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Gold und Finanzkrise

17.08.2010  |  Clif Droke
Ab wann wird aus einem Marktcrash ein langwieriger Bärenmarkt und/ oder eine wirtschaftliche Rezession? Dieser Frage nahm sich ein berühmter Historiker des frühen 20. Jahrhunderts an - ein gewisser Otto C. Lightner.

1922 präsentierte Lightner "The History of Business Depressions", eine 400-seitige Abhandlung, in der er fast alle größeren wirtschaftlichen Depressionen in der Geschichte der westlichen Welt zusammentrug. Lightners umfassende Chronik der Depressionen enthält vieles, was sich auch auf die heutige wirtschaftliche Situation in Folge der Kreditkrise anwenden lässt. (An dieser Stelle muss Folgendes angemerkt werden: Vor der Großen Depression der 1930er umfasste der Begriff "Depression" unterschiedslos all das, was heute von einer milden Rezession bis hin zu einer starken Depression reichen würde.)

Ein interessantes Beispiel einer uralten Wirtschaftskrise, die Lightner detailliert beschreibt, ist die römische Schuldenkrise des Jahres 33 nach Christus. Gerade diese Krise weist erstaunliche Parallelen zu Kreditkrisen jüngeren Datums auf. Die römische Schuldenkrise begann mit einer Reihe von Geldpaniken, die von einer ganzen Anzahl von Anstürmen auf römische Bankenhäuser begleitet wurde.

"Eine Beschreibung der damaligen Panik", so Lightner, "liest sich wie eine Beschreibung heutiger Paniken." Eine bedeutende Firma, Seuther und Sohn aus Alexandria, war in Schwierigkeiten, weil drei reich beladene Schiffe in einem Sturm auf dem Roten Meer verloren gingen, zudem sank der Wert von Straußenfedern und Elfenbein. Zur selben Zeit ging in Tyros das große Haus von Malchus und Co., das Werkstätten in Antioch und Ephesus betrieb, plötzlich Bankrott, da ihrer phönizischen Arbeiter streikten und ein aus der Sklaverei entlassener Manager große Geldsummen unterschlagen hatte. Diese Zusammenbrüche schlugen sich auf das römische Bankenhaus Quintus Maximus und Lucious Vibo nieder. Es kam zu einem Ansturm auf ihre Bank, der auch auf andere Bankenhäuser, allen voran das der Brüder Pittius, übergriff, welche angeblich mit involviert waren."

Lightner schreibt weiter: "Die Via Sacra war die Wall Street Roms und in dieser Durchfahrtsstraße wimmelte es nur so von aufgeregten Händlern. Diese beiden Firmen ersuchten andere Banker um Hilfe, so wie es auch heute geschieht. Unglücklicherweise waren Rebellionen unter der halbzivilisierten Bevölkerung Nordgalliens ausgebrochen, wo ein großer Teil des römischen Kapitals investiert worden war. Die Regierungen der betroffenen Regionen mussten einem Schuldenmoratorium zustimmen. Andere Banker fürchteten die Folgen der allgemein angespannten Situation und versagten den ersten beiden Häusern die Hilfe, was die Krise vorantrieb."

Die Krise wurde von Kaiser Tiberius gelöst, welcher den "Schuldprozess vorübergehend aussetzte und 100 Millionen Sesterzen aus dem kaiserlichen Staatsschatz an die solventen Banker vergab, welche das Geld drei Jahre lang zinslos verleihen sollten. Nach diesen Maßnahmen beruhigte sich die Panik in Alexandria, Kathargo und Korinth."

Nach der Betrachtung einer über 3000-jährigen Depressionsgeschichte kommt Lightner zur folgenden provokanten Aussage: "Mit dem, was in Depressionen verloren wird, könnte man problemlos die eigenen Staatsschulden bezahlen." Obgleich man darüber streiten könnte, ob diese Aussage noch auf die heutige Zeit übertragbar ist, so lässt sich jedoch nicht abstreiten, dass zumindest ein Quäntchen Wahrheit darin steckt - gerade weil die Verlustrechung der 2008er Kreditkrise immer noch läuft.

In "The History of Business Depressions" beobachtet Lightner auch Folgendes: "Paniken müssen nicht zwangsläufig zu einer generellen Depression führen. Es hat schon viele Paniken gegeben, die einfach vorübergingen und nur die Finanzzentren betrafen und auch das nur vorübergehend. Manche dieser Paniken schafften es nicht einmal auf die Titelseiten der Nachrichtenblätter. Ob nun eine Panik zu einer Depression führt, hängt davon ab, ob ihre Durchschlagkraft die Kreditstruktur beschädigt hat oder nicht.

Wenn die Prosperitätsphase des Zyklus noch nicht vorüber ist und die Inflation noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat, wird eine Panik nur geringe Auswirkungen auf die allgemeine Unternehmenstätigkeit haben. Tritt sie jedoch zu einer Zeit wild wuchernder Inflation und Spekulation ein und sollte die Kreditelastizität ihre Grenzen erreicht haben, dann wird es zur Depression kommen, weil keine Ressourcen zur Hand sind, mit denen die schlimmen Auswirkungen bekämpft werden können."

Leitner diskutiert in seinem Buch ein wichtiges Prinzip - das der auslaufenden Inflation. Dieses Prinzip lässt sich in der Praxis bei den vielen Aktienmarktpaniken beobachten, die es seit den 1980ern bis zum Beginn der Kreditkrise von 2008 gegeben hatte. Innerhalb dieses Zeitraums von zwanzig Jahren folgte den Paniken normalerweise eine schnelle Erholung, da der inflationäre Trend der Aktienpreise jener Jahre noch nicht ausgelaufen war. Dasselbe kann auch über die vorübergehenden Rücksetzer (meistens regionaler Natur) bei den Grundstücks- und Immobilienpreisen jener Jahren gesagt werden. Aber wenn die Inflation komplett ausgelaufen ist und die langfristigen Zyklen diesen Trend nicht mehr unterstützen, folgt der Panik eine Rezession der Geschäftstätigkeit und die Preise werden sich nur recht langsam erholen.




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