Fiat-Währungen im Kondratjew-Winter
20.06.2012 | James Turk
Nikolai Kondratieff (1892-1938) war ein russischer Ökonom, der die Theorie aufstellte, dass kapitalistische Gesellschaften 54 Jahre dauernde Zyklen durchlaufen; ich habe aber auch gesehen, dass seine Theorien so interpretiert wurden, dass sie auch auf Wirtschaftszyklen mit einer Dauer von 40 bis 60 Jahren passen. Jede "Kondratjew-Welle” ist in vier Phasen unterteilt, die nach den vier Jahreszeiten benannt wurden. Jede Welle beginnt mit einem Wirtschaftsboom und endet in einer Finanzkrise, die mehrere Jahre andauert. Die Phase, in der schlechte wirtschaftliche Bedingungen herrschen, wird "Kondratjew-Winter“ genannt.
Ein Kondratjew-Winter ist von wirtschaftlicher Depression und Deflation geprägt, so beispielsweise die Zeit der Großen Depression in den 1930ern. Anhänger dieser Theorie gehen allgemein davon aus, dass die Welt jetzt wieder in einem Kondratjew-Winter steckt.
Ich bin kein Verfechter der Kondratjew-Theorie, weil nicht daran glaube, dass Ereignisse vorherbestimmt sind oder ganz präzise in Zyklen passen. Ich bin nichtsdestotrotz ein Anhänger der Österreichischen Wirtschaftsschule und daher auch der Meinung, dass 1.) Hochkonjunkturphasen (booms) - ausgelöst und angetrieben durch billigen Kredit - durchaus existieren und dass diesen Boom-Phasen 2.) unausweichlich auch Krisenphasen (busts) folgen. Und vor diesem Hintergrund ist die Bezeichnung "Kondratjew-Winter“ für die aktuelle globale Situation wohl auch vertretbar.
Wir befinden uns aktuell, so wie auch damals in den 1930ern, in einer wirtschaftlichen Depressionsphase. Und wenn man die Preise mit dem richtigen Geld bemisst, zeigt sich auch die Deflation. Die heutige Deflation wird im Allgemeinen deshalb nicht erkannt, weil die Menschen meist nur auf die Preise in ihren jeweiligen Landeswährungen schauen, nicht aber auf die in Gold bemessenen Preise.
Die Dollar-Preise bestimmter Vermögenswerte wie Immobilien, Rohöl und Aktien sind im Sinken begriffen, woran sich aber noch keine Deflation zeigt. Hier haben wir es nur mit überbewerteten Vermögenswerten zu tun, deren Preise wieder auf realistischere Stände korrigieren. Während einer Krise sinken die Preise von Vermögensanlagen, weil die überschüssigen Kreditmengen, die während des Booms ausgeweitet wurden, aus dem System gepresst werden. Dieser Prozess wird auch als Vermögens- oder Kapitalzerstörung (d.h. Zerstörung von Vermögenswerten) beschrieben, was nicht mit Deflation gleichzusetzen ist. Deflation - und somit auch Inflation - sind monetäre Ereignisse.
Immobilien, Rohöl und Aktienkurse sinken auch dann, wenn die Währung, in der diese Preise bemessen werden, aufgebläht (inflationiert) wird. Eine Dollar-Inflation zeigt sich selbst unter Verwendung des staatlichen Verbraucherpreisindex, von dem viele (mich eingeschlossen) behaupten, er würde zu niedrige Inflationsraten darstellen. Diese Inflation bedeutet, dass der Dollar an Kaufkraft verliert. In den 1930ern stieg die Kaufkraft des Dollars hingegen. Und genau das passiert während eine Deflation. Die Dollar-Kaufkraft stieg damals, weil der Dollar an Gold gekoppelt war - zuerst in einem Verhältnis von 20,67 $ pro Unze und später, als Roosevelt den Dollar abwertete, in einem Verhältnis von 35 $ pro Unze.
