West Point, NY - mit kleineren Beträgen auf Kaution bei der Münzprägestätte in Denver und bei der Federal Reserve Bank of New York.

Die Frage, die man mir als Autor und Redner über die Rolle von Gold am häufigsten stellt, lautet mit gewissen Variationen immer wieder: “Woher wissen Sie, dass das Gold wirklich da ist?”. Stets wird angedeutet, die Vereinigten Staaten hätten das Gold längst auf die Weltmärkte geworfen, um den Preis zu drücken, oder die Tresore in Fort Knox seien eigentlich leer oder höchstens mit Wolfram-Barren gefüllt, die nur mit einer dünnen Goldschicht überzogen wurden.

Schon die Tatsache, dass das Finanzministerium die Prüfung des Goldes ablehnt, gelte nach Ansicht der Kritiker schon als Beweis für ihren Verdacht. Mit einer angemessenen Prüfung ließe sich sowohl die Menge als auch die Reinheit des US-Goldschatzes verifizieren. Im Idealfall würde jeder Goldbarren einzeln nummeriert und getestet werden. Und am Ende würde ein renommierter, nichtstaatlicher Wirtschaftsprüfer, beispielsweise eine große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, eine komplette Bestandsaufnahme der separat nummerierten Barren vornehmen. Dies sollte eine recht einfache Aufgabe sein. Das Versäumnis, eine solche Prüfung durchzuführen, wird immer wieder als Beweis dafür angeführt, dass das Gold nicht existiert.

Eine Analyse sollte immer auf den besten verfügbaren Erkenntnissen und nicht auf Spekulationen beruhen. Ich habe einige Hinweise und Belege dafür gesehen (zusammengetragen vom Militär und Vertretern des Finanzministeriums), dass sich das Gold dort befindet, wo nach es Aussagen der Regierung lagern soll. Ich habe keinerlei Beweise dafür gesehen, dass es nicht dort ist. Auf dieser Basis gehe ich davon aus, dass das Gold da ist. Sollte ich eines Tages erfahren, dass es nicht so ist, werde ich auch meine Ansicht ändern; aber bis dahin werde ich meine wirtschaftliche und monetäre Analyse auf die Tatsache stützen, dass die Vereinigten Staaten stolze Besitzer von 8.133 Tonnen Gold sind.

Aber was ist nun mit der Prüfung? Was kann so schlimm daran sein, wenn herauskommt, dass sich das Gold an den vom Finanzministerium angegebenen Orten befindet?

Es gibt zwei gewichtige Gründe, diese Prüfung nicht durchzuführen, selbst wenn sich das Gold tatsächlich in den Tresoren befindet. Der erste hat mit der Glaubwürdigkeit von Gold als Bestandteil der internationalen Währungsreserven und monetärer Systeme im Allgemeinen zu tun. Gold wurde offiziell durch den Internationalen Währungsfonds im Jahr 1973 demonetisiert, nachdem Präsident Nixon die Konvertibilität des Dollars in Gold im Jahr 1971 ausgesetzt hatte. Seitdem war Gold als monetärer Vermögenswert ständig verunglimpft worden, zuletzt durch die Bemerkungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke, der meinte, das Halten offizieller US-Goldreserven sei nur noch eine Frage der “Tradition”. Wenn das so wäre, warum würden die Vereinigten Staaten etwas so Unwichtiges prüfen?

Ein Audit legt nahe, dass Gold irgendwie sinnvoll ist und Respekt verdient. Die offizielle Position ist die, dass Gold eine Altanlage von keiner besonderen Bedeutung ist. In diesem Zusammenhang ergibt die Zurückweisung einer Revision Sinn: Mit einer Prüfung würde man Gold zu viel Bedeutung zumessen und auch die offizielle Propaganda untergraben, der zufolge Gold kein monetärer Vermögenswert ist. Schließlich prüft niemand die Zahl der Eicheln in den Nationalparks - sie sind zu unbedeutend.

Ein weiterer Grund dagegen: Die Aufmerksamkeit soll gar nicht erst auf die zahlreichen Fragen gelenkt werden, die sich daraus ergeben würden. Nehmen wir an, die Prüfung wird durchgeführt und alles wäre in bester Ordnung: Die Vereinigten Staaten hätten die richtige Anzahl von Barren mit einer Reinheit von 99,99 Prozent, alles wäre nummeriert und an seiner Stelle. Dies würde unmittelbar weitere Fragen aufwerfen. Ist das Gold geleast? An wen? Zu welchen Bedingungen?

