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Das goldene Jahrzehnt

11.08.2010  |  Peter Schiff
Gold schwebt gerade bei 1.200 $ pro Unze und Experten spekulieren über einen Gold-Bubble; für Investoren wäre es daher wichtig, einen Blick zurück zu werfen und sich zu vergegenwärtigen, wie anders die Situation noch vor 10 Jahren war. Im Jahr 2000 lag Gold bei einem unbeeindruckenden Jahresdurchschnitt von 279 $/ oz - ein 20-Jahre-Tief. Damals dachten die meisten Analysten, Gold hätte seine Funktion als Geldmetall nun komplett verloren. Sie meinten, der Goldpreis werde sich niemals erholen und nur völlig verschrobene Spinner würden in dieses Metall investieren. Ich gehörte zu den wenigen Finanzkommentatoren, die öffentlich sagten, dass Gold nicht nur entwicklungsfähig sei, sondern auch auf dem Weg zu einem langfristigen Aufwärtstrend.

Rückblickend kann jeder von uns sehen, wie falsch dieser Konsens gewesen ist. Gold hat gegenüber dem Dow, dem NASDAQ und US-Immobilien beeindruckend abgeschnitten. Dass ich eine solche Prognose mit gutem Gewissen abgeben konnte, lag daran, dass ich die vom Wall-Street-Konsens festgesetzten "Gewissheiten" ignorierte und stattdessen fundamentale Trends analysierte.


Die 2000er: Das Große Amerikanische Jahrhundert?

Vor zehn Jahren waren die USA der weltgrößte Energieverbraucher, landesweit stiegen die Immobilienpreis stetig an, die Regierung hatte einen Haushaltsüberschuss zu verbuchen und es herrschte breiter Konsens, die Welt befände sich jetzt in der Phase des Pax Americana - Stabilität, die von permanenter US-Dominanz ausgeht.

In Europa wurde der Euro aus der Taufe gehoben und kein westliches Land konnte sich auch nur entfernt vorstellen, es könne Bankrott gehen. Und die einzigen BRICs, die man kannte, waren die Steine (engl. brick), aus denen Häuser gebaut wurden. All diese Umstände waren extreme bärisch für Gold - ganz besonders aber der Dollar, der gegenüber den anderen großen Währungen ein Mehrjahreshoch erreicht hatte.

Aber ich hatte richtigerweise den Eindruck, dass sich diese Fassade bald schon auflösen würde.


Die Schildkröte und der Hase

Ende der 1970er Jahre unternahm China die ersten Schritte in Richtung Marktwirtschaft. In den darauf folgenden Jahrzehnten wuchs die Wirtschaft Chinas exponential, denn mehr als eine Milliarde Menschen gewannen die wirtschaftlichen Freiheit, in den Wettbewerb der Weltwirtschaft einzutreten. Während andere nach wie vor der Mentalität des Kalten Krieges verhaftet blieben und immer noch davon ausgingen, der Zusammenbruch des Sowjetsystems werde Amerika immerwährende Dominanz garantieren, beobachtete ich aufmerksam diesen chinesischen Güterzug, der dabei war, uns mit einer Million km/h einzuholen.

Ich erkannte, dass sich die gesamte Dritte Welt dem Kapitalismus verschrieb, während sich der Westen immer verschwenderischen staatlichen Programmen, stetig wachsender Verschuldung hingab und per Inflation für all das zahlte. Die Wirtschaften der Schwellenländer kauften viele dieser neuen Dollars und hielten den Dollarindex somit auch relativ stabil, aber alles hat ein Ende ... und ich wusste, diese Inflation würde wieder auf uns zurückfallen.

Zudem sorgte dieses Gelddrucken für erhebliche Verzerrungen innerhalb der US-Ökonomie: zuerst die Neue-Markt-Bubble, dann die Immobilien-Bubble, dann die Finanz-Bubbles - bis hin zur heutigen Bubble der US-Staatsanleihen.


2010: Der Große Zusammenbruch Amerikas

Heute ist China der weltgrößte Energieverbraucher, die amerikanischen Immobilienpreise sind seit über 30 Jahren nicht mehr so niedrige gewesen, Washington fährt Billionen-Defizite ein (Dimensionen, die damals 2000 nur sarkastisch verwendet wurden) und die USA geben militärische Übungen auf, weil sie die chinesische Regierung verärgern könnten.

Seit 2000 entwickelte sich der Euro zu Sicherungsreservewährung, die Wirtschaft Islands brach zusammen, die Griechen konnten diesem Schicksal dank ihrer Nachbarn entkommen und schlaue US-Investoren haben sich zwecks Wachstum und Kapitalschutz den BRIC-Staaten zugewandt.

Diese Veränderungen innerhalb der Weltwirtschaft und die damit einhergehenden Turbulenzen waren bullisch für Gold. Gerade erst hatte das gelbe Metall neue nominale Höchststände erreicht, was die Kritiker eine Weile lang zum Schweigen brachte. Doch das hielt nicht lange vor, jetzt behaupten sie schon wieder, es gäbe eine "Gold-Bubble".




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