Heute ist der Dollar eine Fiat-Währung. Er ist nicht mehr durch Gold gedeckt oder nicht mehr über einen festen Wechselkurs an Gold gebunden. Der heutige Dollar ist stattdessen informell an Gold gebunden - über einen flexiblen Wechselkurs, den man auch als den "Goldpreis“ bezeichnet. Gold ist Geld, auch wenn es heutzutage kaum aktiv zirkuliert. Folglich eignet sich Gold für die Wirtschaftlichkeitsrechnung, d.h. zur einer volkswirtschaftlichen Bestimmung der Preislage, aus der sich ableiten lässt, ob nun Inflation oder Deflation herrscht.
Nehmen wir zum Beispiel den Preis einer populären Ware - Tee. Der Teepreis stieg von 2,28 $ pro Kilogramm (Januar 2000 - kurz bevor die Boom-Phase ihren Höhepunkt erreichte) auf 3,41 $ letzten Monat. Das entspricht einer Steigerung von 49,6%. Wenn man den Teepreis in Goldgramm (gg) misst, fiel der Teepreis über diesen Zeitraum von 0,251 gg pro Kilogramm Tee auf nur 0,066 gg. Anders ausgedrückt: Für 0,251 gg konnte man letzten Monat 3,8-mal so viel Tee kaufen wie damals im Jahr 2000. Diese gewaltige Kaufkraftsteigerung von Gold ist Ausdruck von Deflation, so wie es sie in den 1930er Jahren gab. Dieser Vergleich lässt sich - mit ganz ähnlichen Ergebnissen - auch auf Dutzende andere Güter und Dienstleistungen übertragen. Ermittelt man die Preise von Gütern und Dienstleistungen auf Grundlage von Gold, ergibt sich ein sinkender Trend; d.h. die Kaufkraft des "Gold-Geldes“ steigt aufgrund von Deflation.
Leider werden die Preise heutzutage fast ausschließlich in Dollar oder anderen Landeswährungen bestimmt. Folglich heißt es: “Der Goldpreis steigt." Aber eigentlich sollte sich folgende Betrachtungsweise durchsetzen: "Die Kaufkraft des Goldes steigt“. In einer Deflation bekommt man mehr für sein Geld, und genau das passiert gerade mit Gold. Allerdings wird diese Betrachtungsweise von Kaufkraft und Preisen gemeinhin ignoriert. Im Gegensatz zu den 1930ern sind die deflationären Entwicklungen in der heutigen Welt der Fiat-Währungen nur dann ersichtlich, wenn die Preise in Gold bemessen werden.
Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Bedingungen und einer Gold-Deflation befinden wir uns sozusagen in einem Kondratjew-Winter. Aber eigentlich wäre es präziser, die heutigen Bedingungen als "Fiat-Währungs-Bubble“ zu bezeichnen. Seit 40 Jahren bläht sie sich nun schon auf. Im Verlauf dieser Zeit haben die Menschen das eigentliche Wesen des Goldes aus den Augen verloren und den durch nichts gedeckten Währungen übertriebenes Vertrauen beigemessen.
Da keine Bubble nachhaltig ist, wird auch diese Bubble platzen. Wenn sie platzt, wird die überwiegende Mehrheit jener Menschen, die die monetären Eigenschaften des Goldes nicht kennen oder diese pauschal abtun, wieder zu verstehen beginnen, dass jene Qualitäten und Eigenschaften, die Gold 5.000 Jahre lang den Geldstatus sicherten, nicht verschwanden, nicht zerstört oder in ihrer Nützlichkeit entwertet wurden. Sie sind bleibend. Doch leider wurden sie vergessen und ignoriert, wodurch die Fiat-Währungs-Bubble erst entstehen konnte.
Platzt die Fiat-Währungs-Bubble, wird der Goldpreis in die Höhe schnellen, während die Fiat-Währungen einbrechen (was währungsgeschichtlich betrachtet in der Vergangenheit immer wieder passierte). Ich gehe davon aus, dass Gold in diesem Fall seine verdiente und traditionelle Funktion als internationales Geld im Zentrum des Welthandels wiedererlangen wird. Meine Empfehlung lautet daher: Akkumulieren Sie weiterhin physisches Gold, und falls Sie das wollen auch Silber, um Ihr Vermögen in Vorbereitung auf dieses entscheidende Schlüsselereignis zu schützen. Obwohl die Kaufkraft des Goldes schon seit über einem Jahrzehnt steigt, ist der Aufwertungsprozess noch lange nicht zu Ende.
