Krieg und Frieden im Wirtschaftszyklus
06.10.2003 | Johann A. Saiger
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Zum Teil aufgrund der Genauigkeit dieser Voraussage wurde Kondratieff von Schumpeter und anderen angesehenen Wirtschaftswissenschaftlern sehr ernst genommen.
Kondratieff bemerkte bei seinen Recherchen aber auch eine Beziehung zwischen den Talsohlen und Scheitelpunkten der Wellen einerseits und mehreren europäischen und amerikanischen Kriegen andererseits. Insbesondere schien der Tiefpunkt der einzelnen Wellen oft zusammenzutreffen mit einem relativ begrenzten und profitablen Krieg, der einen neuen Anstoß gab, worauf eine 20-30 Jahre andauernde Periode mit (wieder) steigenden Preise folgte, in der fast alles gut lief. Im Laufe der Zeit kam es jedoch zu einer Reihe von Belastungen und Verzerrungen, die Wirtschaft wurde überzuversichtlich und skrupellos, und schließlich brach man wieder einen kleinen ´Scheitelkrieg´- der mit dem höchsten Punkt der Welle zusammenfiel - vom Zaun. Diese Kriege waren sehr erbittert und zerstörerisch, und man hatte fast den Eindruck, die Gesellschaft habe ein Übermaß an Energie, Dynamik und Rücksichtslosigkeit gehabt, das sich entladen mußte.
Kondratieff kann zu den verschiedenen Versionen seiner Theorie nichts mehr sagen. Tatsächlich kommentierte er noch nicht einmal die von ihm beschriebenen Entwicklungen, sondern behauptete schlicht, das empirische Material reiche aus, um ihre Existenz zu beweisen.
Dr. Ravi Batra Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Southern Methodist University in Dallas / Texas, sowie Autor des Millionen-Bestsellers "Die grosse Rezession von 1990" deutet ebenfalls dezent auf Zusammenhänge zwischen Kriegen und gewissen Stadien im Wirtschaftszyklus hin.
Der bekannte Informationsdienst "The International Bank Credit Analyst" zitierte unlängst den ehemaligen US-Notenbank Chef Paul Volcker. Dieser meinte doch tatsächlich: "Bei einem derart hohen Verschuldungsgrad war bislang noch immer ein Krieg bezeichnend". Kriegsursache: Zu hohe (US)-Verschuldung? Eine höchst erstaunliche Aussage. Tatsächlich scheint dies aber doch einer der Gründe dafür zu sein.
Ziemlich eindeutig kann die Feststellung getroffen werden, dass die wahren Kriegsursachen eigentlich immer in wirtschaftlichen Begründungen zu suchen sind.
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Bild 1: Im Chart US Wirtschaftstätigkeit 1905-1980 wird ersichtlich, wie positiv sich alle Kriege auf die US Wirtschaft ausgewirkt haben
Auswirkungen der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts auf die US-Wirtschaft
Erster Weltkrieg: USA - Wirtschaftsentwicklung von 1914-1919
Zweiter Weltkrieg: USA - Wirtschaftsentwicklung von 1940-1945
Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist wohl der Umstand, dass von den direkten positiven wirtschaftlichen Kriegsauswirkungen immer nur die USA betroffen sind.
(Kriminalisten lernen eigentlich schon sehr früh, dass die wahren Nutznießer von Verbrechen sehr oft auch die Drahtzieher sind. Bereits die Römer fragten, "cui bono" - "wem zum Nutzen" - eine Tat geschah).
Kriegsursache Überschuldung
Eine - wegen totaler Überschuldung - & für die USA fast schon unvermeidliche Währungsreform vor dem ersten Weltkrieg konnte dank des Umstandes vermieden werden, dass sich im Kriegsverlauf die (damals) enorme Auslandsverschuldung von 4 Mrd. US-Dollar in Forderungen im Ausmaß von 11 Mrd. US-Dollar verwandelt hat. Damit wurde doch tatsächlich das Schuldenproblem der USA überraschend positiv gelöst.
Währungsreformen wurden dafür im Nachkriegsstadium in etlichen Ländern in Europa erforderlich. Damit fand auch das europäische Schuldenproblem eine endgültige Lösung; jedoch in der für die Bevölkerung äußerst schmerzlichen Form einer Währungsreform.
Auch bei Kriegen, welche scheinbar nur enorme völlig unnötige Kosten verursacht haben, konnte in Wirklichkeit aber ein Entschuldungseffekt erzielt werden. Typisches Beispiel dafür ist der VIETNAM-Krieg. Dieser erstreckte sich eigentlich von 1959 bis 1975. Die USA waren mit massivem Militäreinsatz zwischen 1964-1974 engagiert. In dieser Zeitspanne ist die US-Staatsverschuldung zwar nominell weiter enorm angestiegen, doch in Prozenten des Bruttosozialproduktes (US Government Debt as a % of Gross Domestic Product - siehe Bild 2) wurde dabei die Staatsverschuldung - von etwa 46% auf 23% - halbiert!