So mancher geht naiverweise davon aus, dass beim Goldverleih an Geschäftsbanken wie JP Morgan die leasende Bank einen Lkw belädt und das Gold wegfährt. Das ist nicht wahr. Das Gold kann in Papier-Transaktionen geleast werden, ohne dabei jemals Fort Knox oder West Point zu verlassen. Das geleaste Gold kann dann durch JP Morgan an andere Banken weiterverpfändet werden, bis mehrere Parteien bestimmte Teile des gleichen physischen Golds für sich beanspruchen. Dieses Gold stützt ferner eine noch größere, umgekehrte Pyramide von “Papier-Gold”-Transaktionen in Form von Futures, Optionen, Forwards, Swaps und sogenannten nicht-zugeordneten Lagerstätten. Ein Grund, keine Prüfung durchzuführen, ist schließlich auch die Vermeidung aller heiklen Rechtsanspruch-Fragen, die sich mit der Klärung der Frage nach der physischen Existenz des Goldes ergeben würden. Das Finanzministerium würde Gold lieber ignorieren, anstatt die Büchse der Pandora zu öffnen.

Gold bleibt der 8000 Tonnen schwere Gorilla im Raum - etwas, das sich in seiner Größe einfach nicht ignorieren lässt. Um das internationale Währungssystem und die Rolle des Dollars steht es gerade schlecht, auch wenn sich die kompletten Goldbestände dort befinden, wo sie sein sollten. Man braucht nicht erst über das Phantom-Gold zu phantasieren, um zu erkennen, dass eine Währungskrise bevorsteht. Die Ablehnung einer Goldbestandsprüfung ist Teil der mühsamen Anstrengungen der Fed und das Finanzministeriums, abzustreiten, dass Gold das Herzstück des Systems ist. Keine weitere aufwändige Erklärung ist vonnöten.


© James G. Rickards


Zur Person: James G. Rickards ist leitender Geschäftsführer von Tangent Capital Partners (www.tangentcapital.com) und von Omnis, Inc. (www.omnisinc.com), wo er auch im Vorstand sitzt. Er ist zudem Geschäftsinhaber von Global-I Advisors, LLC, einer Investmentbank, die auf den Zwischenbereich von Kapitalmärkten und Geopolitik spezialisiert ist.

Mr. Rickards ist seit 1976 im Finanzgeschäft tätig und erlebte aus nächster Nähe das Entstehen und Wachsen der globalisierten Kapitalmärkte sowie das Aufkommen komplexer Handelsstrategien im Derivatebereich mit. Er hat leitende Positionen bei Citibank, RBS Greenwich Capital Markets, Long Term Capital Management, Caxton Associates sowie Optimark eingenommen. Bei der Freilassung von US-Geiseln in Teheran, Iran im Jahre 1981 war er ebenso direkt beteiligt, wie auch beim Börsencrash von 1987 und dem Zusammenbruch von Drexel 1990. Er war der Hauptverhandlungsführer der von der US-Regierung und der NY Fed unterstützten Rettung von LTCM im Jahre 1998.

Herr Rickards ist Lehrbeauftragter an der Northwestern University und der School of Advanced International Studies in Washington DC. Er hat wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Wirtschaftsphysik unter anderem am Los Alamos National Laboratory vorgestellt und Beiträge in Fachzeitschriften zu den Bereichen strategische Studien, kognitive Vielfalt, Netzwerk-Wissenschaft und Risikomanagement veröffentlicht. Er ist Berater von Scharia Capital, Inc., einem Unternehmen, das auf islamische Finanzierung spezialisiert ist, und ebenso Mitglied des Beratergremiums des Ausschusses für Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten (Committee on Foreign Investment in the United States, CFIUS) des Director of National Intelligence.

Ende 2011 veröffentlichte er bei Portfolio/Penguin das Buch “Currency Wars: The Making of the Next Global Crisis”.

Herr Rickards hat akademische Abschlüsse von der New York University School of Law, der University of Pennsylvania Law School, der School of Advanced International Studies und von der Johns Hopkins University.

Zu den Kunden, die er berät, zählen private Investmentfonds, Investment-Banken und Regierungs-Direktorien. Er besitzt Rechtsanwaltslizenzen für New York und New Jersey sowie für verschiedene Bundesgerichte der USA. Er ist ein gefragter Referent bei Konferenzen von Anwaltskammern und der Industrie in den Bereichen Derivate und Hedgfonds. Er wurde vom Wall Street Journal und auf CNBC, Fox, CNN, NPR und C-SPAN interviewt und steuert Artikel in der New York Times, Financial Times und der Washington Post bei.

James G. Rickards lebt im US-Bundesstaat Connecticut.



Anmerkungen des Übersetzers Lars Schall:

Die Übersetzung des im Original auf "US News and World Report" veröffentlichten Textes erfolgte mit ausdrücklicher und persönlicher Genehmigung Jim Rickards‘. Zusätzlich zum nachfolgenden Text möchte ich auf zwei ausführliche Interviews von mir mit Jim Rickards hinweisen: “The central banks don’t consider it manipulation, they consider it part of their job“ und: “Die Entwertung gegenüber Gold ist die Inflation“. Des Weiteren finden Sie hier eine weitere Analyse von Rickards auf LarsSchall.com, “Währungsabwertung im Trio”.



Dieser Artikel wurde am 04. Juni 2012 auf www.usnews.com veröffentlicht und von Lars Schall, www.larsschall.com, übersetzt.



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