© James Turk
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Dieser Artikel erschien am 15. Juni 2012 auf www.fgmr.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Ein Kondratjew-Winter ist von wirtschaftlicher Depression und Deflation geprägt, so beispielsweise die Zeit der Großen Depression in den 1930ern. Anhänger dieser Theorie gehen allgemein davon aus, dass die Welt jetzt wieder in einem Kondratjew-Winter steckt.
Ich bin kein Verfechter der Kondratjew-Theorie, weil nicht daran glaube, dass Ereignisse vorherbestimmt sind oder ganz präzise in Zyklen passen. Ich bin nichtsdestotrotz ein Anhänger der Österreichischen Wirtschaftsschule und daher auch der Meinung, dass 1.) Hochkonjunkturphasen (booms) - ausgelöst und angetrieben durch billigen Kredit - durchaus existieren und dass diesen Boom-Phasen 2.) unausweichlich auch Krisenphasen (busts) folgen. Und vor diesem Hintergrund ist die Bezeichnung "Kondratjew-Winter“ für die aktuelle globale Situation wohl auch vertretbar.
Wir befinden uns aktuell, so wie auch damals in den 1930ern, in einer wirtschaftlichen Depressionsphase. Und wenn man die Preise mit dem richtigen Geld bemisst, zeigt sich auch die Deflation. Die heutige Deflation wird im Allgemeinen deshalb nicht erkannt, weil die Menschen meist nur auf die Preise in ihren jeweiligen Landeswährungen schauen, nicht aber auf die in Gold bemessenen Preise.
Die Dollar-Preise bestimmter Vermögenswerte wie Immobilien, Rohöl und Aktien sind im Sinken begriffen, woran sich aber noch keine Deflation zeigt. Hier haben wir es nur mit überbewerteten Vermögenswerten zu tun, deren Preise wieder auf realistischere Stände korrigieren. Während einer Krise sinken die Preise von Vermögensanlagen, weil die überschüssigen Kreditmengen, die während des Booms ausgeweitet wurden, aus dem System gepresst werden. Dieser Prozess wird auch als Vermögens- oder Kapitalzerstörung (d.h. Zerstörung von Vermögenswerten) beschrieben, was nicht mit Deflation gleichzusetzen ist. Deflation - und somit auch Inflation - sind monetäre Ereignisse.
Immobilien, Rohöl und Aktienkurse sinken auch dann, wenn die Währung, in der diese Preise bemessen werden, aufgebläht (inflationiert) wird. Eine Dollar-Inflation zeigt sich selbst unter Verwendung des staatlichen Verbraucherpreisindex, von dem viele (mich eingeschlossen) behaupten, er würde zu niedrige Inflationsraten darstellen. Diese Inflation bedeutet, dass der Dollar an Kaufkraft verliert. In den 1930ern stieg die Kaufkraft des Dollars hingegen. Und genau das passiert während eine Deflation. Die Dollar-Kaufkraft stieg damals, weil der Dollar an Gold gekoppelt war - zuerst in einem Verhältnis von 20,67 $ pro Unze und später, als Roosevelt den Dollar abwertete, in einem Verhältnis von 35 $ pro Unze.
Heute ist der Dollar eine Fiat-Währung. Er ist nicht mehr durch Gold gedeckt oder nicht mehr über einen festen Wechselkurs an Gold gebunden. Der heutige Dollar ist stattdessen informell an Gold gebunden - über einen flexiblen Wechselkurs, den man auch als den "Goldpreis“ bezeichnet. Gold ist Geld, auch wenn es heutzutage kaum aktiv zirkuliert. Folglich eignet sich Gold für die Wirtschaftlichkeitsrechnung, d.h. zur einer volkswirtschaftlichen Bestimmung der Preislage, aus der sich ableiten lässt, ob nun Inflation oder Deflation herrscht.
