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Die Spannung nimmt zu

18.06.2012  |  Prof. Dr. Max Otte
Täglich überschlagen sich die Meldungen zu Europa und zum Euro. In vielen Blättern und Zeitungen wird Endzeitstimmung verbreitet. Selbst die brave ZEIT fragt in einer Titelgeschichte, wie viel Deutschland denn noch zahlen könne.

Am Wochenende wird in Griechenland gewählt. Der Ausgang ist ungewiss. Die Griechen wollen nicht mehr sparen, und teilweise kann man es auch verstehen. Die ganzen Hilfsgelder gingen ja nicht nach Griechenland, sondern letztlich an die Banken. Die Steuererhöhungen trafen die Steuerehrlichen in Griechenland, während die vielen, die Steuern hinterzogen haben, auch von den Steuererhöhungen nicht viel gemerkt haben, da sie sowieso keine oder kaum Steuern zahlten. Und das Geld der Reichen wurde sowieso schon außer Landes geschafft.

Griechenland geht es nicht gut, und nur mit einem Sparpaket ist das nicht zu ändern. Da gehören tiefgreifende Reformen her, und die dauern Jahre. Es wird so oder so hart für das Land, aber am einfachsten wäre es noch zu schaffen, wenn Griechenland aus dem Euro ausschiede.

Das ist aber trotz der katastrophalen Lage des Landes keinesfalls eine besiegelte Sache, auch dann nicht, wenn die Kommunisten drankämen. Denn die europäische Politelite wird alles daransetzen, diesen Gesichtsverlust zu vermeiden. Dann würden ja die Bürgerinnen und Bürger in Europa erkennen, dass die gesamte Panikmache "scheitert Griechenland, scheitert der Euro dann scheitert Europa“ grundlos war.

Wir können uns also mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf eine Fortsetzung des Dramas einstellen. Es werden weitere Gelder fließen, dafür werden weitere Reformversprechen gemacht werden, die dann wahrscheinlich nicht eingehalten werden.

Wie ich letzte Woche schrieb, sind die Aktien in vielen Südländern der EU mittlerweile extrem billig. Leider hindert sie das nicht daran, noch billiger zu werden. Märkte können extrem übertreiben, und keiner weiß, wo das Ende ist. Wenn aber die Marktkapitalisierung des griechischen Aktienmarktes langsam in die Größenordnung von zehn Prozent des BIP geht, dann ist das schon extrem billig.

Dazu passt auch die Nachricht, dass ein großer amerikanischer Fonds ca. fünf Prozent des griechischen Aktienmarktes aufgekauft haben solle.

Wir wissen auch nicht, was mit dem Aktienmarkt kurzfristig passieren wird, wenn Griechenland wirklich aus dem Euro ausscheiden sollte. Vielleicht - wahrscheinlich - bricht er noch mal ein, ebenso wie die anderen europäischen Aktienmärkte. Vielleicht kommt es aber auch ganz anders.

Sie müssen VOR einer solchen Entscheidung Ihre Positionierung treffen, nicht nachher, denn dann kann es zu spät sein. Und das heißt, dass Sie etwas Ungewissheit aushalten müssen. Die Risiken sollten im Rahmen einer vernünftigen Risikoaufteilung kontrolliert werden. So ist zum Beispiel der Anteil der Südaktien im PI PI Global Value Fonds (WKN: A0NE9G) um die 15 Prozent; mit Frankreich zusammen gut 20 Prozent. Ich weiß nicht, wann es sich auszahlen wird. Aber ich weiss, DASS es sich auszahlen wird.

Solide Titel wie Nestlé (WKN: A0Q4DC) sollten aber weiter die Basis für Ihr Depot, Gold eine wichtige Beimischung zur Risikostreuung sein.

Auf gute Investments, Ihr

© Prof. Dr. Max Otte



P.S.: Ich hatte diese Woche die Aufgabe, eine der wenigen Buchlesungen von Thilo Sarrazin zu begleiten. Sein Buch "Deutschland schafft sich ab“ habe ich nicht gelesen. Bei "Europa braucht den Euro nicht“ ist er aber auf jeden Fall in seinem Fach. Hier spricht ein Mann, der seit den 70er Jahren Währungs- und Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik mitgestaltet hat und auch beim IWF gearbeitet hat. Das Buch ist eine nüchterne Bestandsaufnahme der Währungspolitik der Bundesrepublik Deutschland und auf jeden Fall lesenswert.

Thilo Sarrazin rechnet mit einer 70prozentigen Wahrscheinlichkeit damit, dass Griechenland aus der Eurozone ausscheidet. So optimistisch bin ich nicht.

P.P.S: Auch Thilo Sarrazin ist kein DM-Nostalgiker, sondern nüchterner Volkswirt und er war politischer Spitzenbeamter. Auch er geht davon aus, dass Deutschland und Frankreich zusammenbleiben müssen, dass aber die Eurozone verkleinert werden sollte.



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