Nehmen wir zum Beispiel den Preis einer populären Ware - Tee. Der Teepreis stieg von 2,28 $ pro Kilogramm (Januar 2000 - kurz bevor die Boom-Phase ihren Höhepunkt erreichte) auf 3,41 $ letzten Monat. Das entspricht einer Steigerung von 49,6%. Wenn man den Teepreis in Goldgramm (gg) misst, fiel der Teepreis über diesen Zeitraum von 0,251 gg pro Kilogramm Tee auf nur 0,066 gg. Anders ausgedrückt: Für 0,251 gg konnte man letzten Monat 3,8-mal so viel Tee kaufen wie damals im Jahr 2000. Diese gewaltige Kaufkraftsteigerung von Gold ist Ausdruck von Deflation, so wie es sie in den 1930er Jahren gab. Dieser Vergleich lässt sich - mit ganz ähnlichen Ergebnissen - auch auf Dutzende andere Güter und Dienstleistungen übertragen. Ermittelt man die Preise von Gütern und Dienstleistungen auf Grundlage von Gold, ergibt sich ein sinkender Trend; d.h. die Kaufkraft des "Gold-Geldes“ steigt aufgrund von Deflation.
Leider werden die Preise heutzutage fast ausschließlich in Dollar oder anderen Landeswährungen bestimmt. Folglich heißt es: “Der Goldpreis steigt." Aber eigentlich sollte sich folgende Betrachtungsweise durchsetzen: "Die Kaufkraft des Goldes steigt“. In einer Deflation bekommt man mehr für sein Geld, und genau das passiert gerade mit Gold. Allerdings wird diese Betrachtungsweise von Kaufkraft und Preisen gemeinhin ignoriert. Im Gegensatz zu den 1930ern sind die deflationären Entwicklungen in der heutigen Welt der Fiat-Währungen nur dann ersichtlich, wenn die Preise in Gold bemessen werden.
Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Bedingungen und einer Gold-Deflation befinden wir uns sozusagen in einem Kondratjew-Winter. Aber eigentlich wäre es präziser, die heutigen Bedingungen als "Fiat-Währungs-Bubble“ zu bezeichnen. Seit 40 Jahren bläht sie sich nun schon auf. Im Verlauf dieser Zeit haben die Menschen das eigentliche Wesen des Goldes aus den Augen verloren und den durch nichts gedeckten Währungen übertriebenes Vertrauen beigemessen.
Da keine Bubble nachhaltig ist, wird auch diese Bubble platzen. Wenn sie platzt, wird die überwiegende Mehrheit jener Menschen, die die monetären Eigenschaften des Goldes nicht kennen oder diese pauschal abtun, wieder zu verstehen beginnen, dass jene Qualitäten und Eigenschaften, die Gold 5.000 Jahre lang den Geldstatus sicherten, nicht verschwanden, nicht zerstört oder in ihrer Nützlichkeit entwertet wurden. Sie sind bleibend. Doch leider wurden sie vergessen und ignoriert, wodurch die Fiat-Währungs-Bubble erst entstehen konnte.
Platzt die Fiat-Währungs-Bubble, wird der Goldpreis in die Höhe schnellen, während die Fiat-Währungen einbrechen (was währungsgeschichtlich betrachtet in der Vergangenheit immer wieder passierte). Ich gehe davon aus, dass Gold in diesem Fall seine verdiente und traditionelle Funktion als internationales Geld im Zentrum des Welthandels wiedererlangen wird. Meine Empfehlung lautet daher: Akkumulieren Sie weiterhin physisches Gold, und falls Sie das wollen auch Silber, um Ihr Vermögen in Vorbereitung auf dieses entscheidende Schlüsselereignis zu schützen. Obwohl die Kaufkraft des Goldes schon seit über einem Jahrzehnt steigt, ist der Aufwertungsprozess noch lange nicht zu Ende.
© James Turk
GoldMoney - der bessere Weg Gold und Silber zu kaufen.
Dieser Artikel erschien am 15. Juni 2012 auf www.fgmr.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.